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VW
Mit dem Titel „Lieblingsauto der Deutschen“ lockt man derzeit keinen Käufer in die Ausstellungsräume eines Autohändlers. Zu präsent ist noch der Skandal, bei dem der Gewinn dieses Titels jahrelang manipuliert wurde. Dabei genügt ein Blick in die Zulassungsstatistik, um festzustellen, wer seit vielen Jahren Lieblingsauto der Deutschen ist – und das ganz unaufgeregt: Für den VW Golf sind jährlich zehntausende Autokäufer bereit, viel Geld auf den Tisch zu legen, das wohl stärkste Argument für eine Präferenz. Aber was finden die bloß alle an ihm? Annäherung an einen Testwagen.
Es ist keine dankbare Aufgabe, wenn man die Kleidung der älteren Geschwister auftragen muss, das weiß auch der Golf. Sein Blechkleid darf sich von Generation zu Generation nicht zu sehr verändern, muss aber trotzdem erkennbar anders sein. Der Golf VII, der seit 2012 auf dem Markt ist, hat natürlich weiterhin die bewährte Schrägheck-Silhouette, gibt sich aber etwas markanter als sein Vorgänger, mit schmaleren Scheinwerfern und Rückleuchten und an verschiedenen Stellen akzentuierter Karosserie. Wem es noch nicht aufgefallen ist: Auch der Tankdeckel ist neu. Modern, aber zeitlos – auf diesen Stil können sich wohl die meisten Menschen einigen.
Hier ist die aktuelle Generation auf einem Top-Niveau. Unser Testwagen kam in der höchsten Ausstattung Highline plus Extras – Dekoreinlagen in Klavierlack-Optik, Ambientebeleuchtung (160 Euro Aufpreis), Leder an Lenkrad- und Schaltknauf. [foto id=“506433″ size=“small“ position=“left“]Die Perfektionstiefe ist beeindruckend: So gibt es in der Mittelkonsole ein Kläppchen, hinter dem sich USB-Anschluss und ein Ablagefach verbergen. Tippt man es an, erhebt es sich würdevoll und verschwindet in der Mittelkonsole. Das können manche Fahrzeuge höherer Klassen nicht so elegant. Aber auch ohne aufpreispflichtiges Chichi sind exakte Verarbeitung und einsichtig positionierte Knöpfe erwähnenswert gut gelungen. Die Deutschen mögen es ordentlich und genau – kein Wunder, dass ihnen das Interieur gefällt. Eines, da sind wir uns sicher, stört aber auch die Golf-Käufer, zumindest die, die eine Rückfahrkamera in der Optionsliste angekreuzt haben: Wenn diese nämlich ausfährt – sie sitzt unter dem VW-Logo auf dem Kofferraum – macht sie dabei ein Geräusch, das weniger nach Qualität als nach quälen klingt.
Der in unserem Testwagen montierte 110 kW/150 PS starke Vierzylinder-Diesel passt gut zu dem Kompakten. Er kommt schnell und vergleichsweise leise auf Touren, ist zackig genug für den Stadtverkehr, hat aber auch Langstreckenqualitäten. Schnell [foto id=“506434″ size=“small“ position=“right“]gefahrene Kurven nimmt der Golf souverän und außerordentlich neutral. Symptomatisch für den Wolfsburger, sorgt er doch auch in anderen Fällen dafür, dass sein Fahrer möglichst unkompliziert und angenehm ans Ziel kommt. Besonders hervorzuheben sei hier der gut arbeitende Spurhalte-Assistent (510 Euro Aufpreis), der per Lenkeingriff korrigiert, wenn das Auto ohne zu blinken die Spur verlässt. Individuell einstellen kann man den Golf entweder über das Fahrprofil (Sport, Normal, Eco, Individuell, plus 121 Euro), das dann zum Beispiel Motor oder Lenkung anpasst. Noch individueller setzt das adaptive Fahrwerk die Fahrerwünsche um (plus 1.000 Euro). Ob Hausfrau oder Kurvenräuber – mit dem Golf können ganz verschiedene Fahrertypen glücklich werden.
Was während der Fahrt angenehm ist, stört allerdings bei langsamerem Tempo, beziehungsweise im Stillstand. In seiner Perfektion schießt der Wolfsburger in bestimmten Situationen über sein Ziel hinaus. Dann zum Beispiel, wenn im Stop-and-Go-Verkehr [foto id=“506435″ size=“small“ position=“left“]ein anderer Verkehrsteilnehmer dem Kompakten nahe kommt: Radio und Navibildschirm aus, Piepston und Rundum-Näherungsansicht an. Wäre der Park-Pilot eine Frau, würde man ihn wohl als Helikopter-Mutti bezeichnen. Versöhnt ist man aber dann wieder, wenn beim Aussteigen keiner schreit: „Pass auf mit der Tür!“, sondern der Golf sie stufenlos an exakt der Stelle hält, bis wohin sie geöffnet wurde.
Testobjekt ist ein so genannter „BlueTDI“, das Kürzel steht für das VW-Konzept, Dieselmotoren per Abgasnachbehandlung sauberer zu machen. Der Blue-TDI ist die einzige Dieselmotorisierung unter den Golf-Aggregaten, die heute schon die EU-Abgasnorm Euro 6 erfüllt. Die Regelung senkt die Grenze für Stickoxid-Ausstoß und Partikelemissionen und gilt ab September, aber nur für alle neuen Typenzulassungen. Gleichzeitig hat er die in Wolfsburg „Blue Motion Technology“ genannten Spritspar-Maßnahmen an Bord, wie Start-Stopp-System, Bremsenergie-Rückgewinnung oder abgesenkte Leerlauf-Drehzahl. Zu viele Wunder sollte man von den Maßnahmen allerdings nicht erwarten, auch wenn VW 4,1 Liter als Normverbrauch angibt. Im Schnitt lag der Testverbrauch bei fast sechseinhalb Litern. Hat man die Fahrprofil-Auswahl mitbestellt, den Eco-Modus ausgewählt und fährt vorsichtig, kann man den Durst auf unter sechs Liter drücken. Ein richtiger Sparfuchs ist zumindest dieser Motor nicht – dafür macht er aber auch Spaß.
Durchaus verständlich, warum sich jedes Jahr so viele Neuwagenkäufer für den Kompakten aus Wolfsburg entscheiden. Kein anderes Fahrzeug dieser Klasse ist so zeitlos, klassenlos und wandelbar. Er taugt als kleinster gemeinsamer Nenner in der Familie, mit bis zu 1.270 Litern Kofferraum als Auto sowohl für den Urlaub als auch den Alltag, kann je nach Motorisierung sowohl sparsam als auch schnell, mit dem Design fällt man nicht negativ auf und ein bisschen kann man sich wie ein Oberklasse-Fahrer fühlen, eben wenn man aufs Kläppchen drückt. Das setzt allerdings ein wohlgefülltes Bankkonto voraus, denn die Optionsliste ist lang und die Basismodelle sind ziemlich nackt. Aber für Perfektion greifen die Deutschen ja gerne mal etwas tiefer in die Tasche.
Fünftürige, fünfsitzige Schrägheck-Limousine der Kompaktklasse | |
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,26/2,03*/1,45 |
* inkl. Außenspiegel | |
Radstand: | 2,64 Meter |
Kofferraumvolumen: | 380 bis 1.270 Liter |
Antrieb: | 2.0-Liter-Diesel, manuelles Sechsgang-Getriebe |
Leistung: | 110 kW/150 PS |
maximales Drehmoment: | 340 Nm bei 1.750 – 3.000 U/min |
0-100 km/h: | 8,6 s |
Vmax: | 216 km/h |
Verbrauch: | 4,1 l/100 km |
CO2-Ausstoß: | 106 g/km |
Effizienzklasse: | A |
Emissionsklasse: | Euro 6 |
Testverbrauch: | 6,4 Liter |
Preis: | ab 27.100 Euro (Comfortline) |
Alternative zu: | Peugeot 308, Mazda3, Hyundai i30 und vielen weiteren Vertretern des Bestseller-Segments Kompaktklasse |
Sieht gut aus: | wenn man es klassisch und unaufgeregt mag |
Passt zu: | einfach jedem – unabhängig von Alter, Geschlecht, Beruf oder gesellschaftlicher Stellung |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 07.04.2014 aktualisiert am 07.04.2014
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Gast auto.de
April 7, 2014 um 4:16 pm UhrDer Golf ist natürlich das beste Auto aller Welten!!!