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Trabant
Ein Trabi steht an einer Kreuzung. Die Ampel wird grün, der Trabifahrer gibt Gas, doch sein Auto kommt nicht vom Fleck. Warum? Ganz einfach – der Mercedes hinter ihm hat die Lüftung eingeschaltet.
Solche Witze schossen im Jahr 1990 wie Pilze aus dem Boden. Der Trabant war damals für viele Menschen nur ein rollender Scherz, ein Verkehrshindernis, ein nervender Zweitakt-Stinker. Auf den Autobahnen waren Wessis am Volant schnell genervt von den Trabi-Kolonnen, die sich schon von weitem durch bläulichen Rauch und Zweitakt-Mief ankündigten. Selbst viele Neubürger aus dem Osten, die im sozialistischen Mangelstaat DDR manchmal Jahrzehnte auf einen Trabi warten mussten, hatten nach der Wende die Nase voll.
Wenn die einst heiß begehrte „Post aus Zwickau“ kam und man den Trabi abholen durfte, hieß es nur: Wohin jetzt mit der Kiste? Denn in der eigenen Einfahrt standen längst Golf oder Kadett. Kein Wunder also, dass der Trabi selbst mit einem neuen Viertaktmotor aus dem VW Polo unverkäuflich war und der einstige Stolz des VEB Sachsenring schließlich abgewickelt wurde.
Doch der kleine Wagen mit seiner baumwollverstärkten Duroplast-Karosserie und dem typischen „Rend-Deng-Deng“-Sound des 26 PS starken Zweitakters erweist sich als erstaunlich zäh. Der Trabi stellt mit rund 34 000 Exemplaren nach dem VW Käfer den größten Oldtimer-Bestand auf deutschen Straßen. Und das nicht nur in Berlin, Leipzig oder Dresden: Sogar tief im Westen hat sich eine eingefleischte Fangemeinde der kultigen Rennpappe verschrieben.
[foto id=“323217″ size=“small“ position=“right“]“Dieses Auto ist so einfach und billig“, schwärmt Thomas Wentker vom nordrhein-westfälischen Trabant-Club Sputnik. Sein Trabant 601 Universal wurde im Jahr 1990 gebaut, es ist einer der letzten. Regelmäßig fährt Wentker mit seiner Familie und den Freunden des Trabi-Clubs auf Tour – natürlich mit dem „Qek Junior“ im Schlepptau, einem 300 Kilo leichten Wohnwagen.Die Mitglieder des Trabant-Club Sputnik kommen aus ganz Nordrhein-Westfalen, aus dem Ruhrgebiet und dem Münsterland, aus Bochum, Düsseldorf oder Ascheberg. Sie fahren zu Trabi-Treffen und versammeln sich gemütlich am Schrauber-Stammtisch. „Meinen ersten Trabi habe ich umsonst bekommen“, erinnert sich Clubmitglied Timo Jürgenschellert, „der Besitzer hat mir Papiere und Schlüssel in die Hand gedrückt und wollte schon wieder die Tür zumachen.“ Er musste den Mann dazu überreden, ihm wenigstens eine kurze Einweisung in die Besonderheiten des Autos zu geben. Sechs Jahr lange hielt der Wagen noch tapfer durch, dann musste ein neuer her.
Trabi fahren ist ein Erlebnis, aber gar nicht so einfach: Zuerst muss man sich an die Lenkradschaltung gewöhnen. Das Auto ist so winzig, dass das Gaspedal fast in der Mitte des Fußraums sitzt, doch selbst als langer Lulatsch findet man problemlos Platz unterm Lenkrad. Hat man den ersten Gang reingewürgt, knattert das Motörchen fröhlich vor sich hin und schiebt den leichten Trabi erstaunlich forsch an. Überholmanöver sollte man natürlich besser schon morgens am Küchentisch planen, doch im Stadtverkehr zeigt sich der Trabi putzmunter.
Wo immer die Trabi-Fans mit ihren Autos auftauchen, stoßen sie überwiegend auf große Sympathie. „Der Trabi ist in Oldtimerkreisen angekommen. Früher war er vor allem als Stinker verschrien, doch mittlerweile lassen sich viele Leute in ihren Wagen auf der Autobahn zurückfallen, um begeistert Fotos zu machen“, erzählt Thomas Wentker.
geschrieben von auto.de/(vie/mid) veröffentlicht am 28.09.2010 aktualisiert am 28.09.2010
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