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Skoda
Ronny Kauerhof — Mit der dritten Generation des Škoda Octavia startet die tschechische Volkswagen-Tochter eine Revolution. Wie andere aktuelle VW-Modelle fußt der Octavia auf dem modularen Querbaukasten (MQB). Die seit Februar in den Verkaufshallen stehende Limousine konnte dadurch formal der Kompaktklasse entwachsen. Im Vergleich zum Vorgänger besitzt die aktuelle Version auch die voluminöseren Argumente. Selbst der mit 585 Litern in der Vorgängerversion schon überragend große Kofferraum wuchs noch einmal um fünf Liter. Das genügt das, um sich vom Rapid abzusetzen und konzernintern den VW Passat anzugreifen?
Ein Allerweltsauto war der Octavia nie. Schon immer konnte der Autobauer aus dem tschechischen Mladá Boleslav mit Qualität und Verkaufspreis punkten. Seit der Markteinführung 1996 fand der Octavia fast vier Millionen Käufer. [foto id=“461338″ size=“small“ position=“right“] Im ersten Quartal 2013 hätte sich der neue Škoda sowohl in der Kompakt- als auch in der Mittelklasse beinahe den ersten Platz als bester nichtdeutscher Anbieter gesichert.
Einzig der Ford Focus kann ähnlich gute Verkaufszahlen aufweisen. In den ersten drei Monten lag der Octavia nur etwa 5.000 Verkäufe hinter dem Passat. Das Update des schicken und praktischen Tschechen ist also – trotz der momentan schwierigen Lage auf dem europäischen Markt – bei den Kunden sehr gut angekommen.
[foto id=“461339″ size=“small“ position=“left“]Wie schon der Rapid erhielt auch der Octavia das neue Markengesicht mit dem aktuellen schwarz-silbernen Logo. Nüchtern und schlicht wirkt die Frontpartie, die von vielen Kanten durchzogen wird. Das gibt dem Octavia eine gewisse Strenge. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die gerade Schulterlinie. Chefdesigner Jozef Kabaň hat die zweite Generation zurechtgestutzt.
Das Heck zieren Leuchten in altbewährter C-Form. Die große Heck-Klappe liegt bei Škoda wohl in der Familie, schon beim Rapid konnte man unter ihr viel verstauen. Beim Octavia wuchs das Ladevolumen noch einmal um 40 Liter. 590 Liter (mit umgeklappten Sitzen 1.580 Liter) sind hervorragende Werte für beide Klassen, [foto id=“461340″ size=“small“ position=“right“]denen der Škoda zugeordnet werden kann. Im Vergleich hierzu reißen die Mittelklässler BMW 3er oder Audi A4 nicht einmal die 500-Liter-Marke.
Gerade einmal 70 Zentimeter hoch muss die Fracht in den Kofferraum gewuchtet werden. Die Simply-Clever-Idee glänzt hier mit einer Vielzahl nützlicher Haken und Ösen. So kann alles mit wenigen Handgriffen rutschfest verstaut werden. Und die Ideen scheinen Škoda nicht auszugehen – im Octavia gibt es jetzt eine Spange zum Einstecken von Parktickets an der Windschutzscheibe [foto id=“461341″ size=“small“ position=“left“]. Zum Symbol für das funktionale Design des tschechischen Automobilhersteller ist der Eiskratzer mit Lupe geworden, der erstmals 2012 im Tankdeckel des Rapid steckte. Auch Octavia-Fahrer können den Lupeneiskratzer aus dem Tankdeckel ziehen.
Die dritte Octavia-Generation lebt vom Ruf, zwischen den Klassen zu wandeln. Offiziell gehört er zur Kompaktklasse, doch der von auto.de geteste Škoda Octavia 1.6 TDI drängt mit 4,66 Meter Länge stark in die Mittelklasse. Er ist nur elf Zentimeter kürzer als der Passat und überragt den Golf um [foto id=“461344″ size=“small“ position=“right“]fast einen halben Meter. Auch in der Breite hat er um fünf Zentimeter und im Radstand um elf Zentimeter zugelegt. Mitfahrer können es sich auf der Rückbank bequem machen, ohne auch nur annähernd die in der Kompaktklasse typische Enge zu verspüren. Als Familienauto dürfen die Kinder sogar die Beine baumeln lassen, denn bei Knie- und Kopffreiheit setzt der Octavia Bestmarken.
Škoda bietet sein Raumwunder zu einem absoluten Kampfpreis an. Doch das Basisangebot von 15.990 Euro täuscht. Wie ein Blick auf die Optionsliste unseres Testwagens zeigt, summiert sich der Preis beim 105 PS-Turbodiesel schnell auf das Doppelte.
Satte 32.930 Euro schlagen für den Testwagen zu Buche. Natürlich ist es nicht unbedingt nötig, ein Canton Soundsystem für 470 Euro nachzurüsten oder 1.295 Euro in Bi-Xenonleuchten zu investieren. Für den Wohlfühlfaktor im Wagen ist [foto id=“461345″ size=“small“ position=“left“]es trotzdem gut. Und wer sich das Einparken erleichtern möchte, wird die gut funktionierende Einparkhilfe für 570 Euro bestellen.
Der neue Octavia bringt im Vergleich zu VW-Modellen sogar Entertainment ins Auto. Skoda spendiert seinem Verkaufsschlager in der Basisversion das Radio ohne Aufpreis, allerdings auch ohne CD-Player. Dafür fehlt dem Einstiegs-Octavia die Klimaanlage.
Eine schlichte Optik zieht sich von den Rundinstrumenten über die hebelartigen Türöffner bis zum acht Zoll großen Touchscreen, das zum Fahrassistenzpaket Traveller für 2.390 Euro Aufpreis gehört.[foto id=“461346″ size=“small“ position=“right“] Auf dem 800 x 480 Bildpunkte scharfen Display navigiert es sich mit dem Columbussystem – wie von der gesamten VW-Navi-Palette gewohnt – komfortabel.
Das Traveller-Paket bietet außerdem DAB+, Spurhalteassistent, Fernlichtassistent, elektrisch anklappbare Außenspiegel sowie Telefonfreisprecheinrichtung mit Bluetooth, 3-Speichen-Multifunktionslenkrad für Bordcomputer, Radio und Telefon. Kritik muss sich allein die Verkehrszeichenerkennung in unserem Testwagen gefallen lassen. Bei fast jeder Fahrt quittierte diese nach nur wenigen Kilometern den Dienst.
Schlüssellose Freiheit mit Start-Stopp-System kostet 390 Euro. Die 440 Euro für protektiven Insassenschutz mit [foto id=“461347″ size=“small“ position=“left“]Seitenairbags für den Fond sollten Familien durchaus investieren. Nützlich im Smartphonezeitalter ist eine 230V-Haushaltssteckdose für 90 Euro zwischen Fahrer- und Beifahrersitz.
Serienmäßig gibt es Differenzialsperre (EDS), hydraulischer Bremsassistent, Multikollisionsbremse, Servolenkung, Zentralverriegelung inklusive Funkfernbedienung, elektrische Fensterheber vorn, elektrische und beheizbare Außenspiegel, im Verhältnis 60:40 geteilte Rücksitzlehne und Tagfahrlicht.
An Motoren, Ausstattungen sowie Assistenzsystemen wurde beim Octavia im Vergleich zu anderen VW- oder Audi-Modellen dezent gespart. Neben dem 1.6 TDI-Testfahrzeug werden dem Octavia lediglich drei Benzin- und ein weiteres Diesel-Aggregat aus dem VW-Regal zugestanden. Einstiegsvariante ist der 1.2-Liter Turbo-Benziner mit 86 PS oder 105 PS. Zackiger voran geht es für den Wagen mit 1.4 und 1.8-Liter Ottomotoren mit 140 und 180 PS. Immerhin wiegt der Octavia trotz Mittelklasse-Maßen nur knapp mehr als ein VW Golf. Einstiegsdiesel ist der 1.6 TDI mit 105 PS. Die 2.0-Liter Dieselversion findet sich auch im Golf. Stolze 20 PS (170:150 PS) trennen den Octavia vom Mittelklassenprimus Passat.
[foto id=“461348″ size=“small“ position=“right“]Aus Freude am Fahren entscheidet man sich sicher nicht für ein 105-PS-Dieselmodell. Der Octavia begeistert mehr mit objektiven Daten, die sich kostensparend auswirken. Das Einstiegsmodell ist 1.000 Euro günstiger als der Golf. Auch ein Plus an Komfort kostet im Octavia deutlich weniger.
Neben den Anschaffungskosten machen die Unterhaltskosten den Škoda zum Vernunftmodell. Auf 100 Kilometer verbraucht er nur 5,2 Liter Diesel, vorausgesetzt, man wählt den Eco-Modus und befolgt die Schalthinweise im Bordcomputer. Für seine Größe und das Gewicht von 1,3 Tonnen ist das ein wirklich sparsames Vergnügen.
Zur Wahl stehen insgesamt vier Fahrmodi (Sport, Eco, Normal, Individual). Die Modi lassen sich über das Touchscreen anwählen. Im Sportmodus beschleunigt der Diesel in 10,8 Sekunden von null auf hundert. Die manuelle 5-Gang-Schaltung [foto id=“461349″ size=“small“ position=“left“]kann durch eine ausgewogene Übersetzung überzeugen. Überholmanöver auf der Landstraße sollten trotzdem vorausschauend geplant werden. Mit der Kraft von nur 105 PS eignet sich der Škoda mehr zum Cruisen als zum Rasen.
Zwar besitzt der Octavia nur einer Verbundlenkerhinterachse, doch in einer verbesserten Version, die verwindungssteifer ist und eine hervorragende Straßenlage bietet. Der erweiterte[foto id=“461350″ size=“small“ position=“right“] Radstand sorgt zusätzlich für Fahrstabilität. Damit gehört das leichte Aufschaukeln des Octavia II der Vergangenheit an. Straßenschäden und Kopfsteinpflasterpassagen sind in der Fahrgastzelle kaum spürbar.
Das Design des Octavia wirkt frisch, die Materialverarbeitung ist exzellent. Zumindest optional sind fast alle technischen Errungenschaften und Spielereien von VW auch für den günstigen Tschechen verfügbar. Der Passat ist für einen Vergleich trotzdem eine Nummer zu groß, auch wenn der Škoda Octavia viel Platz bietet. Andererseits ist der Octavia für die [foto id=“461351″ size=“small“ position=“left“]Golfklasse mit 4,66 Metern Länge zu voluminös.
Aber es zählt nicht immer nur die Größe. Liebenswert machen den Ocativa vor allem die kleinen, einfachen, cleveren Ideen wie der Parktickethalter an der Windschutzscheibe oder die Universal-Telefonhalterung in der Mittelkonsole. Dazu kommt ein nahezu unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Für 32.930 Euro gibt es kaum ein Auto, das so viel Platz und Qualität bietet. Drängt sich die Frage auf, wo der Ocatvia wirklich einzuordnen ist. Auch wenn die Pressestelle von Škoda den neuen Octavia mit Nachdruck in die Kompaktklasse zwängt, katapultiert sich der Wagen durch Größe, Anmutung und Qualität von selbst in eine höhere Liga. Doch wer will schon in der Mittelklasse einer unter vielen sein, wenn er in der Kompaktklasse Maßstäbe setzen kann.
Länge/Breite/Höhe (m) | 4,66-4,78/1,81/1,46-148 |
Radstand (m) | 2,69 |
Motoren | R4 Turbodiesel mit Start-Stopp-System und Rekuperation, DOHC, 4 Ventile/Zylinder, Common-Rail-Einspritzung |
Hubraum (ccm) | 1.598 |
Leistung kombiniert (kW/PS) |
77/105 |
max. Drehmoment (Nm bei U/min) |
250 bei 1.500-2.750 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 195 |
Beschleunigung 0-100 km/h (s) | 10,8 |
Verbrauch | |
Test-Verbrauch (l/100 km) | 5,2 |
Verbrauch laut Hersteller (l/100 km) | 3,8 |
CO2-Ausstoß laut Hersteller (l/100 km) | 99 |
Schadstoffklasse | Euro 5 |
Energieeffizienzklasse | A |
Ausstattung (Basismodell) |
neun Airbags, elektronische Stabilisierungskontrolle (ESC), Antiblockiersystem (ABS), Motorschleppmomentregelung (MSR), Antriebsschlupfregelung (ASR), elektronische Differenzialsperre (EDS), hydraulischer Bremsassistent, Multikollisionsbremse, Servolenkung, höhen- und längeneinstellbares Lenkrad, Zentralverriegelung mit Safe-System inklusive Funkfernbedienung, elektrische Fensterheber vorn, elektrische und beheizbare Außenspiegel, Rücksitzlehne 60:40 geteilt, Tagfahrlicht |
Gewicht/Zuladung | |
Leergewicht (kg) | 1.307 |
zul. Gesamtgewicht (kg) | 1.857 |
Kofferraumvolumen (l) | 590-1.580 |
Preise (Euro) |
|
Basismodell ab | 15.990 |
Testwagen | 32.930 |
Exterieur-Design | 2,0 |
Interieur-Design | 2,2 |
Multimedia | 1,8 |
Navigation | 1,8 |
Fahrbetrieb | 2,3 |
Verbrauch | 1,8 |
Kosten | |
Kraftstoffkosten** | 1.232 |
Steuern | 152 |
Wertverlust | 4.940 |
Gesamtkosten pro Jahr* | 6.324 |
Testnote |
2,0 |
+ | Kofferraum und Beinfreiheit mit Bestwerten |
+ | Serienausstattung mit vielen nützlichen Details |
+/- | spritsparendes Dieselaggregat mit mäßiger Leistung |
– | Fünf-Gang-Schaltung |
*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) |
geschrieben von auto.de/kau veröffentlicht am 24.04.2013 aktualisiert am 24.04.2013
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