Ford

Tradition: 35 Jahre Ford Fiesta – Der wahre König der Kleinwagen

Spannend bis zum letzten Moment war vor 35 Jahren die Namensfindung für den bis dahin weltweit kleinsten Ford: Wie Konzernlenker Henry Ford II später in Zeitungsinterviews erklärte, war die Taufe eines neuen Fahrzeugmodells für ihn stets Chefsache. So habe er auch beim Kleinwagenkonzept Bobcat die Namensideen des Managements laut rezitiert und dabei Vorschläge wie Adonis, Piccolo, Bebe, Ischia, aber auch Bravo in der englischen Sprache für unaussprechlich oder nichtssagend gehalten. Dann sei er auf die Alliteration Ford und Fiesta gestoßen, für ihn eine perfekte Kombination.

Einziges Problem: Die Rechte für Fiesta lagen beim Erzrivalen General Motors (GM). Ein kurzer Anruf bei GM-Präsident Tom Murphy habe das Problem gelöst. Vielleicht wäre Murphy mit der Namensfreigabe weniger entgegenkommend [foto id=“348639″ size=“small“ position=“left“]gewesen, wenn er geahnt hätte, dass er damit Taufpate des künftigen Königs der Kleinwagen war, der mit zwölf Millionen Einheiten weltweit erfolgreichster Mini aller Zeiten werden sollte.

Erfolgsgeschichte

Tatsächlich konnte die Rüsselsheimer GM-Tochter Opel dem Kölner Kleinwagen sechs lange Jahre nichts entgegensetzen – und auch der Wolfsburger Polo hatte kein leichtes Spiel. Dank eines neuen Werks in Valencia feierte der kleine Ford in Spanien eine Fiesta als erfolgreichstes Volksauto aller Zeiten, und sogar den Sprung nach Amerika wagte der Winzling. Bis heute einzigartig ist schließlich die künstlerische Krönung der Karriere des kompakten Weltautos aus Köln: Der Aktionskünstler HA Schult gestaltete 1991 einen Fiesta als goldenen Vogel, der sein Heim auf dem Dach des Kölnischen Stadtmuseums fand.

Aufstieg zum König der kleinen Klasse

Dabei sollte der Fiesta ursprünglich nur ein schicker Kleinwagen sein, der als erster Ford mit Frontantrieb, Quermotor und Heckklappe das Modellprogramm im Zeichen der Pflaume nach unten abrundete und für den damals zweitgrößten Automobilkonzern der Welt Kunden anderer Marken gewann. Genau damit gelang dem ersten echten Kleinwagen aus dem Hause Ford der raketengleiche Aufstieg zum König der kleinen Klasse. Der Fiesta wurde ein Champion, der Rekorde brach, egal ob auf einer einzigartigen 300.000-Kilometer-Hochgeschwindigkeitsfahrt oder mit immer neuen [foto id=“348640″ size=“small“ position=“left“]Verkaufsbestwerten. Der Vertrieb des Weltautos erfolgte schon bald in über 70 Ländern, die Produktion auf vier Kontinenten.

Die ursprünglichen Initiatoren des Fiesta-Festivals, die amerikanischen Produkt-Strategen Harold Sperlich und Lee Iacocca, konnten also zufrieden sein: Die mit fast zwei Milliarden Dollar kostspieligste Neuentwicklung in der Unternehmensgeschichte zahlte sich aus. Auch Henry Ford II, bis dahin überzeugter Kleinwagen-Kritiker, verlor seine Skepsis gegenüber dem Minisegment. Immerhin hatte er nun den schärfsten Pfeil im Köcher im Krieg der Kleinen. So hatte er auch den Bau eines neuen Werks im Niedriglohnland Spanien bewilligt und traf damit erneut ins Schwarze. Der Fiesta verdrängte Seat von der Spitze und wurde Südeuropas neues Volksauto.[foto id=“348641″ size=“small“ position=“left“]

Slogans

Die europäischen Wettbewerber forderte der Fiesta heraus mit Slogans wie „la concurrente“ (der Konkurrent) in Frankreich, „una forte rivale“ (ein starker Rivale) in Italien und „Das neue Format“ in Deutschland. Für Ford eine ungewohnt selbstbewusste Werbung, für die aber internationale Presseschlagzeilen Monate im voraus den Boden bereitet hatten: „Volks-Ford Fiesta“, „Rasendes Raumwunder“, „Maxi-Mini“, „Super-Ford“ oder „Fiesta – Schlechte Nachrichten von Onkel Henry (für die Konkurrenz)“ titelten die enthusiastischen Medien. Vielleicht auch dank dieses PR-Erfolgs gewann Ford so viele Neukunden wie nie zuvor. So hatten nach internen Untersuchungen 87 Prozent aller Fiesta-Käufer bis dahin keinen Ford gefahren.

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