Theissen und Rampf: Nachwuchs, Auto und Concorde

(adrivo.com) Mario Theissen und Willy Rampf durften in München nicht nur über das Auto sprechen, sondern über alles, was den Journalisten auf der Seele brannte.

Das lustige Themen-Misch-Masch hielt wieder einmal Einzug, als Mario Theissen und Willy Rampf einer Übermacht an Journalisten Frage und Antwort stehen mussten. Da ging es um Nachwuchsfahrer, Einheitselektronik, Kostensenkungen, Zielzsetzungen und, und, und… Deswegen einfach der Reihe nach. Das Thema Nachwuchsfahrer stand als erstes auf der Tagesordnung und war angesichts neuer Gerüchte um Marko Asmer und Javier Villa als mögliches Testgespann auch besonders aktuell. Was Theissen bestätigen konnte, war, dass Asmer bald wieder einen Test bekommen wird, da es für einen jungen Fahrer nicht so einfach ist, sich an die Arbeit mit einem Team zu gewöhnen. Deswegen brauche er ein paar Tage, um zu zeigen was er kann. „Darum holen wir Marko noch einmal. Momentan gibt es aber keinen Plan für einen anderen Fahrer, aber ich würde es nicht ausschließen“, sagte er zu den Spekulationen über einen zweiten Tester. Eine Entscheidung soll Ende Januar fallen.

Das Thema Einheitselektronik war da schon etwas ausgelutschter und schien auch Theissen nicht mehr so zu stören wie in der Vergangenheit. Zumindest meinte er, dass er seine Kritik eingestellt hätte, nachdem alle darüber geschrieben hatten. „Wir haben es jetzt im Auto, also müssen wir damit umgehen.“ Dass es Probleme gab, gestand er aber ein. So seien durch Schaltprobleme zwei Getriebe kaputt gegangen. „Wir werden uns aber anpassen und es wird alles funktionieren.“

Wenn die Anpassung abgeschlossen ist, dann soll es klarerweise nach vorne gehen und Ferrari und McLaren in einen Dreikampf verwickelt werden. So lautet zumindest Theissens Plan, der betonte, dass sich das Team auf die Gegner vorne konzentriere. „Es gibt aber zwei, drei Teams hinter uns, die vom vorigen Jahr enttäuscht waren und die werden uns fangen wollen. Das ist Teil des Spiels“, schmunzelte der BMW-Sportdirektor. Teil des Spiels ist auch die ständige Weiterentwicklung, wobei auf Motorseite nicht besonders viel zu tun war. „Die Energierückgewinnung, die zunächst von fast allen kritisiert wurde, wird meiner Meinung nach eine große Herausforderung für die Ingenieure“, meinte Theissen aber. Denn dort sieht er viel Potential und vor allem die Möglichkeit für die Formel 1, eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Technologie für Straßenautos einzunehmen. „Ich weiß, in nur 14 Monaten werden wir ein elektronisches Werk im Auto haben, das es jetzt so noch nicht gibt.“

Vor einigen Monaten gab es auch noch kein einzelnes Teil, das nun im F1.08 steckt. Laut Willy Rampf war der F1.07 zwar eine gute Basis, es wurden aber alle Bereiche verbessert, alles neu entworfen und kein einzelnes Teil vom alten Auto mitgenommen. Dass die Konstruktion den Stabilitätskriterien entspricht hat das Team bereits festgestellt, denn die Crashtests wurden schon alle absolviert. Wo man im Vergleich mit der Konkurrenz steht, wird sich aber wohl erst in Melbourne zeigen, denn bis dahin wird jedes Team noch eifrig am Auto feilen. Deswegen sind die Tests für ihn als Vergleich nicht so geeignet. „Es ist nicht nur das Aero-Paket, das erst spät kommt. Es ist auch die Benzinladung. Wenn man die nicht kennt, kann man auch nicht vergleichen. Bei der Aerodynamik entwickelt jeder bis zum letzten Test, um das Neuste aus dem Windkanal zu haben“, sagte er.

Da das Thema schon beim Windkanal war, musste Theissen gleich darüber sinnieren, was die angedachten Einschränkungen der FIA bei der Benutzung desselben seiner Meinung nach wert sind. „Das würde aus der Formel 1 einen Sport für eingeschränkte Teilnehmer machen. Es ist aus verschiedenen Gründen ein unpassender Zugang. Es wäre nicht für alle gleich, weil die Teams eine verschiedene Basis haben. Zweitens wäre es nicht zu überwachen. Drittens geht es darum, unsere Ressourcen dafür auszugeben, die beste Leistung zu erreichen. Wenn ein Team entscheidet, viel Geld für die Fahrer auszugeben, dann sollte ein anderes Geld für den Computer oder den Windkanal ausgeben dürfen“, sagte er. Deswegen wäre ihm eine Budgetobergrenze auch lieber.

Wichtig dafür wäre aber wohl auch die Zustimmung aller Teams, die meistens an den Gegenstimmen des einen oder anderen scheitert. Momentan darf man das beim Concorde Agreement erleben, wo noch immer keine Einigung erzielt wurde. „Für mich sieht es im Moment eigenartig aus. Hoffentlich erreichen wir vor dem ersten Rennen eine Übereinkunft. Wenn wir kein neues Concorde Agreement haben, dann wenigstens eine gute Zwischenlösung“, sagte er. Eine solche gibt es laut John Howett von Toyota momentan zumindest schon.

Da es am Montag in München aber nicht nur um das Regulativ ging, sondern auch um das Sportliche, durften Theissen und Rampf auch über die bevorstehende Saison sprechen. Den Kampf um die WM hält Theissen in diesem Jahr noch für zu früh, auch wenn er nicht ausschließt, dass die Mannschaft vorne mitkämpfen kann. „Es wird aber noch ein Jahr dauern, bis sich alles eingelebt hat und wir erwachsen geworden sind. Dann können wir eine ganze Saison vorne mitfahren“, erklärte er. Der erste Sieg steht aber trotzdem weiter für 2008 fix im Plan.

Dass seine Fahrer in der Lage sind, vorne mitzufahren, davon ist Theissen überzeugt. Seiner Meinung nach, brauchen sie nur das richtige Auto dafür. Laut Willy Rampf hat man im Vergleich zum Vorjahr einiges an Rundenzeit gefunden. Er sagte aber nur, dass es mehr als eine halbe Sekunde sei, weil das ein zu kleiner Schritt wäre. Wie groß der Schritt wirklich ist, verriet er nicht. Wichtig ist für ihn, dass das Auto überall gut ist. „Ein gutes Auto ist überall gut, ein schlechtes gewinnt nie“, sagte er trocken. Ein Sieg hängt für den Technikdirektor aber von mehr Faktoren ab, als nur den Fahrern und dem Auto. Es müsse auch die Strategie am Wochenende passen und dort alles zusammenspielen.

Sollte die Lücke nach vorne dann geschlossen sein, muss man sie aber auch geschlossen halten. Für Rampf wird das gerade in diesem Jahr ein Balanceakt. „Die 2009er-Regeln sind ein wichtiger Faktor, denn es wird einen großen Unterschied bei den Aerodynamik-Regeln geben. Man muss bei der Entwicklungsstrategie während der Saison aufpassen. Macht man alles für 2008 oder wechselt man auf 2009?“, fragte er. Für Rampf ist diese Situation in den vergangenen Jahren einzigartig und er erwartet sich dadurch viel Spannung.

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