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Tesla
Auch wenn die Elektromobilität bei uns nur schleppend anläuft, ist der Name Tesla überraschend vielen Leuten ein Begriff. Nicht etwa der Erfinder und Physiker, sondern das gleichnamige Unternehmen aus Palo Alto in Kalifornien. Um die Bekanntheit in Europa noch weiter zu steigern, tourt Tesla aktuell im Rahmen der sogenannten „Fully Charged“ Tour über den Kontinent. Auftakt war bei uns, direkt vor der Tür in Leipzig. Daher habe ich es mir nicht nehmen lassen, eine erste Testfahrt im Tesla Model S zu unternehmen
Das Interesse am Tesla Model S ist groß. Das wird bereits klar, als ich mich dem heutigen Stützpunkt der „Fully Charged“-Tour nähere, dem Hotel Fürstenhof, unweit des Leipziger Hauptbahnhofes. Dauernd bleiben Leute stehen und mustern die edlen Sportlimousinen. Manche, die sich unbeobachtet fühlen, werfen auch mal einen verstohlenen Blick ins Innere der Elektroautos. Was mir hier sofort auffällt: Tesla vermarktet sich, die Marke und das Auto. Dass es sich dabei um Elektroautos handelt, wird nicht sofort klar. Das „Fully Charged“ (also „Voll geladen“) könnte im PR-Jargon für alles Mögliche stehen.
Da ich mindestens genauso neugierig bin wie die anderen Passanten, gehe ich schnell rein und melde mich an. Schon stehe ich vor der Frage, welches der drei vorhandenen Fahrzeuge ich für meine etwa einstündige Testrunde nehmen will. Meine Wahl fällt auf das weiße Modell, eine gute Entscheidung, wie ich gleich erfahren werde. Denn am Auto erhalte ich eine kurze Einweisung in der mir erklärt wird, dass es vom Model S drei Variante gibt. „Basis“ ist die Version Model S 60, verfügt über einen Akku mit 60 kWh Fassungsvermögen und eine Leistung von 306 PS. Daneben bietet Tesla auch die Version 85 an, [foto id=“521967″ size=“small“ position=“left“]welche sich vor allem durch den deutlich größeren Akku (85 kWh) auszeichnet und mit 367 PS auch mehr Leistung hat. Meine Wahl fiel auf das einzige Tesla Model S P85+. Das P steht hier für Performance und zeichnet die Leistungsstärkste Variante des Model S aus. Mit 421 PS und 4,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h liegt der das Model S P85+ auf dem Niveau eines Porsche 911 S, schöpft seine Kraft jedoch ausschließlich aus Storm.
Als ich mich mit Schlüssel in der Tasche dem Fahrzeug nähere, fahren die komplett in den Türen versenkten Griffe heraus. Willkommen in der Zukunft. Der Eindruck setzt sich im Cockpit weiter fort. Analoge Anzeigen haben hier nichts verloren. Ein digitales Armaturenbrett und[foto id=“521968″ size=“small“ position=“right“] ein Infotainment, das so manchem Flachbildfernseher zur Ehre gereichen kann, zeugen deutlich von der Herkunft des Tesla aus Silicon Valley. Entsprechend intuitiv und vertraut fällt die Steuerung der Systeme über den großen Touchscreen aus. Besonders gelungen fand ich die Integration von Google-Maps-Satelliten-Bilder in die Navigation, sowie die Möglichkeit das Schiebedach stufenlos via Touchscreen zu öffnen. Was genau dargestellt wird, kann man sich komplett frei belegen. Meine Favoriten waren Navi oder Radio sowie Leistungs- bzw. Verbrauchsdaten. Die Bedienung während der Fahrt gestaltet sich ohne ertastbare Knöpfe natürlich suboptimal, das ist trotz besonders großer Schaltflächen auch beim Tesla nicht anders.
Auch sonst ist die Bedienung des Tesla Model S kein Hexenwerk, gestaltet sich wie bei einem gewöhnlichen Fahrzeug mit Automatikgetriebe. Und so rolle ich bald vom Hof des Hotels und gleite im Mittagsverkehr durch die Leipziger City. Während der Fahrt fällt mein Blick auf die Verbrauchsanzeige. Den steilen Bergen des Diagramms entnehme ich, dass mein Vorgänger nicht gerade zimperlich mit dem Elektroauto umgegangen ist. Trotzdem wird mir bei nur noch zu 2/3 geladenen Akkus eine Reichweite von circa 254 km veranschlagt. So viel schafft kein E-Auto, das mir spontan einfällt.[foto id=“521969″ size=“small“ position=“left“] Nissan Leaf, BMW i3 oder e-Golf liegen alle im Bereich von 100 bis 200 km. Da Stop-&-Go-Verkehr bei Elektroautos sogar gut für den Verbrauch ist – immerhin kann der Wagen beim ständigen Bremsen Energie zurückgewinnen – steigt meine Reichweite rapide an. Mit knapp 380 km verlasse ich die Stadt gen Süden, dem schnellsten Weg zur Autobahn.
Dort angekommen zahlt sich meine Geduld aus, das Gaspedal bisher nur gestreichelt zu haben. Denn wie die 421 Elektro-PS mit praktisch permanent anliegenden 600 Nm Drehmoment los prescht, ist atemberaubend. Binnen Sekunden habe ich 160 km/h erreicht. Hier regeln so ziemlich alle anderen Stromer ab – von sündhaft teuren Ausnahmen wie dem Mercedes SLS E-Cell mal abgesehen. Doch auch das Tesla Model S macht hier nicht halt. Also drücke ich das Gaspedal voll durch und das Model S beschleunigt wie an der Schnur gezogen weiter. Erst bei 210 km/h begrenzt die Elektronik den Vorwärtsdrang. Was auch besser ist, denn plötzlich erscheint in meinem Blickfeld ein Eintrag: Prognostizierte Reichweite 80 km. Bitte was? Wo sind die übrigen 300 km hin?
Also gehe ich schnell vom Gas, um nicht irgendwo im Leipziger Umland liegen zu bleiben. Beim Ausrollen dann plötzlich Irritation. Die 80 km werden rasant mehr, [foto id=“521970″ size=“small“ position=“right“]nach Sekunden sollen es bereits 999 km sein. Dann wird mir klar: bei diesem Wert handelt es sich um die Reichweite bei aktuellem Verbrauch. Als ich dann den Durchschnittsverbrauch wähle, spuckt mir der Bordcomputer sofort wieder 250 km aus, die sich bis zu meiner Ankunft am Stützpunkt in der Leipziger City wieder auf 300 km aufsummieren.
Nach gut einer Stunde mit dem bärenstarken Tesla Model S P85+ bin ich ziemlich begeistert von den Fahrleistung des Elektroautos und wundere mich, was die Amerikaner richtig machen, was offenbar bisher kein anderer kann. Denn obwohl ich alles andere als zurückhaltend unterwegs war, bleibt die Reichweite deutlich über dem, was die rein elektrische Konkurrenz zu bieten hat. Auch das Problem der mangelnden Infrastruktur sowie fehlender Anreize zum Kauf eines E-Autos nimmt Tesla selbst in die Hand. Europaweit hat Tesla mittlerweile 50 sogenannte Supercharger aufgestellt, allein 14 davon in Deutschland, zumeist entlang großer Autobahnen wie der A7 oder der A9. An diesen Superchargern fließt der Strom so schnell in die Akkus, dass in nur 30 Minuten genug Saft für 270 km getankt werden kann. Der große Clou dabei: Tesla-Fahrzeuge dürfen ihr gesamtes Leben lang an diesen Superchargern kostenfrei aufladen. Es muss also erst das Unternehmen eines US-Amerikanischen Milliardärs kommen um der Autonation Deutschland die Elektromobilität [foto id=“521971″ size=“small“ position=“left“]beizubringen.
Doch bei all der Lobhudelei auf das Tesla Model S sei auch kurz Kritik erlaubt. Denn das Model S sieht zwar schick aus, ist aber alles andere als die beworbene Oberklasse. Denn moderne Assistenzsysteme, wie Toter-Winkel-Assistent, Spurhalte-Assistent, Abstandstempomat oder ähnliches, gibt es hier nicht mal gegen Aufpreis. Zudem ist die Verarbeitung in Ordnung, erhält jedoch keine Spitzennote. Vor allem bei den Spaltmaßen hat Tesla nach deutschem Standard noch einiges an Hausaufgaben vor sich. Denn das von Tesla-Chef Elon Musk anvisierte Ziel, das beste Auto der Welt zu bauen, ist mit dem Model S noch nicht gelungen. Das aktuell beste E-Auto ist das Model S aber ohne Frage, auch wenn der Spaß mit 65.740 Euro Basispreis nicht ganz billig ist.
Plus: | Die Optik, die Leistung, die Reichweite, das Schnellade-System |
Minus: | Die Verarbeitung, Mangel an Assistenzsystemen und der Anschaffungspreis |
Fünfsitzige, fünftürige Oberklasse-Limousine | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,98/1,44/1,96 |
Radstand (m): | 2,96 |
Motor: | Vierpoliger Dreiphasenwechselstrom-Induktionsmotor mit Kupferläufer |
Leistung: | 310 kW/ 421 PS von 5.000 bis 8.100 U/min |
max. Drehmoment: | 600 Nm |
Akku-Kapazität: | 85 kWh |
max. Reichweite: | bis 500 km |
Höchstgeschwindigkeit: | 210 km/h (abgeregelt) |
Beschleunigung 0-100 km/h: | 4,4 Sekunden |
Energieverbrauch (Hersteller): |
18,1 kWh/100 km |
Testverbrauch: | ca. 20 kWh/100 km |
CO2-Ausstoß Hersteller: | 0 g/km |
Energieeffizienzklasse: | A+ |
Ausstattung (Serie, Auswahl): |
Sechs Airbags, Xenon-Scheinwerfer, Traktionskontrolle, Scheibenbremsen mit Antiblockiersystem (ABS), Vordersitze mit 12 elektrischen Verstellfunktionen und regelbarer Sitzheizung, 200-W-Stereosystem mit sieben Lautsprechern sowie AM/FM-Radio, 17-Zoll-Touchscreen mit Bedienfunktionen für Unterhaltungssystem, Kommunikation, Innenraum und Fahrzeug, Schlüsselloser Zugang, Tempomat, HD-Rückfahrkamera, Zweizonen-Klimaautomatik, Elektrische Fensterheber |
Gewichte/Zuladung | |
Leergewicht: | 2.100 kg |
Kofferraumvolumen: | 744,7 – 1.645,2 Liter plus 150,1 Liter vorne |
Basispreis (Model S 60) |
65.740 Euro (Inklusive MwSt von ca. 11.000 Euro) |
Models S P85: |
ab 88.040 Euro (Inklusive MwSt von ca. 14.000 Euro) |
Testwagen: | 118.240 Euro (Inklusive MwSt von ca. 19.000 Euro) |
Vorraussichtliche Kosten pro Jahr | |
Steuer: | 0,00 Euro |
Kraftstoff: | 840 Euro |
Wertverlust: | 17.736 Euro |
Gesamtkosten pro Jahr: | 18.576 Euro |
*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Stromkosten , Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) **Stromkosten bei 0,28 Cent/kWh und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern und ohne kostenloses Laden am Supercharger |
geschrieben von Holger Zehden/auto.de veröffentlicht am 14.08.2014 aktualisiert am 15.08.2014
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gastbayer
August 17, 2014 um 7:46 pm UhrAlle Achtung! Wer hätte das gedacht… Wenn Elektroantriebe aus der Müsli-Ecke herauskommen und Leistung des autos im Vordergrund steht, kann ich mich auch schon fast für e-Mobilität erwärmen.
Man darf gespannt sein, wie lange Tesla (wieder) existiert. Ein ähnliches Highlight würde auch einem deutschen Premium-Hersteller gut zu Gesicht stehen.