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Opel
„Stinkkarren für Reiche“ nannte Konzerngründer Adam Opel die neumodischen Automobile anfänglich. Und dennoch sollte das 1862 in einem Rüsselsheimer Kuhstall gegründete Unternehmen aufsteigen zum zeitweise größten europäischen Automobilhersteller. Während Adam Opel vor allem auf Nähmaschinen und Fahrräder setzte, bauten seine Söhne mit dem Typ 4/12 PS Laubfrosch das erste deutsche Fließbandauto, einen relativ erschwinglichen Volkswagen – lange bevor der Wolfsburger Käfer das krabbeln lernte.
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Auch nach dem 1929 erfolgten Verkauf an den amerikanischen General Motor Konzern (GM) [foto id=“397492″ size=“small“ position=“right“]blieb Opel deutscher Marktführer mit einem Modellprogramm das vom kleinen Kadett bis zum großen Kapitän reichte. Als Volkswagen die Pole Position in der Zulassungsstatistik der deutschen Wirtschaftswunderjahre übernahm, wurde Opel zur Hauptmarke des GM-Konzerns in Kontinentaleuropa und Nahost. Zeitweise hatten die Rüsselsheimer sogar weltweite Bedeutung, die dazu führte, dass Typen im Zeichen des Blitzes auch in den USA, der Heimat des Mutterkonzerns, Erfolge einfuhren.
Als jedoch 1999 in Rüsselsheim ein Omega als 50millionster Opel vom Band lief, war diese Blitz-Karriere bereits wieder beendet. Krisen bei Qualität und Absatz bestimmten nun die Unternehmensgeschichte. Zeichen für die Zukunft setzen sollte erst wieder der 2008 lancierte Insignia. Er markierte den Anfang eines Modellfeuerwerks, mit dem sich Opel innerhalb des GM-Konzerns erneut als technologisches Kompetenzzentrum profilieren wollte, von dem sich die Amerikaner sogar in der folgenden Zeit eigener existenzieller Sorgen nicht trennten. Das wichtigste Geschenk zum 150. Jahrestag des Unternehmens wären für Opel jedoch steigende Verkaufszahlen, damit der 1899 begonnene Automobilbau nicht nur große Tradition ist, sondern auch eine goldene Zukunft hat.
Die 1899 begonnene Herstellung von Automobilen in Rüsselsheim erlebte Unternehmensgründer [foto id=“397493″ size=“small“ position=“right“]Adam Opel bereits nicht mehr, er starb 1895 an den Folgen einer Typhus-Infektion. Dennoch legte der industrielle Pionier den Grundstein für den zweitältesten, heute noch bestehenden Automobilhersteller Deutschlands. Adam Opel hatte in Paris die Entwicklung und Produktion von Nähmaschinen erlernt und 1886, im Jahr der Erfindung der Patent-Automobile von Benz und Daimler, sein Produktprogramm um Fahrräder ergänzt, die bis 1937 in Millionenauflage produziert wurden. Die Chancen auf dem gerade entstehenden Automobilmarkt erkannten allerdings erst Adam Opels Söhne.
Nach Besuchen bei verschiedenen Automobilfabrikanten erwarben die Opel-Brüder 1899 die Anhaltinische Motorwagenfabrik des Dessauers Friedrich Lutzmann und begannen mit dem Aufbau einer Automobilproduktion in Rüsselsheim. Erstes Modell wurde der „Opel Patent-Motorwagen System Lutzmann“, ein technisch bereits nicht mehr tauffrisches Fahrzeug, das noch zu stark vom Kutschenbau inspiriert war. So folgte bereits 1901 die Trennung von Lutzmann. Anfang 1902 begann stattdessen die Lizenzfertigung französischer Darracq-Typen, die unter der Marke Opel-Darracq vermarktet wurden.
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Noch im selben Jahr präsentierte Opel die erste Eigenentwicklung, den Typ 10/12 PS. Der endgültige [foto id=“397495″ size=“small“ position=“right“]Durchbruch gelang den Rüsselsheimern aber erst 1909 mit dem Modell 4/8 PS, dem legendären „Doktorwagen“. Der robuste und relativ erschwingliche Kleinwagen war vor allem bei Landärzten beliebt und machte das Automobil in Deutschland allgemein salonfähig. Die Entwicklung zum Volks-Automobil leitete dann das Modell 5/14 PS von 1914 ein. Dieses vom Volksmund liebevoll „Puppchen“ genannte Fahrzeug machte Opel am Vorabend des Ersten Weltkriegs zum größten europäischen Autobauer.
Radikal und revolutionär war die Reaktion der Opel-Brüder auf die Inflation von 1923. Das Werk wurde komplett umgebaut und auf die Fließbandfertigung eines einzigen Kleinwagentyps in einer Ausstattung und einer Farbe ausgerichtet. Der anfänglich stets grün lackierte Opel 4/12 PS wurde schon bald nur noch „Laubfrosch“ genannt und avancierte mit 120.000 verkauften Einheiten zu einem Bestseller unter den frühen europäischen Volks-Wagen. Die letzten Laubfrösche liefen 1931 unter einem neuen Hausherrn vom Band. Trotz aller Absatzerfolge und spektakulärer Marketingkampagnen mit raketengetriebenen Rekordfahrzeugen hatten die Opel-Brüder nach einem finanzstarken Partner gesucht, mit dem notwendige Investitionen in neue Modelle und Maschinen möglich waren. 1929 war es soweit: General Motors übernahm die Aktienmehrheit von Opel – kurz vor der Weltwirtschaftskrise.
Mit Kleinwagen konnten die Rüsselsheimer die folgenden schweren Jahre bewältigen und 1932 in [foto id=“397496″ size=“small“ position=“right“]Deutschland 50 Prozent Marktanteil erobern. Aber auch Sechszylinder und Lastwagen, darunter der berühmte „Blitz“ sorgten für Umsatz. Mit der ersten selbsttragenden Ganzstahlkarosserie revolutionierten Olympia und Kadett in den Jahren 1935 und 1937 den Automobilbau. Ende der 1930er Jahre reichte das Programm bei Europas Autobauer Nummer eins vom kleinen Kadett bis zu den repräsentativen Flaggschiffen Kapitän und Admiral. Dann kam das Ende durch Krieg und Zerstörung, das zugleich ein neuer Anfang war. Für die Sowjetunion in Form des ersten Volksautos, denn die Kadett-Produktionsanlagen dienten als Reparationsleistung und Basis für den Moskwitsch. Für Opel durch die Investitionen von GM in neue Modelle und Werke, mit denen die Marke schnell zurück finden sollte zu alter Größe.
Olympia (ab 1947), Kapitän (ab 1950) und Rekord (ab 1953) hießen die erfolgreichen Wirtschaftswundermodelle, der Kadett folgte 1962 aus dem neuen Werk Bochum und mit dem Diplomat präsentierte die Marke im Zeichen des Blitzes 1964 sogar ein Flaggschiff der Achtzylinder-Klasse. Symbole sportlichen Selbstbewusstseins waren der Rallye-Kadett von 1966 und der Opel GT von 1968. „Nur Fliegen ist schöner“ verhießen die Plakate für den Sport-Zweisitzer im zeitlos schönen Anzug einer europäisierten Corvette. „Rrrrrrrrrrrrooooooooooooooooooorrrrrrrrrrrrr!!!!“, nie zuvor waren Werbetexte so lautmalerisch – und offenbar unwiderstehlich. Über 103.000 Käufer bestellten einen GT.
Sogar über eine halbe Million Käufer fand der Manta, jenes nach einem Stachelrochen benannte Coupé, mit dem Opel die passende Antwort auf den Ford Capri fand. Aber auch die Wolfsburger Rivalen wurden durch die Rüsselsheimer 1972 noch einmal deklassiert als größter deutscher Autobauer. Sogar die erste Ölkrise bewältigte Opel vergleichsweise gut wie der 1976 erzielte Jahresabsatz von über 921.000 Fahrzeugen zeigte.
In die 1980er Jahre startete Opel mit neuen Konzepten: Der Kadett D war 1979 der [foto id=“397497″ size=“small“ position=“right“]erste Opel mit Frontantrieb, der Corsa lief ab 1982 im spanischen Saragossa als kleinster Nachkriegs-Opel vom Band und der Omega löste 1986 als strömungsgünstigste Serienlimousine der Welt den Rekord ab. Dennoch zogen dunkle Wolken auf. Rigorose Sparmaßnahmen des später zu VW gewechselten Managers José López de Arriortúa bewirkten massive Qualitätsprobleme und einen längerfristigen Imageschaden für die Marke. Versäumnisse bei Modellentwicklungen und stärkere Wettbewerber aus dem aufstrebenden VW-Konzern sowie aus Japan und Korea stellten Opel vor weitere Herausforderungen.
Trotz allem gelang es Opel positive Signale zu setzen, mit denen die Rüsselsheimer ihre Position als zweitgrößter deutscher Autobauer vorläufig absicherten. 1991 startete der Astra als Golf-Rivale, ein Jahr später wurde das Werk Eisenach eröffnet und 1997 debütierte der Kompaktvan-Bestseller Zafira. Unter der Führung von Carl-Peter Forster gelang es Opel im neuen Jahrtausend die Produktqualität und die Produktivität in den Werken entscheidend zu verbessern. 2009 dauerte die Montage eines Autos bei Opel kaum mehr als 20 Stunden, 50 Prozent weniger als bei einigen Wettbewerbern. Den Verlust an Marktanteilen sollen die frischen Modelle Insignia (seit 2008), Astra (seit 2009), Meriva (seit 2010), Zafira Tourer und der elektrische Ampera (ab 2012) stoppen. Eine Herkulesaufgabe, mit deren Lösung sich Opel am liebsten selbst beschenken möchte zum 150. Gründungstag.
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1862: Adam Opel gründet sein Unternehmen als Nähmaschinenhersteller
1886: Fahrräder ergänzen das Produktportfolio
1899: Am 21. Januar Vertragsschluss mit dem großherzoglichen Hofwagenbauer Friedrich Lutzmann aus Dessau. Start der Automobilfertigung in Rüsselsheim, erstes Modell „Opel Patent-Motorwagen System Lutzmann“
1901: Vertrag mit dem Franzosen Alexandre Darracq über die Lizenzfertigung von Darracq-Automobilen. Bau des ersten Opel-Motorrades
1902: Opel-Darracq gehen in Serie. Im Herbst entsteht die erste Opel-Eigenkonstruktion, das Modell 10/12 PS mit neu entwickelndem Zweizylindermotor
1903: Bau des ersten Opel-Vierzylindermotors für das Modell 20/22 PS
1907: Kaiserpreisrennen im Taunus, Gewinn des Kaiserpreises für den besten deutschen Wagen
1909: Mit der Produktion des „Doktorwagens“ 4/8 PS vollzieht Opel erstmals den Schritt zum erschwinglicheren Automobil für breitere Bevölkerungsschichten
1911: Neue Marktsegmente besetzt Opel mit der Produktion von Flugmotoren und Pflugmotoren
1912: Produktion des 10.000 Opel-Automobils
1913: Grand-Prix-Rennwagen mit Vier-Liter-Vierzylindermotoren mit Vier-Ventil-Technik mit obenliegender Nockenwelle, die eine Königswelle antreibt
1914: Opel wird größter deutscher Fahrzeughersteller auch dank des Erfolgsmodells 5/14 PS „Puppchen“
1919: Noch vor Fertigstellung der Berliner Avus wird die Opel-Rennbahn südlich von Rüsselsheim als erste permanente Renn- und Versuchsstrecke in Deutschland in Betrieb genommen
1924: Als erster deutscher Hersteller setzt Opel die Fließbandproduktion ein. Erstes Fließbandmodell wird der Typ 4/12 PS Laubfrosch, dessen Preis von anfänglich 4.500 Mark auf 1.990 Mark gesenkt wird
1928: Opel hält 37,5 Prozent Marktanteil in Deutschland und wird in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Erster Opel-Achtzylinder-Motor im Modell Regent. Beginn des Opel RAK-Programms mit Raketenantrieb. Fritz von Opel erreicht auf der Berliner Avus mit dem RAK 2 eine Vmax von 238 km/h
1929: General Motors übernimmt die Aktienmehrheit von Opel
1931: General Motors übernimmt die restlichen 20 Prozent der Opel-Aktien. Vorstellung des Schnell-Lastwagens Opel Blitz
1935: Vorstellung des Olympia, des ersten deutschen Großserienautos mit selbsttragender Ganzstahlkarosserie. Als erster deutscher Hersteller übertrifft Opel bei der Jahresproduktion die 100.000-Einheiten-Marke
1936: Der Kadett wird eingeführt. Mit einer Jahresproduktion von 120.293 Einheiten ist Opel größter Autohersteller Europas
1937: Die Fahrradherstellung wird an NSU verkauft
1940: Produktion des ein millionsten Opel, ein Modell Kapitän
1945: Die Kadett-Produktionsanlagen werden demontiert und gehen als Reparationsleistung an die Sowjetunion. Dort wird aus dem Kadett der erste Moskwitsch, ein sowjetisches Volksauto
1946: Erster Nachkriegs-Opel ist der Transporter Blitz
1947: Die Pkw-Produktion beginnt mit dem Modell Olympia
1953: Olympia Rekord erster Opel mit moderner Pontonkarosserie
1956: Der zwei millionste Opel ist ein Kapitän
1959: Der erfolgreichste Kapitän aller Zeiten, der P 2.6, geht an den Start. In gut vier Jahren werden 145.618 Einheiten gefertigt
1962: In Bochum wird ein neues Werk eröffnet für die Produktion des Kadett
1964: Das Flaggschiff-Trio Kapitän, Admiral und Diplomat wird eingeführt
1966: Produktionsanlauf für den Rekord C, den meistverkauften Rekord aller Zeiten. Eröffnung des Testzentrums Dudenhofen und eines Teilewerks in Kaiserslautern
1968: Der Opel GT wird vorgestellt
1970: Das familientaugliche Sportcoupé Manta geht als Rivale zum Ford Capri an den Start
1972: Opel ist noch einmal größter deutscher Automobilhersteller mit einem Marktanteil von 20,4 Prozent
1977: Senator wird Nachfolger von Admiral und Diplomat
1979: Erster Opel mit Frontantrieb wird der Kadett „D“
1982: Im neuen spanischen Werk Saragossa läuft der Opel Corsa vom Band. Walter Röhrl gewinnt auf Ascona 400 die Rallye Monte Carlo und die Rallye-WM
1985: Opel ist erster Hersteller in Deutschland mit kompletter Katalysator-Modellpalette
1986: Der Opel Omega ersetzt den Rekord
1991: Der Astra löst den Kadett ab. Der neue Opel Frontera wird SUV-Marktführer in Europa
1992: Eröffnung des Opel Werks Eisenach
1996: Weltweit erster Turbodiesel mit Direkteinspritzung und Vierventil-Technik
1997: Debüt eines Dreizylinder-Downsizing-Motors im Corsa. Premiere für den Opel Zafira
1999: Als 50millionster Opel läuft in Rüsselsheim ein Omega vom Band
2005: Die Adam Opel AG wird in eine GmbH umgewandelt
2007: Die zweite Agila-Generation debütiert auf der IAA.
2008: Marktstart für den Insignia als Vorboten einer neuen Produktoffensive. GM leidet unter der globalen Finanzkrise und Opel stellt beim Bund eine Anfrage hinsichtlich einer Bürgschaft zur Kreditabsicherung
2009: Einführung einer neuen Astra-Generation. Mehrere Investoren interessieren sich für eine Übernahme von Opel, darunter Fiat und der Automobilzulieferer Magna International zusammen mit der russischen Bank Sberbank. Im November entscheidet sich General Motors gegen den Verkauf von Opel an Magna
2010: Mit nur 8 Prozent Marktanteil und 233.000 Zulassungen erlebt Opel auf dem Heimatmarkt ein schwieriges Jahr. Eine von General Motors beim Deutschlandfonds beantragte Bürgschaft über 1,1 Milliarden Euro wird im Juni abgelehnt. Markstart Meriva B
2011: Die Adam Opel GmbH wird wieder in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Vorstellung des Ampera mit Elektroantrieb
2012: Opel feiert den 150. Geburtstag des Unternehmens
1899: 11 Einheiten, 1900: 24 Einheiten, 1905: 358 Einheiten, 1910: 1.615 Einheiten, 1914: 3.519 Einheiten, 1920: 1.154 Einheiten, 1925: 16.466 Einheiten, 1928: 42.771 Einheiten, 1932: 20.982 Einheiten, 1938: 140.580 Einheiten, 1946: 839 Einheiten, 1950: 72.746 Einheiten, 1960: 370.073 Einheiten, 1965: 631.137 Einheiten, 1970: 820.852 Einheiten, 1979: 968.466 Einheiten, 1980: 792.800 Einheiten. Bis 1910 insgesamt: 4.873 Einheiten, bis 1930 insgesamt 206.282 Einheiten, bis 1950 insgesamt 1.210.754 Einheiten, bis 1960 insgesamt 3.287.876 Einheiten, bis 1970 insgesamt 9.430.334 Einheiten, bis 1980 insgesamt 17.827.138 Einheiten.
32.606 Einheiten (1950), 78.009 Einheiten (1955), 324.869 Einheiten (1966), 456.189 Einheiten (1972), 367.740 Einheiten (1985), 411.193 Einheiten (2000), 347.960 Einheiten (2005), 233.498 Einheiten (2010).
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geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 04.01.2012 aktualisiert am 04.01.2012
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