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Siracusa – Zu den neun Provinzen der seit 1946 von Italien mit Autonomiestatus versehenen Insel Sizilien zählt neben Trapani, Palermo, Messina, Agrigento, Caltanissetta, Enna, Catania und Ragusa auch Syrakus im Südosten. Wir haben uns dort in Siracusa umgesehen.
Kassandra ist tot! Ermordet! Gesehen hat zwar niemand was, aber wer das Verbrechen beging, ist bekannt. Eine Tragödie! Jetzt liegt die schöne Sklavin von Agamemnon neben dessen Leiche auf dem über 2500 Jahre alten Steinboden, wo schon so viele zuvor gelegen haben. „Das heiligste alle Brauchtümer einer griechischen Tragödie ist, dass Mord nie gezeigt wird“, sagt der britische Dramenkritiker John Woodall, der nach Sizilien gekommen ist, um sich den gesamten „Orestie“-Dreiteiler von Aischylos anzuschauen, jenem in Gela hier auf der Insel gestorbenen griechischen Tragödiendichter (525-456 vor Christus), der in seinem Fach neben Sophokles und Euripides als einer der Großen gilt.
Sklaven haben schon im fünften Jahrhundert vor Christus angefangen, die Stufen der exakt 61 Sitzreihen mit Hammer und Meisel direkt aus dem Fels zu schlagen. Die Akustik ist so perfekt, dass selbst das leiseste Wort noch in der obersten Reihe zu verstehen ist. Der Ausblick überwältigt. „Die Lage war früher sehr wichtig“, deutet Fleur-Desirè Tomasi an, die uns bei unserem Streifzug durch den Südosten Siziliens begleitet. „Damals waren keine Häuser und hohen Bäume als Kulisse zu[foto id=“509061″ size=“small“ position=“left“] sehen, sondern nur 250 Meter weiter der Sandstrand und das Meer und der große Hafen.“ Es sei Pflicht für das ganze Volk gewesen, sich die Vorführungen anzuschauen, „weil es“, so unsere Begleiterin, „etwas für das Leben lernen sollte“. Auch bei dieser Aufführung in der rund 15 000 Zuschauer fassenden Arena ist fast jeder Platz in dem aus noch 46 Reihen bestehenden Halbrund besetzt.
Gleich daneben das legendäre „Ohr des Dionysios“, die Höhle Orecchio di Dionysio. Aus dem Steinbruch dort stammt ein Teil der Rohstoffe für die antiken Bauten von Siracusa. Später inhaftierte man in der Höhle politische Gefangene. Deren in diesem Fall nicht geplante Akustik war so effektiv, dass Lauscher jedes noch so verräterische Flüstern vom Feind oberhalb der Höhle verstanden … Unweit vom Teatro Greco, noch im archäologischen Park, haben die Römer im dritten Jahrhundert nach Christus ihr Amphi- als Doppeltheater gebaut. Das griechische eignete sich nicht für die blutigen Spiele der Römer. Es musste ein ganzer Kreis sein, aus dem es kein Entkommen für Gladiatoren, Sklaven und wilde Tiere gab. Mit 14 000 Sitzplätzen ist es das drittgrößte aus römischer Zeit – nach dem Kolosseum in Rom und der Arena von Verona. Dass es am Zeus geweihten Opferaltar in der Nähe möglich war, einmal im Jahr 480 Stiere an einem einzigen Tag zu opfern, liegt an dessen Größe: 200 Meter lange, 23 Meter breit und 23 Meter hoch. Über Jahrhunderte eine der mächtigsten Städte In der Antike war Siracusa über mehrere Jahrhunderte eine der mächtigsten Städte, zu griechischer Zeit mit über 100 000 Einwohner sogar Athens größte Konkurrentin. Die kleine Insel Ortiga ist der uralte Kern. Die Brücke Ponte Nuovo führt zur modernen Neustadt hinüber. Auf den durch enge Gässchen miteinander verbundenen imposanten Plätzen mit barocken Palästen und Kirchen, blickt man immer wieder hinaus aufs Meer. Das Erdbeben von 1693 war verheerend. Es hat den Südosten von Sizilien besonders verwüstet. Danach sind Städte wie Siracusa, Noto oder Palazollo im Barockstil einheitlich wieder aufgebaut worden.
Wobei Noto als schönstes Barockstädtchen ganz Siziliens gilt. „Die Stadt hat eine ganz spezielle Farbe“, schwärmt unsere Begleiterin vom Tufo d’orodo, dem vergoldeten Sandstein. Tagsüber leuchtet er honigfarben und rosa in der Abendsonne. Leider bröckelt der weiche Stein überall. Erst 1996 stürzte nach heftigen Regenfällen die Kuppel der Kathedrale ein. Elf Jahre vergingen, bis das Gotteshaus wieder aufgebaut war. Bis 2007 war die Kirche geschlossen. „Ein Skandal“, findet Fleur-Desirè Tomasi, „wenn man bedenkt, dass Noto schon lange als Weltkulturerbe unter dem Schutz der Unesco steht.“ Initiative um touristische Erschließung bemüht Tourismus existierte vor allem im ländlichen Südosten Siziliens bis vor wenigen Jahren kaum. Eine öffentlich-private Initiative bemüht sich inzwischen darum, archäologisch wichtige Gebiete auch touristisch zu erschließen. Deren verschiedene Gruppen sind nicht nur auf der Insel ansässig, sie verteilen sich auch auf dem Festland und im gesamten Mittelmeer-Raum. Die nötigen Gelder stammen von Privatinvestoren und der Europäischen Union, die bis 2013 Milliarden von Euro dafür ausgeben wollte, erläutert Sebastiano die Mauro als für die Region Syrakus zuständiger Direktor der Initiative. Es geht um Infrastruktur, die besser werden, um Bahnhöfe, in die wieder Leben einkehren soll, um Straßen und Fahrradwege zu den archäologischen Stätten, um Unterkünfte für Touristen wie zu Agriturismo-Herbergen umgewandelte, alte Bauernhöfe oder um modernisierte Weingüter.
Sizilien ist mit über 25 700 Quadratkilomtern die größte und mit fast fünf Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste Insel Italiens im Mittelmeer, getrennt vom Festland durch die Straße von Messina. Hauptstadt ist Palermo. Im Norden verlaufen Gebirgszüge. Südlich schließen sich Berg- und Hügelländer an. Im Osten erhebt sich rund 3300 Meter hoch der aktive Vulkan Ätna. Die Küsten, an denen sich wie in Taormina der Tourismus vorwiegend konzentriert, sind im Norden und Osten überwiegend felsig und steil, unterbrochen von kleinen Buchten, im Süden gibt es auch breitere Sandstrände. Vorgelagert sind die Liparischen und Ägädischen Inseln. Die waldarme Insel weist heiße, trockene Sommer und milde, feuchte Winter auf.
Wir waren im Étrangers et Miramare (fünf Sterne, 91 Zimmer/Suiten, am Meer, www.hoteldesetrangersetmiramare.com) in Ortiga und im Katane Palace (vier Sterne, 58 Zimmer/Suiten im historischen Zentrum, www.katanepalace.it) in Catania untergebracht. Kulinarische Spezialitäten sind etwa die als Caponata bekannten eingelegten Auberginen, Pasta-alla-Norma-Nudeln mit Tomaten, Basilikum, gebratenen Auberginen und gesalzener Ricota mit Sauce, zudem die sündhaft-süßen, mit Ricotta gefüllten Cannoli oder Cassata Siciliana mit arabischer Herkunft. Siziliens Weine sind sehr gut. Information: Italienische Zentrale für Tourismus Enit, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt/Main, Telefon 069-237434, www.enit.de.
Wem Mammutfahrten mit dem Auto nichts ausmachen: Von München aus sind es an Rom und Neapel vorbei bis Siracusa gut 1750 Kilometer. Vom Festland verkehren dann Fähren nach Sizilien hinüber. Bequemer ist es, etwa nach Palermo oder Catania zu fliegen und sich dort einen Mietwagen zu nehmen. Von Deutschland aus fliegt man direkt gut zwei Stunden bis dahin, mit Linie meist mit Umsteigen in Mailand oder Rom. /Fotos: Grebe
geschrieben von auto.de/Reise/Fiona Grebe/KoCom veröffentlicht am 29.04.2014 aktualisiert am 29.04.2014
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