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Sie waren die ersten japanischen Supersportwagen. Zwei aufregend geformte Leistungsträger, deren Anblick bei den meisten Männern Herzklopfen bewirkte und die sogar etablierten westlichen Supercar-Konstrukteuren wie Alejandro de Tomaso oder Carroll Shelby respektvolle und anerkennende Worte entlockten. Dabei sollten Mazda Cosmo Sport 110S und Toyota 2000 GT den schnellen westlichen Auto-Adel ursprünglich nicht als Speed-Symbole übertrumpfen, sondern mit technischen Delikatessen und futuristischen Innovationen deklassieren.
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Eine raffinierte Strategie, die aufging. Mit dem weltweit ersten Zweischeiben-Wankelmotor im Cosmo Sport 110 S und dem damals drehfreudigsten Zweiliter-Sechszylindermotor im 2000 GT avancierten Mazda und Toyota vor 45 Jahren zu neuen technischen Fixsternen in der Sportwagenwelt. Dennoch waren die Erfolge der ersten hochpreisigen japanischen Superautos weniger kommerzieller Art. Dafür sammelten die edlen und raren Samurai Ruhm auf Rennstrecken und weltweite Bewunderung als aufregend schön gezeichnete Sternschnuppen in legendären Kinofilmen und bei den Concours d’Elegance der internationalen Automobilsalons – beste Basis für Mazda und Toyota bei der Eroberung Amerikas und zugleich zwei Speerspitzen beim Vorstoß nach Europa.
Ihren Ursprung nahm die Entwicklung der Supersportwagen vor genau 50 Jahren, als Mazda-Gründersohn Tsuneji Matsuda und Toyota-Gründerneffe Eiji Toyoda sich an die Entwicklung der technischen Image-Raketen zur Eroberung [foto id=“344654″ size=“small“ position=“left“]Amerikas und des Weltmarktes wagten. Während Matsuda zunächst mit NSU einen Lizenzvertrag über die Produktion des von Felix Wankel konzipierten Kreiskolbenmotors schloss, setzte Toyoda von Beginn an auf die Entwicklung spektakulärer Sportwagen, die von klassischen Hochleistungsmotoren beschleunigt wurden. Übrigens stand bereits auf der Automesse in Tokio 1962 der Honda S800 Sports als schnellster Flitzer Nippons im Rampenlicht. Trotz Rechtslenkung wurde der 100-Meilen-(160 km/h)-Renner auch an amerikanische Soldaten verkauft, die den exaltiert gezeichneten Sportler ähnlich liebten wie zuvor die kleinen englischen Roadster. Für Toyota war das ein hoffnungsvoller Lichtblick für einen Neustart in den USA, nach dem 1957 der erste Exportversuch mit der simpel konstruierten Mittelklasselimousine Crown gescheitert war.
So gab die Konzernleitung grünes Licht für die Entwicklung eines echten Gran Turismo (GT) im Stil des Jaguar E-Type von 1961, des Übervaters vieler früher Supersportwagen. Konzipiert und ab 1966 auch [foto id=“344655″ size=“small“ position=“left“]produziert wurde der Toyota 2000 GT als Projekt 280 A beim Motoren- und Motorrad-Spezialisten Yamaha. Dort waren zuvor bereits der erste Nissan Silvia und der Nissan-Prototyp A 550 X entwickelt worden. Letzterer sollte ein erstes Concept für den 240 Z werden, zeigte aber so enge Verwandtschaft mit dem designierten Toyota 2000 GT, dass es zum Zerwürfnis zwischen Nissan und Yamaha kam. Unter der Leitung des Toyota-Teams von Jiro Kawano (Technik) und Saturo Nozaki (Design) entstand nun pünktlich zum 30. Jubiläum der Pkw-Produktion bei Toyota Japans schärfstes Sportwagen-Schwert. Mit fast endlos langer Motorhaube, Klappscheinwerfern, schnellem Fastback und dem modernsten und leistungsfähigsten Triebwerk seiner Klasse war der 220 km/h schnelle 2000 GT ein Superstar der Automesse in Tokio 1965.
Nur ein anderer, futuristisch anmutender Sportwagen mit dramatisch langem Heck und noch neuartigen Plexiglasabdeckungen über den Scheinwerfern erhob ebenfalls Anspruch auf den Königsthron der japanischen Supercars. Die eigentliche Sensation verbarg der als Studie bereits 1964 gezeigte Mazda Cosmo Sport unter der Motorhaube: Dort [foto id=“344656″ size=“small“ position=“left“]arbeitete der weltweit erste Zweischeiben-Wankel, und zwar mit Vierfach-Vergaser und Doppelzündung für jeden der beiden Drehkolben. 81 kW/110 SAE-PS Leistung und 185 km/h Spitze waren zwar scheinbar wenig gegenüber den 110 kW/150 PS des 220 km/h schnellen Toyota 2000 GT, dafür sollte der Mazda 1967 zu weit erschwinglicheren Preisen an den Start gehen. Während der Toyota in den USA sogar deutlich mehr kostete als die leistungsmäßig überlegenen Jaguar E-Type, Porsche 911 S oder Ferrari Dino, trat der exotisch-aufregende Wankelwagen aus Hiroshima gegen Corvette und Mustang an. So war der Cosmo Sport in Amerika Wegbereiter für Mazda und die exotische, aber standfeste Kreiskolben-Technik, die nun rasch in Großserie ging. 1973 erreichte der Wankel-Gesamtausstoß bereits 750.000 Einheiten und 92 Prozent der in den USA verkauften Mazda hatten einen Kreiskolbenmotor unter der Motorhaube, darunter sogar Kombis und Pick-ups.
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Während der Cosmo Sport 110 S erst mit Serienanlauf weltweit Schlagzeilen machte – die Japaner hatten den Lizenzgeber NSU und dessen Wankel-Limousine Ro 80 rechts überholt und die Fertigung des ersten Zweischeiben-Rotarier mehrere Monate früher gestartet – wurde der Toyota GT bereits weit vor Markteinführung durch drei [foto id=“344658″ size=“small“ position=“left“]Fahrszenen von insgesamt knapp sieben Minuten Länge in Kino und TV weltberühmt. Mit zwei Roadster-Umbauten avancierte der 2000 GT 1966 zum automobilen Hauptdarsteller im James-Bond-Film „Man lebt nur zweimal“. James-Bond-Darsteller Sean Connery wechselte beim Einsatz in Tokio vom Aston Martin auf den offenen Toyota, allerdings nur als Beifahrer. Immerhin hatte Connery so freie Schussbahn auf die Verfolger im Toyota Crown. Gesteuert wurde der schnelle Roadster von der führerscheinlosen und deshalb gedoubelten Akiko Wakabayashi, die als erstes Bond-Girl „Playboy“-Playmate wurde und so dem Toyota 2000 GT nicht nur in Amerika weiteren Glitter und Glamour bescherte. Passend zum offiziellen Serienstart anlässlich der Tokyo Motor Show 1967 war es dann das britische Top-Model Twiggy, das den schnellsten Toyota einmal mehr in die Medien brachte und mit blondem Bubikopf einen goldfarbenen GT präsentierte. Das Showcar war Teil ihres Honorars und fand als erster 2000 GT den Weg nach Europa. Allerdings nur vorübergehend, denn auch Twiggy war nicht im Besitz eines Führerscheins, so dass Toyota den Wagen später zurückkaufte.
Bevor die ersten 2000 GT nach Europa exportiert wurden – insgesamt gelangten nur etwa 25 Einheiten in die Alte Welt – und bevor die ersten Exemplare des Exoten in den USA in den Schauräumen ausgewählter Händler präsentiert wurden, startete die Rennkarriere von Japans schnellstem Sportler. Einen Paukenschlag gleich zu Beginn setzte der GT mit einem Doppelsieg beim ersten Langstreckenrennen Japans im Juni 1966. Mit drei Weber-Doppelvergasern setzten die nur 850 [foto id=“344659″ size=“small“ position=“left“]Kilogramm wiegenden Wettbewerbswagen 147 kW/200 PS frei, genug für Tempo 250! Weiter ging es mit Rekordfahrten: Am 1. Oktober 1966 erzielte der 2000 GT auf der Hochgeschwindigkeitsteststrecke von Yatabe bei Tokio drei Welt- und 13 Klassenrekorde. Ein spektakulärer Coup, der sogar die texanische Motorsport-Legende Caroll Shelby begeisterte. Für die Saison 1968 bereitete Shelby drei Toyota 2000 GT vor, die in der Klasse C für Produktionswagen gegen Porsche oder Triumph antraten. Da stand der 2000 GT bereits auf dem Zenit seiner kurzen Karriere. Trotz kleiner Auflage erhielt der Klappscheinwerfer-Sportler Mitte 1969 noch eine Modellpflege mit modifizierter Front, ehe 1970 das Aus für Toyotas Technik-Wunder kam. Neue Gesetze in den USA hätten umfangreiche Modifikationen erfordert. Heute sind die edlen Supersportler, die nie nach Deutschland exportiert wurden, ähnlich rar wie die begehrtesten historischen Ferrari. Das Preisniveau gepflegter Exemplare sprengt die 300.000-Euro-Marke, immerhin [foto id=“344660″ size=“small“ position=“left“]noch 75.000 Euro weniger als für seinen modernen Nachfolger, den Lexus LFA, berechnet werden.
Anders der Mazda Cosmo Sport 110 S, der zwar ebenfalls bei einem Langstreckenrennen – den 1968 gestarteten 84 Stunden auf dem Nürburgring – seine technische Souveränität demonstrierte und bis 1972 sportlicher Imageträger für die Rotary-Marke blieb, aber dennoch die 100.000-Euro-Grenze bislang nicht erreicht. Allerdings erzielte er mit insgesamt 1.519 Einheiten auch eine mehr als vier Mal so große Auflage als der in nur 351 Einheiten handgefertigte 2000 GT. Eine unsterblich schöne kosmische Legende wurde der Mazda dennoch. Und 2002 sorgte der Cosmo als Studie für das neue Jahrtausend erneut für Furore.
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Produktionszahlen |
Mazda Cosmo Sport 110 S L10A (1967): 343 Einheiten Mazda Cosmo Sport 110 S L10B (1968 bis 1972): 1.176 Einheiten Toyota 2000 GT (1965 bis 1970): 351 Einheiten, darunter verdecklose Roadster und Lightweight-Rennversionen, 55 Einheiten werden in den USA verkauft |
Wichtige Motorisierungen |
Mazda Cosmo Sport 110 S (1967) mit Zweischeiben-Wankelmotor und 2×491 ccm Kammervolumen (81 kW/110 SAE-PS) Mazda Cosmo Sport 110 S (1968 bis 1972) mit Zweischeiben-Wankelmotor und 2×491 ccm Kammervolumen (94 kW/128 PS) Toyota 2000 GT (1965 bis 1970) mit 2,0-Liter-Reihen-Sechszylinder-Benziner (110 kW/150 PS) |
Ausgewählte Preise |
Mazda Cosmo Sport 110 S (1967 bis 1972) ab 1,48 Millionen Yen Toyota 2000 GT (1965 bis 1970) ab 2,38 Millionen Yen |
Chronik |
1961: Mazda erwirbt von NSU und dem Erfinder Felix Wankel die Lizenz zur Entwicklung und Produktion eines Kreiskolbenmotors. Bereits im November präsentiert Mazda einen Prototypen des ersten eigenen Rotary-Triebwerks 1964: Auf der Automesse in Tokio zeigt Mazda die Studie 110S mit eigenständig entwickeltem Wankelmotor. Im gleichen Jahr gibt Toyota den Startschuss für das Projekt 280 A, die Entwicklung eines Gran Turismo für den Weltmarkt 1965: Weltpremiere des Toyota 2000 GT auf der Automesse in Tokio als seriennahe Studie 1966: Bei Yamaha startet die Vorserienproduktion des 2000 GT. Im Oktober bricht der Toyota 2000 GT die bestehenden Weltrekorde für das 72-Stunden-, 15.000-Kilometer- und 10.000-Meilen-Rennen und stellte 13 weitere internationale Geschwindigkeitsrekorde auf. Außerdem wird er dritter beim Grand Prix von Japan und belegt den ersten und zweiten Platz im 1.000-Kilometer-Rennen von Suzuka. Der Toyota 2000 GT feiert außerdem als Roadster im James Bond Film „Man lebt nur zweimal“ Filmpremiere 1967: Der Mazda Cosmo Sport 110 S, das weltweit erste Serienauto mit Zweischeiben-Wankelmotor, wird am 30. Mai vorgestellt. Mazda wird so zum weltweit ersten Hersteller, der drei Motorenkonzepte (Otto-, Diesel- und Wankelmotor) parallel anbietet. Serienstart für den Toyota 2000 GT 1968: Ein von Carroll Shelby präparierter und auf 250 PS getrimmter 2000 GT geht bei der SCCA-Serienwagenmeisterschaft an den Start. Der Mazda Cosmo Sport 110 S wird modellgepflegt: Das modifizierte Rotationskolben-Triebwerk leistet nun 128 statt 110 PS, der Radstand wird um 15 cm verlängert und die Lufteinlässe an der Front werden umgeformt. Außerdem gibt es fortan einen fünften Gang für den Sportler von Mazda 1969: Kleine Modellpflege für den Toyota 2000 GT 1970: Die Produktion des Toyota 2000 GT endet nach nur 351 gefertigten Fahrzeugen 1972: Nach der Produktion von insgesamt 1.519 Cosmo Sport läuft die Serienproduktion aus 2002: Als Cosmo 21 Concept feiert der Mazda Wankelsportler seine Wiedergeburt |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 18.02.2011 aktualisiert am 18.02.2011
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