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Alfa Romeo
Wachstum lautete in der Nachkriegszeit die Devise bei Alfa Romeo. Mit der romantisch-rundlich gezeichneten Giulietta als Urmaß aller Sportlimousinen gelang den Italienern ab 1955 der Aufstieg zum Volumenhersteller. Mit der Giulia als neuer Galionsfigur der GT- und GTI-Fraktion begehrte die exklusive Mailänder Marke vor genau 50 Jahren Einlass in den kleinen Club der europäischen Massenhersteller. Erfolgreich, wie die raketengleich steigenden Produktionszahlen im für die Giulia neu gebauten Werk Arese signalisierten.
Das Geheimnis von Giuliettas Tochter Giulia war erschwingliche Sportlichkeit für die ganze Familie und ein Charakter voller Charisma und Kanten. Kantig war vor allem die vom Windkanal geprägte Karosserie mit knochigem Heck. Charisma gewann die Giulia aber auch durch reinrassige Sportwagentechnik und moderne Aluminiummotoren, die schon zur Modelleinführung eindrucksvolle 68 kW/92 PS Leistung freisetzten. Das war sogar mehr Kraft als sie etwa Porsche 356 oder BMW 1500 unter der Haube hatten. Ausstattungsdetails, wie Scheibenbremsen rundum, Fünfganggetriebe, Dreipunkt-Automatikgurte und Drehzahlmesser setzten in den 1960er Jahren Maßstäbe.
Rund 820.000 Einheiten der verführerischen Italienerin wurden in 16 Jahren verkauft, darunter atemberaubend-schöne Coupés und Spider, exzentrische Zagato-Sportler, reinrassige Rennwagen und die erste italienische Diesel-Limousine. Ein Meilenstein in der Mittelklasse wurde die Giulia auch durch dieses Baukastensystem – insgesamt gab es die schnelle Julia in acht unterschiedlichen Sportanzügen namhafter Couturiers. Nicht Julchen-Giulietta ist für viele Alfisti deshalb der Alfa Romeo schlechthin, sondern Giulia – eine Ikone, für die es schwer sein wird, [foto id=“403597″ size=“small“ position=“right“]jemals eine würdige Nachfolgerin gleichen Namens zu finden.
Schon bei ihrem Premierenauftritt im königlichen Park von Monza verdrehte die Giulia Publikum und Presse den Kopf. Dies aber wegen des „Hochleistungsmotors mit zwei oben liegenden Nockenwellen, hoher Spitzengeschwindigkeit und überhaupt überdurchschnittlicher Fahrleistungen“ – und trotz der „eigenartigen Karosserieform“ wie eine führende europäische Fachzeitschrift schrieb. Tatsächlich schien es der viertürigen Limousine an den bezaubernden Formen einer bella donna zu fehlen. Anders als ihre Vorgängerin war die Giulia ein „vom Winde modelliertes Auto“, wie Alfa Romeo den damals sensationell günstigen cW-Wert von 0,34 kommentierte. Vier dynamisch dreinblickende Rundscheinwerfer, die niedrige Frontpartie mit abfallender Motorhaube, die stark geneigte Windschutzscheibe und das aerodynamisch geformte Heck im sogenannten Kamm-Stil – Alfisti bevorzugen die Bezeichnung „Coda tronca“ – machten klar, dass auch italienische Limousinen Lust an der Provokation haben können und nicht konservativ aussehen müssen.
Wer es gefälliger und dennoch sportlich haben wollte, konnte den neuen Doppel-Nockenwellenmotor übrigens auch in den von der Giulietta Sprint und Spider bekannten Karosserien bestellen. Ganz besonders betörend wirkte auch mit neuem Giulia Signet der offene Spider, dessen luftig-leichtes Sommerkleid einst Pininfarina entworfen hatte. Der Beginn einer beständigen Partnerschaft zwischen der Mailländer Automarke und der Turiner Carozzeria, die später so große Autos hervorbrachte wie den ewig-jungen Giulia-Abkömmling Alfa Spider. Nachdem Dustin Hoffman 1967 im Kinoerfolg „Die Reifeprüfung“ mit dem offenen Zweisitzer für Furore gesorgt hatte, stand sogar einem Alfa-Boom in den USA nichts mehr im Wege. Davon erfasst wurde auch ein 1963 lanciertes Coupé mit dem Signet Giulia Sprint GT. Hierzulande wurde dynamische Zweitürer unter dem Namen Bertone bekannt und blieb bis [foto id=“403598″ size=“small“ position=“left“]1976 im Programm. Immer wieder aktualisierte Motoren mit 1,3 bis 2,0 Liter Hubraum bescherten dem Bertone-Coupé eine fast ewige Jugend. Allein als überraschend teures und wenig gefragtes Cabriolet Giulia GTC währte die Karriere des Bertone-Zweitürers keine zwei Jahre.
Nur ganz großen Automobilen ist es vergönnt, dass gleich drei Edel-Couturiers mit sportlichen Spezialkarosserien antreten und ins offizielle Lieferprogramm aufgenommen werden. Bei der Giulia war Zagato der dritte im Bunde. Einst hatte er die über 200 km/h schnelle Giulietta SZ mit einer leichten Alu-Haut ausgestattet, jetzt überarbeitete er die Rennmaschine für Straße und Strecke zur Giulia TZ (Tubolare Zagato). Der stromlinienförmige Tubloare mit Gitterrohrrahmen gewann zahlreiche namhafte Rennen wie die 12 Stunden von Sebring, die Targa Florio oder den Giro d´Italia. Während die Tubolare-Produktionsziffern auf Ferrari-Niveau verharrten, entwickelte sich ein anderer Zagato-Entwurf ab 1969 zu einer kleinen Erfolgsgeschichte: Vom Giulia GT Junior Zagato wurden bis 1975 immerhin 1.510 Einheiten gefertigt. Dabei kostete die kleine Giulia im Zeichen des Z stolze 25 Prozent Aufpreis gegenüber den technischen identischen und gefälliger gezeichneten Bertone Coupés.
Diese wiederum eroberten ab 1965 als GTA (Gran Turismo Allegeritta) die europäischen Rennstrecken. Das Kürzel GTA deutet auf die Bauweise hin: Coupé-Karosserie besteht aus leichtem Aluminium. Unter der leichten Haut feinste Renntechnik – so wird das Gemisch in den vier Zylindern jeweils von zwei Zündkerzen gezündet – eine Technik, die weiterentwickelt noch bei den heutigen Twin-Spark-Motoren eingesetzt wird. Auf das Konto des GTA gehen neben zahllosen Siegen und nationalen Titeln nicht weniger als sechs Tourenwagen-EM-Titel.
Zurück zur Giulia Limousine: Sie eroberte die Herzen so schnell, dass Alfa Romeo anfangs kaum mit der Erhöhung der täglichen Produktionsrate nachkam. Schon bald war sie auf italienischen Straßen allgegenwärtig, als sportliches Familienfahrzeug, aber auch als schneller Einsatzwagen von Polizia und Carabinieri. Ruhm erntete die Giulia nicht nur auf Rennstrecken, sondern auch mit Rollen in vielen Fernseh- und Filmproduktionen. In Deutschland wurde sie sogar noch nach Produktionseinstellung heimlicher Superstar der TV-Serie „Ein Fall für Zwei“. Als Film-Detektiv Josef Matula alias Schauspieler Claus-Theo Gärtner seinen Alfa Romeo später kurzzeitig [foto id=“403599″ size=“small“ position=“right“]gegen einen Audi tauschte, hagelte es Zuschauerproteste.
Nicht nur das Konzept der Giulia begeisterte die Kunden, auch die kontinuierliche Pflege und Erweiterung des Typenportfolios. Auf die ursprüngliche Giulia T.I. folgte nur ein Jahr später die 82 kW/112 PS starke Spitzenversion T.I. Super. Erst 1964 debütierte eine preiswerte 1,3-Liter-Einstiegsversion, erkennbar an Einzelscheinwerfern und einfacherer Ausstattung. Zeitgleich führte der Karossier Colli die Kombitypen Combinata und Giardiniera ein, die besonders bei Behörden begehrte Schnelltransporter wurden. Danach blieb es bis 1974 bei jährlichen Modellpflegemaßnahmen und neuen Motorsportvarianten wie etwa der 60 kW/82 PS entwickelnden Giulia 1300 T.I. Ein gründliches Facelift erhielt die Giulia erst im reifen Alter von zwölf Jahren. Geglättete Hauben vorn und hinten, vor allem aber ein modischer Kunststoffgrill im Stil der 1970er Jahre sollte die nun Nuova Super genannte Giulia fit machen für die letzte Runde. Zum Modernisierungsprogramm zählte aber auch ein optionaler 38 kW/52 PS-Dieselmotor aus dem Transporter F12, der die Giulia ihres viel gerühmten cuore sportivo beraubte und auf Tempo 138 einbremste.
Zum Stillstand kam die Giulia-Produktion erst 1978, ein Jahr nach der Vorstellung ihrer Nachfolgerin – die wieder Giulietta hieß und so die Sonderstellung der Giulia in der Geschichte von Alfa Romeo noch einmal betonte.
Giulia-Gesamtproduktion (1962-1978): 819.336 Einheiten.
Giulia Limousine und Kombi Combinata und Giardiniera (Tipo 105/15) 572.646 Einheiten (1962-1978),
davon 501 Giulia TI Super (1963-1964) und ca. 6.500 Giulia Nuova Super Diesel (1976-1978).
Giulia GT (Tipo 105/15) 225.215 Einheiten (1963-1976).
Giulia GTC (Tipo 105.25) ca. 1.000 Einheiten (1964-1966).
Giulia GT Junior Zagato (Tipo 105.93) ca. 1.510 Einheiten (1969-1975).
Giulia TZ (Tipo 105.11) 117 Einheiten (1963-1967).
Giulia Sprint (Tipo 101) 8.507 Einheiten (1962-1964).
Giulia Spider (Tipo 101) 10.341 Einheiten (1962-1965).
Zum Vergleich: Giulietta-Gesamtproduktion (1954-1964): 179.000 Einheiten
Karosserien und Versionen
Alfa Romeo Giulia; viertürige Mittelklasselimousine und in sehr geringer Stückzahl mit fünftüriger Kombikarosserie, Limousine als Giulia 1600 T.I. (1962-1967, 1,6-Liter-Vierzylinder mit 68 kW/92 PS), Giulia 1600 T.I. Super (1963-1964, 1,6-Liter-Vierzylinder mit 82 kW/112 PS), Giulia 1300 (1964-1971, 1,3-Liter-Vierzylinder mit 57 kW/78 PS),), Giulia Super (1965-1972, 1,6-Liter-Vierzylinder mit 72 kW/98 PS),), Giulia 1300 TI (1966-1972, 1,3-Liter-Vierzylinder mit 60 kW/82 PS bzw. 63 kW/85 PS), Giulia 1300 Super (1970-1972, 1,3-Liter-Vierzylinder mit 65 kW/89 PS bzw. mit 64 kW/87 PS), Giulia 1600 S (1968-1970, 1,6-Liter-Vierzylinder mit 70 kW/95 PS), Giulia Super (1969-1972, 1,6-Liter-Vierzylinder mit 75 kW/102 PS bzw. ???? kW/103 PS), Giulia Super 1.3 (1972-1974, 1,3-Liter-Vierzylinder mit 65 kW/89 PS), Giulia Super 1.6 (1972-1974, 1,6-Liter-Vierzylinder mit 75 kW/102 PS bzw. 76 kW/103 PS), Giulia Nuova Super 1.3 (1974-1978, 1,3-Liter-Vierzylinder mit 65 kW/89 PS), Giulia Nuova Super 1.6 (1974-1978, 1,6-Liter-Vierzylinder mit 75 kW/102 PS), Giulia Nuova Super Diesel (1976-1978, 1,8-Liter-Vierzylinder-Diesel von Perkins mit 38 kW/52 PS);
Alfa Romeo Giulia GT; zweitüriges Sportcoupé mit Bertone-Karosserie (1963-1976), Motor: 1,3-Liter- bzw. 1,6-Liter- bzw. 1,8-Liter bzw. 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 64 kW/87 PS bzw. 80 kW/109 PS bzw. 83 kW/113 PS bzw. 96 kW/131 PS Leistung;
Alfa Romeo Giulia GTC; zweitüriges Sport-Cabriolet mit Bertone-Karosserie (1965-1966), Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 78 kW/106 PS Leistung;
Alfa Romeo Giulia GTA; zweitüriges Sportcoupé mit Bertone-Karosserie in Leichtbauversion (1965-1975), Motor: 1,3-Liter- bzw. 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 71 kW/96 PS bzw. 85 kW/115 PS Leistung;
Alfa Romeo Giulia GT Junior Zagato; zweitüriges Sportcoupé mit Zagato-Karosserie (1969-1975), Motor: 1,3-Liter- bzw. 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 64 kW/87 PS bzw. 80 kW/109 PS Leistung;
Alfa Romeo Giulia Sprint; zweitüriges Sportcoupé mit Bertone-Karosserie (1962-1964), Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 68 kW/92 PS Leistung;
Alfa Romeo Giulia Sprint Speciale; zweitüriges Sportcoupé mit Bertone-Karosserie (1962-1964), Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 82 kW/112 PS Leistung;
Alfa Romeo Giulia Spider; zweitüriger Spider mit Pininfarina-Karosserie (1962-1965), Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 68 kW/92 PS Leistung;
Alfa Romeo Giulia TZ (Tubolare Zagato); zweitüriges Sportcoupé mit Zagato-Karosserie (1963-1967), Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 114 kW/155 PS Leistung.
1962: In Monza feiert am 27. Juni die Giulia T.I. (Tipo 105.14) mit 92 PS leistendem 1,6-Liter-Motor Weltpremiere. Die Giulia ist designierte Nachfolgerin der Giulietta. Vorstellung und Einführung von Giulia Sprint (Weiterentwicklung der GiulÃetta Sprint) und Giulia Spider (aus der Giulietta Spider hervorgegangen)
1963: Einführung der 112 PS starken Giulia T.I. Super (Tipo 105.16), ab August Scheibenbremsen rundum bei allen Giulia Berlina Serie. Einführung des Bertone-Coupés Giulia GT und des Sportwagens Giulia TZ
1964: Am 11. Juni debütiert in Monza die Einstiegsversion Giulia 1300 (Tipo 105.06) mit 78 PS leistendem 1,3-Liter-Motor. Erkennungszeichen sind Einzelscheinwerfer, einfachere Ausstattung und Viergang-Getriebe. Die Cabrio-Version des Coupés Giulia GT debütiert unter dem Kürzel GTC. Der Karossier Colli bietet die Kombitypen Combinata und Giardiniera an
1965: Die Giulietta wird aus der Produktion genommen. Neu im Programm sind die 98 PS leistende Giulia Super mit zwei Doppelvergasern und der 82 PS starke 1300 T.I.
1966: Detailmodifikationen im Interieur und neue Edelstahlstoßstangen für Giulia T.I.
1967: Modellpflege (u.a. schwarzer Kühlergrill mit fünf Zierleisten für Giulia 1300 bzw. 1300 T.I. und Giulia Super
1968: Giulia 1600 S (Tipo 105.85) ersetzt Giulia T.I.
1969: Mit Zagato-Karosserie debütiert das Sportcoupé Giulia GT Junior Zagato
1970: Neu ist der Typ Giulia 1300 Super (Tipo 115.09), Giulia Super jetzt mit 102 PS Leistung
1972: Modellpflege für alle Limousinen, neue Versionen Giulia Super 1.3 und Giulia Super 1.6
1974: Facelift für alle Giulia mit Modifikationen an Front und Heck, geglätteter Karosserie und Kunststoffkühlergrill. Typenbezeichnungen jetzt Nuova Super 1.3 und Nuova Super 1.6. Als erste italienische Limousine wird die Giulia mit Dieselmotor vorgestellt
1977: Die zweite Giulietta-Generation wird als Nachfolger der Giulia vorgestellt
1978: Produktionseinstellung der Giulia Berlina
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 08.02.2012 aktualisiert am 08.02.2012
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