Tokyo Motor Show – Abhaken und weitermachen

Erdbeben, Fukushima, Thailand-Flut: 2011 war für Japan und seine Automobilindustrie nicht wirklich ein gutes Jahr. Auf der Tokyo Motor Show (3. bis 11. Dezember) ist davon nichts zu merken. Dort feiert die Branche das unerwartet schnelle Überwinden der Katastrophe, zeigt neues sportliches Selbstbewusstsein – und schaut optimistisch in eine elektrische Zukunft.

Ökologische Vernunft allein reicht nicht mehr. Das hat auch Toyota erkannt. Der einstige [foto id=“391990″ size=“small“ position=“right“]Branchenprimus war lange Jahre stolz darauf, komplett rationale, sparsame und fair eingepreiste Autos zu bauen – und verlor dabei die emotionale Seite des Geschäfts aus dem Blick. Mit dem neuen GT 86 soll nun wieder der Spaß in den Fokus rücken. Der Stand mit dem kleinen Sportwagen gehört gemeinsam mit dem des Schwestermodells Subaru BRZ zu den am meisten umlagerten in Tokio. Zumindest äußerlich und auf dem Papier verspricht der leichte 2+2-Sitzer mit 200 PS-Boxermotor und Heckantrieb die Einlösung des Fahrspaßversprechens.

Und auch bei anderen Herstellern geht es wieder sportlich zu. Honda präsentiert mit dem EV Speedster, wie schnittig ein künftiger Elektro-Sportwagen aussehen könnte. Nissan zeigt den überarbeiteten GT-R, der nun auf 550 PS kommt. Lexus hat eine verstärkte Version seines Supersportwagens LF-A im Gepäck. Zudem hat Toyotas Edeltochter seine neue Businesslimousine GS nun nach dynamischerem Strickmuster konstruiert. Hauptgegner soll der sportliche BMW 5er sein, weniger eine komfortable Mercedes E-Klasse.

Auch im Kerngeschäft mit den Volumenmodellen geht es künftig zumindest teilweise emotionaler her. Davon kündet etwa die Studie Mazda Takeri. Die Mittelklasselimousine geht im kommenden Jahr fast unverändert als neuer Mazda6 in Serie und trägt nun ein deutlich ausdrucksstärkeres, fast schon aggressives Gesicht mit geschlitzten [foto id=“391991″ size=“small“ position=“right“]Scheinwerfern und dominantem Grill. Neue Motoren mit bis zu 200 PS unterstreichen den Anspruch auch antriebsseitig. Dass die neue Dynamik allerdings nicht für alle Klassen gilt, zeigt der Mitsubishi Mirage. Der designierte Colt-Nachfolger ist als Weltauto konzipiert und tritt entsprechend unauffällig und massenkompatibel auf. Der neue Kleinwagen soll vor allem den Absatz auf den internationalen Märkten befeuern. Denn in Japan selbst hat sich der Automarkt relativ schnell erholt. Nach den herben Einbrüchen im Frühjahr legte der Absatz im Oktober wieder um rund ein Viertel gegenüber dem Vorjahr zu. Mehr als 320.000 neue Pkw wurden zugelassen. Auch die Produktion im Inland läuft wieder einigermaßen rund. Allerdings hat die Flut in Thailand die dortigen Pkw-Werke und Zulieferer erneut zurückgeworfen.

In Sachen alternative Antriebe ist in Japan noch immer die Hybridtechnik das Maß der Dinge. Toyota stellt mit der Plug-in-Version des Prius eine Variante mit vergrößerten Batterien vor, die rund 20 Kilometer im reinen Elektrobetrieb zurücklegen kann, bevor sich der Verbrennungsmotor zur üblichen Arbeitsteilung einschaltet. Noch ohne [foto id=“391992″ size=“small“ position=“right“]diese Technik muss der kompakte Aqua auskommen, der aber nur außerhalb Europas die Absatzzahlen der Doppelmotortechnik hochtreiben soll. Das reine E-Auto bleibt auch in Japan zunächst ein Nischenphänomen. Honda hat immerhin die Stromvariante des Jazz im Gepäck, die im kommenden Jahr in den USA starten soll. Zwar zeigen auch Nissan mit dem Pivo3, Toyota mit dem FT-V III und Honda mit dem Micro Commuter Concept mögliche künftige Stadtautos mit Elektroantrieb – Daten zur Markteinführung gibt es aber noch nicht. Auch in der erstmals eingerichtete Smart Mobility-Halle sind serienreife Modellneuheiten kaum zu sehen. Im Fokus stehen stattdessen Heim-Kraftwerke für Elektro- und Hybridautos. Mit Solaranlagen und Windkrafträdern sollen sich japanische Haushalte künftig vom öffentlichen Stromnetz unabhängig machen – auch eine Erfahrung aus der Fukushima-Katastrophe, die für eine monatelange Stromknappheit gesorgt hatte.

Eine interessante, wenn auch noch nicht serienreife, Alternative zum elektrischen E-Auto zeigt Mitsubishi mit der Studie Regina. Dort kommt zwar ein konventioneller Turbobenziner zum Einsatz, aufgrund des geringen Gewichts von 730 Kilogramm und einer extrem windschnittigen Karosserie mit teilverkleideten Hinterrädern soll der Fünftürer mit rund 3 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometern auskommen.

Auch wenn die Tokyo Motor Show eindeutig ein Heimspiel der Japaner ist, verstecken sich die deutschen Marken nicht. Sie haben vor allem die Luxus-Nische für sich entdeckt. [foto id=“391993″ size=“small“ position=“right“]Und so spart sich Volkswagen etwa den in Europa groß beworbenen Up und zeigt stattdessen das luxuriöse Mittelklassemodell CC und die Offroad-Variante des Alltrack. Bei knapp zwei Prozent Marktanteil und Japan und einem Anteil eine nachvollziehbare Strategie. Dass Japan für Wolfsburg aber trotzdem nicht unwichtig ist, beweist die Premiere der Studie Cross Concept. Der Mix aus SUV und Coupé trägt erstmals das kommende neue VW-Markengesicht und basiert als erstes Modell der Marke auf dem neuen Baukastenprinzip für die Kompaktklasse, das auch dem kommenden VW Golf verpasst wird.

Porsche bedient seine kleine, aber traditionell begeisterte Kundschaft in Japan mit der Premiere der Panamera-Motorversion GTS und zeigt den neuen 911 erstmals in Asien. Audi hat als Weltpremiere die fünftürige Version des Kleinwagens A1 im Gepäck und BMW zeigt ebenfalls erstmals die Hybridversion der 5er-Limousine. Neuheitenwert haben all die Debüts aber abgesehen von der physischen Präsenz nicht. Technische Daten und Bilder sind teilweise schon seit Monaten bekannt, Das gilt auch für die Vertreter von Mercedes-Benz. SLS AMG Roadster und C63 AMG Black Series stehen hier vor allem, um sich dem kleinen Kreis solventer Kunden vorzustellen.

Dabeisein ist in Tokio wieder wichtig. Bei der vergangenen Ausgabe der Motor Show im Finanzkrisen-Jahr 2009 hatte der Westen noch mehr oder weniger geschlossen abgesagt. In diesem Jahr hat sich die Ausstellerzahl mit 179 Herstellern wieder fast verdoppelt. Trotzdem fehlt noch einiges an Prominenz. So bleiben die Amerikaner ebenso geschlossen fern wie die aufstrebenden koreanischen Marken Kia und Hyundai. Vor allem letztere hätten beim Heimspiel ihrer wiedererstarkten Konkurrenz wohl im Schatten stehen müssen.

 

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