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VW
Der Käfer sowie sein Nachfolger der „New Beetle“ sind komplett an mir vorbei gegangen. Beide kenne ich nur vom Hörensagen oder von Weitem. Ersten Kontakt hatte ich erst mit dem 21 Century Beetle, bei der Präsentation des Cabrios. Diese Bildungslücke wollte ich in diesem Winter schließen und ließ mir den Käfer-Nachfolger als 210 PS starken TSI-Turbo-Beetle kommen.
Ich muss gestehen, ich bin weder[foto id=“499183″ size=“small“ position=“right“] Fan von Oldtimern, noch habe ich einen Hang zu Dingen im Retro-Look. Aus diesem Grund hatte ich den Beetle bisher auch nicht unbedingt auf dem Schirm. Vor allem da mir der „New Beetle“ seinerzeit zu gewollt niedlich ein Käfer sein wollte. Der Nachfolger – bei dem VW Gott sei Dank vom Namen „21st Century Beetle“ abgekommen ist und ihn nun schlicht „Beetle“ nennt – macht das ein ganzes Stück besser. Das Blechkleid der beiden Käfer unterscheidet sich dabei gar nicht so sehr wie auf den ersten Blick vermutet. Motorhaube und Kofferraumdeckel wurden verbreitert, die Scheinwerfer erhielten Kontur, die Rückleuchten wurden größer, der ganze Beetle etwas flacher. Der Wagen wurde etwas „entrundet“ wodurch der Beetle nicht mehr die überzeichnete Karikatur eines Autos wirkt, sondern eben wie ein Auto mit einem speziellen Design.
Und als wolle man mich davon ganz besonders überzeugen, schickt VW mir meinen Test-Beetle in einer Farb-Motor-Getriebe-Kombination, die so vermutlich äußerst selten über die Ladentheke geht, dafür das neuen Image des Beetle deutlicher nicht unterstreichen könnte. Statt zuckersüßem rot, oder sonnigem Gelb kommt der Beetle in kühlem „Denim Blau“ daher. [foto id=“499184″ size=“small“ position=“left“]Der ausladende Spoiler und die Turbo-Schriftzüge auf den Flanken zeigen jedem Passanten, dass mit diesem Beetle nicht gut Kirschen essen ist. Gefällt mir! Wenn schon Beetle, dann nur so. Doch ist das alles eventuell nur Show? Fehlanzeige! Unter der Haube dieses Beetle schlummert ein 2.0-Liter großer TSI Motor, der es auf stolze 210 PS bringt und seine 280 Nm Drehmoment über ein 6-Gang-DSG auf die Straße bringt. Genau wie beim Golf GTI.
Im Innenraum ist der Beetle nach wie vor als Urenkel des Käfers und direkter Nachfahre des „New Beetle“ erkennbar. Allerdings wurden derartige Reminiszenzen auf ein charmantes Minimum reduziert. Die kitschige Blumenvase gibt`s zum Beispiel nur noch als optionales Zubehör, während das „Käferfach“ im Armaturenbrett weiter zur Serie gehört. Trotzdem weckt der Beetle bei mir keine Assoziation mit seinem Urahn, dem Käfer. Die qualitative Anmutung bewegt sich jedoch beim aktuellen Beetle auf dem Niveau des Golf VI , mit dem er sich auch die Plattform teilt. Das war offenbar nicht immer so, vergleicht man Bilder von Golf IV und New Beetle. Wobei der mir vorgesetzte Beetle noch nicht mal voll ausgestattet war. Doch auch die Stoffsitze hinterließen einen ordentlichen Eindruck und lieferten – so viel vorweg[foto id=“499185″ size=“small“ position=“right“] – auch bei flotter Gangart ausreichend Komfort und Seitenhalt. Der Fond ist durch die abfallende Dachlinie nur von kleinen Passagieren auch auf längeren Strecken nutzbar. Auch beim Kofferraum musste der Nutzen hinter dem Design anstehen, weshalb der Beetle nur 310 Liter (statt 380 beim aktuellen Golf) bietet, die sich durch umklappen der Sitze auf 980 Liter erweitern lassen. Für den Alltag reicht das jedoch allemal.
Alles weitere im Beetle sieht zwar etwas anders aus als etwa im Golf, die Bedienung funktioniert jedoch nach gewohntem Muster und stellt daher auch im Beetle kein Problem dar. Der Innenraum meines Beetle wirkt da fast etwas zu brav. Und entgegen der sportlichen Zusatzarmaturen für Öltemperatur, Ladedruck und Stoppuhr, mag das große Lenkrad nicht dazu passen, was unter der Haube dieses Beetle schlummern soll. Ein Druck auf den Startknopf entlockt dem potenten Vierzylinder auch nicht unbedingt ein Geräuschfeuerwerk.
Allerdings sind vier Töpfe generell nicht unbedingt für ihren tollen Klang bekannt. Trotzdem lässt der Klang erahnen, dass der Motor einiges auf dem Kasten hat. Dieses Mal will ich mir den Spaß bis zum Schluss aufheben und den Beetle erst mal auf seine Alltagstauglichkeit abklopfen. Das 6-Gang DSG zeigt sich bei behutsamer Fahrt durch die City beim Anfahren ab und zu [foto id=“499186″ size=“small“ position=“left“]etwas unmotiviert. Im Idealfall sinkt der Verbrauch dabei jedoch auf 7,4 l/100 km, was sogar unter den Herstellerangaben liegt. Beim gemütlichen Cruisen stört jedoch das rustikale Fahrwerk, dass die Bandscheiben bei schlechter Fahrbahn auf eine harte Probe stellt.
Wer sportlich unterwegs sein will, muss im Beetle etwas leiden. Denn im Gegensatz zum Golf muss der Käfer-Nachfolger generell auf die adaptiven Dämpfer aus dem Golf verzichten. Na hoffentlich entlohnt der Beetle den Fahrer dafür mit entsprechender Fahrleistung. Also raus aus der Stadt, Landstraßenluft schnuppern. Noch vor dem Ortsschild schalte ich das Doppelkupplungsgetriebe in den Sportmodus, was der Motor sofort mit höheren Drehzahlen quittiert. Kaum erlischt das Tempo 50 Gebot, stelle ich Gaspedal und Bodenblech einander vor. Seine vorherige Schlafmützigkeit hat das DSG im Sportmodus ganz offensichtlich komplett abgeschüttelt. Während ich im Augenwinkel noch die Nadel des Ladedrucks nach oben schnellen sehen, fallen die 210 PS auch schon über die Vorderräder des Beetle her. Nach wenigen Sekunden habe ich 100 km/h bereits erreicht. Aus dem Stand vergehen bis dahin 7,3 Sekunden. Das ist zwar ordentlich, aber warum lässt sich der Beetle trotz weniger Gewicht fast eine halbe Sekunde mehr Zeit als der GTI?
Doch das nur nebenbei. In den folgenden Kurven scheint sich der Beetle mit Widerhaken besetzten Füßen an den Asphalt zu krallen, steht in Sachen Kurvendynamik seinem Motor-Zwilling Golf GTI in kaum etwas nach. Nach kurzer Kurvenhatz folge ich jedoch den Verlockungen eines blauen Autobahnwegweisers. Dort angekommen fädle ich mich zunächst in den kaum vorhandenen Verkehr ein. Offensichtlich eine gute Zeit für eine Spritztour. Als ich zum Überholen eines Lkw ansetze, blitzt mich von hinten – noch Meilen weit entfernt – ein dunkler Mittelklasse-Kombi an, als wolle er mir sagen: „die Knutschkugel hat auf der linken Bahn nichts verloren“.
Brav lasse ich ihn überholen, hefte mich jedoch direkt an seine Fersen. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal lässt die Drehzahl meines Motors nach oben schnellen. Die Tachonadel folgt ihm auf dem Fuß. Bei 190 km/h beginnt der Kombi vor mir wieder größer zu werden, was scheinbar [foto id=“499188″ size=“small“ position=“left“]nicht nur mir auffällt. Offensichtlich bei der Ehre gepackt, zieht mein Vordermann das Tempo weiter an: 200 … 210 … erst knapp über 220 km/h geht meinem Beetle die Puste aus. Dem Kombi vor mir jedoch ebenfalls. Mühsam scheint er sich auf der wie leer gefegten Autobahn noch auf knapp 230 km/h zu schleppen, um diesen grell-blauen Derwisch von einem Beetle hinter sich endlich los zu werden. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen nehme ich den Fuß vom Gas und lasse meinen Turbo-Beetle wieder auf 130 km/h ausrollen. In diesem Käferchen steckt mehr Kraft als man ihm zutrauen mag. Mich eingeschlossen.
Über den Verbrauch eines 2.0-Liter Benziners bei Volllast brauchen wir natürlich nicht zu reden. Würde sich der Motor dabei nicht so lautstark Gehör verschaffen, könnte man leise das Benzin aus dem Tank rauschen hören. Doch bei gesittetem Tempo lässt sich der potente Krabbler mit 7,4 – 8,5 l/100 km bewegen. Allen, bei denen hier die Alarmglocken schrillen sei erneut ins Gedächtnis gerufen, dass VW als Normverbrauch 7,6 l/100 km ausgibt und dass dieser Beetle schlappe 210 PS mobilisiert. Für Sparfüchse gibt es andere Motoren.
Und ich bin mir auch fast sicher, dass Beetle mit GTI-Motor die Ausnahme bilden dürften. Zwar macht mir genau dieser Beetle so richtig Spaß, doch objektiv betrachtet fährt er vergleichbaren Breitensportlern hinterher – wenn auch nur knapp. Und da der Turbo-Beetle laut Liste so ziemlich exakt auf Augenhöhe mit einem vergleichbar ausgestatteten VW Golf VII GTI liegt, dürfte klar sein, wer hier den Kürzeren zieht. Mit diesem Testwagen hat mir VW jedoch eindrucksvoll vor Augen geführt, dass der Beetle eben mehr ist als die knuffige Knutschkugel, für die viele ihn noch immer halten. Wer also auf der Suche nach einem ausgefallenen Alltagsbegleiter mit Sportler-Genen ist, aber keinen „gewöhnlichen“ Golf GTI oder MINI John Cooper Works fahren möchte, für den könnte dieser herrlich bissige Krabbler genau das richtige sein. Zumal es ihn wahlweise auch als Cabrio gibt.
Exterieur-Design | 1,7 |
Interieur-Design | 2,0 |
Multimedia | 2,2 |
Navigation | 2,0 |
Fahrbetrieb | 1,8 |
Verbrauch | 2,0 |
Kosten pro Jahr* | |
Anschaffungspreis Testfahrzeug | 36.655,00 Euro |
Kraftstoffkosten** | 1.980,00 Euro |
Steuern | 172,00 Euro |
Wertverlust | 5.498,25 Euro |
Gesamtkosten pro Jahr: |
7.650,25 Euro |
Testergebnis/Gesamtprädikat: |
2,0 |
*Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.) **Kraftstoffkosten bei 1,65 Euro/Liter Super-Bnzin und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern |
Dreitüriger, viersitziger Kompaktwagen | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,28/1,81/1,47 |
Radstand (m): | 2,54 |
Motor: |
4-Zylinder Turbobenziner
|
Hubraum: | 1.984 ccm |
Leistung: | 155 kW/210 PS von 5.300 – 6.200 Umdrehungen pro Minute |
max. Drehmoment: | 280 Newtonmeter von 1.700 – 5.200 Umdrehungen pro Minute |
Höchstgeschwindigkeit: | 227 km/h |
Beschleunigung 0-100 km/h: |
7,3 s
|
Test-Verbrauch: | 7,4 – 8,5 l/100 km |
Verbrauch Hersteller: | 7,6 l/100 km |
CO2-Ausstoß Hersteller: | 176 g/km |
Schadstoffklasse: | Euro 5 |
Energieeffizienzklasse: | E |
Ausstattung (Serie, Auswahl): |
6 Airbags, Elektronisches Stabilisierungsprogramm m. Gegenlenkunterstützung inkl. ABS mit Bremsassistent, ASR, EDS und MSR, Außenspiegel elektrisch einstell- und beheizbar, Fensterheber vorn elektrisch, Radio „RCD 310“ mit zweifarbigem Display, MP3-Wiedergabefunktion und CD-Player, Zentralverriegelung ohne Safe-Sicherung, mit Funkfernbedienung und 2 Funkklappschlüsseln |
Gewichte/Zuladung | |
Leergewicht: | 1.412 kg |
zul. Gesamtgewicht: | 1.860 kg |
Kofferraumvolumen: | 310 – 905 l |
Preise | |
Basismodell: | ab 17.375,00 Euro |
Getestetes Modell: | ab 28.175,00 Euro |
Testwagen: | 36.655,00 Euro |
geschrieben von Holger Zehden/auto.de veröffentlicht am 07.02.2014 aktualisiert am 29.10.2018
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Uos
Oktober 28, 2018 um 8:49 am UhrPassat mit 193 Ps lief 239 komisch oder!?