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Opel
Heute unvorstellbar: Seine Premiere war ein Ereignis nationaler Bedeutung, bei dem die Menschenmassen beinahe die Schaufenster der örtlichen Opel-Händler eindrückten und der Messestand auf der Frankfurter IAA wegen Überfüllung vorübergehend geschlossen wurde. Die Präsentation des ersten Opel Rekord – noch mit dem Namenszusatz Olympia – vor 60 Jahren hätte nicht glanzvoller sein können. Bundeskanzler Konrad Adenauer fehlte ebenso wenig wie sein Minister Ludwig Erhard, der als Architekt des Wirtschaftswunders galt. Schließlich enthüllte die Adam Opel AG einen automobilen Eckpfeiler für den wirtschaftlichen Wiederaufstieg im Nachkriegsdeutschland.
Hatte der Rekord-Vorgänger Olympia die Rüsselsheimer im Jahr 1936 auf den Thron des größten europäischen Automobilherstellers gesetzt, sollte der Neue nun die Nummer Eins in der Mittelklasse werden und nebenbei Karriere machen als Exportbestseller. Soviel vorab: Der Rekord machte seinem Namen Ehre und übertraf die hoch gesetzten Erwartungen sogar. Was der Volkswagen Käfer bei den Kleinwagen war, wiederholte der Rekord in der Mittelklasse, zeitweise als meistproduzierte 1,7-Liter-Limousine der Welt. 1972 machte der Rekord Opel noch einmal zum größten deutschen Automobilhersteller, Sondermodelle wie der luxuriös ausgestattete Maharadscha beschleunigten die Erfolge der Mittelklasse und so rollten bis 1986 weit über acht Millionen Einheiten des Bestsellers von den Bändern. Dies in acht Generationen und auf vier Kontinenten. Ein [foto id=“470179″ size=“small“ position=“left“]Erfolg, den Opel mit dem Nachfolger Omega nicht mehr fortschreiben konnte.
Bis in die 1960er Jahre hinein hielt der erschwingliche Opel Rekord hinter dem VW Käfer seine Stellung als meistverkauftes Automobil in Deutschland. Möglich machten dies unverwüstliche Motoren, aufregende Designlinien in amerikanischem Stil, eine von Beginn einzigartige Vielfalt an Karosserieformen sowie zahlreiche Spezialversionen und Sondermodelle. In den 1950er Jahren wurden die jährlichen Modellpflegen von den Opel-Fahrern und der Öffentlichkeit mit einer Spannung erwartet wie heute die Aufstellung der Fußballnationalmannschaft vor wichtigen Länderspielen. Mit einem absoluten Höhepunkt im Spätsommer 1957, als der Olympia Rekord P1 mit Panoramaverglasung einen Volksauflauf vor den Opel-Händlern verursachte, der als einzigartig in der deutschen Automobilgeschichte gilt. Der von Presse und Publikum als Mini-Buick bezeichnete modische Opel war ein erschwinglicher Traumwagen, brachte er doch amerikanischen Glitter und Glamour in die grauen Jahre des Wiederaufbaus. Als die ersten Panoramascheiben-Rekord auf den Straßen auftauchten, wurden sie von begeisterten Passanten bejubelt und umringt. Kein Wunder, dass Opel wenig später die neue Designlinie auch auf den Kapitän des Jahrgangs 1958 übertragen wollte – und einen Flop [foto id=“470180″ size=“small“ position=“right“]lancierte. So schnelllebig waren jene Jahre.
Die automobile Gesellschaft war in den 1950er Jahren streng hierarchisch gegliedert: Unten waren Kleinstwagen und Rollermobile, darüber der Volkswagen Käfer, dann der Opel Rekord für erfolgreiche Aufsteiger und als Krönung schließlich Opel Kapitän und Mercedes-Benz. Dazwischen platzierten sich alle anderen wie Ford, Borgward oder Importmarken. Aufgebrochen wurde diese Struktur erst mit der Vorstellung einer neuen Limousine aus Köln. Die sogenannte „Linie der Vernunft“ von 1960, der 17 M mit aerodynamischer Karosserie, schaffte es sogar kurzzeitig auf Platz eins in der Mittelklasse. Dank dieser vom Volksmund liebevoll „Badewanne“ genannten Modellfamilie avancierte Ford Deutschland zum härtesten Rivalen der Rüsselsheimer in den großen Klassen. Aber auch Volkswagen legte nun nach und ließ die Typen VW 1500/1600 vom Stapel. Konkurrenz, die Opel zusetzte und gegen die sich der betont nüchterne Rüsselsheimer Rekord P1 Anfang der 1960er Jahre nur schwer wehren konnte. Daran änderte auch ein extravagantes Coupé mit riesigem Gepäckabteil – vom Volksmund „rasender Kofferraum“ [foto id=“470181″ size=“small“ position=“left“]genannt, wenig.
Erst der 1963 vorgestellte Rekord A im Stil des Chevrolet Corvair fuhr wieder zu ganz großer Form auf, jetzt sogar mit repräsentativem Sechszylinder in der Spitzenversion. Derweil konnte eine andere Opel-Tradition, die geräumigen „Caravan“-Kombis, die Wolfsburger Wettbewerber vom Typ 1500/1600 Variant erfolgreich bekämpfen. Mit 376.000 Einheiten erreichte die Jahresproduktion des Rekord 1964 ein neues Allzeithoch. Dabei gefielen die schicken Formen des Rekord nicht nur in Europa. Auch international machte Opels wichtigster Umsatzbringer Karriere, dies sogar von ausländischen Montagelinien. Mit dem 1966 lancierten Rekord C liefen die Limousinen in Belgien, der Schweiz, in Südafrika und in Südamerika als Ranger oder Chevrolet vom Band, später als Rekord D (1972) im Iran als Chevrolet Royale, in Korea als Shinjin Record und schließlich lieferte der Rüsselsheimer auch die Bodengruppe für die britischen Verwandten Vauxhall Victor und Ventora, die sich sogar im Design an den Linien des Rekord [foto id=“470182″ size=“small“ position=“right“]orientierten.
In gut fünf Jahren produzierten die Rüsselsheimer rund 1,3 Millionen Einheiten des Erfolgstyps. Damit verkaufte Opel erstmals über eine Million Einheiten von einer einzelnen Modellreihe. Möglich machten dies aufregende Designlinien im Coke-bottle-Stil amerikanischer Muscle-Cars, eine damals einzigartige Vielfalt von neun Karosserieformen sowie zahlreiche Spezialversionen und Sondermodelle. In höhere Sphären zog es dagegen den Commodore, eine 1967 vorgestellte Luxusversion des Rekord. Mit leistungsstarken Sechszylinder-Motoren und viel Chromschmuck füllte er nicht nur die Lücke zwischen Rekord und Kapitän, der bis zu knapp [foto id=“470184″ size=“small“ position=“left“]200 km/h schnelle Commodore attackierte auch erfolgreich neue Premium-Limousinen wie Mercedes 250 und NSU Ro 80.
Ganz anders eine Motorversion, die im September 1972 im ob seines Designs preisgekrönten Rekord D vorgestellt wurde: Der erste Opel-Diesel warnte vor seiner Arbeitsweise durch einen hässlichen Buckel auf der Motorhaube. Unter dem Powerdome des Rekord 2100 D verbarg sich ein 44 kW/60 PS entwickelnder Selbstzünder, der die Limousine in 23,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigte und 135 km/h „schnell“ machte. Das beschauliche Tempo ging mit einem damals niedrigen Normverbrauch von 8,7 Litern auf 100 Kilometer einher.[foto id=“470185″ size=“small“ position=“right“]
1976 gelang es Opel mit 921.696 Fahrzeugen einen neuen Jahres-Produktionsrekord aufzustellen und der Rekord hatte daran entscheidenden Anteil. Dafür war er zum Modelljahr 1975 gründlich modellgepflegt worden. Neben einer neuen 2,0-Liter-Spitzenmotorisierung und optionaler, luxuriöser Berlina-Ausstattung waren es vor allem preiswerte Sondermodelle wie der „Ferien-Rekord“, der „Sport-Rekord“, der „Hit-Rekord“, der „Top-Rekord“ und die Typen „Maharadscha“ und „Millionär“, durch die Opels großes Volumenmodell populär blieb. Als der Millionenerfolg im Spätsommer 1977 die Bühne den Nachfolgern Rekord E und Commodore C überließ, war seine Form noch immer frisch. Vorzeitig [foto id=“470186″ size=“small“ position=“left“]altern ließ den Klassiker allein der zeittypische Rost an fast allen Karosserieteilen.
Der Rekord E wies den Weg mit angedeuteter Keilform und Stromlinie in die 1980er Jahre und war trotz immer zahlreicherer Konkurrenten die erfolgreichste Vierzylinder-Limousine ihrer Klasse. 1985 setzte der große Opel noch einen letzten Meilenstein: Als 1,8-Liter-Limousine zählte er zu den Pionieren bei der Einführung des geregelten Drei-Wege-Katalysators. Groß war die Trauer nicht nur unter Opel-Fans, als der Rekord im August 1986 abtrat und das gut bestellte Feld seinem Nachfolger Omega überließ.
1935: Weltpremiere des Opel Olympia mit der ersten selbsttragenden Ganzstahlkarosserie 1953: Im März feiert der Olympia Rekord als Nachfolger des Olympia Premiere auf der Frankfurter IAA, die damals noch im Frühjahr stattfand 1954: Neues, größeres Heckfenster und anderer Kühlergrill 1955: Modellpflege mit neuem Kühlergesicht 1956: Gründliche Überarbeitung mit niedrigerer Dachlinie, anderem Kühler und zierlichen Chromelementen 1957: Ab August Produktion des Olympia Rekord P1, Premiere auf der IAA im Folgemonat. Die Karosserie im amerikanischen Traumwagenstil mit Panoramascheiben gilt in Deutschland als Inbegriff automobilen Schicks. 1958: Automatische Kupplung „Olymat“ 1959: Neuer Einsteigertyp Opel 1200 als Sparversion des Olympia Rekord und Vorbote des Kadett. Fertigung bis Dezember 1962 1960: Im August Serienstart für Rekord P II als zweitürige Limousine und Caravan. Im Dezember folgt die viertürige Limousine 1961: Ab August auch als Rekord Coupé lieferbar 1962: Neues Topmodell Rekord L im Juni 1963: Markteinführung Rekord A im März und Entwicklungsstart für den Rekord C. Caravan des Rekord A folgt im Mai, Kastenwagen im Juni, Rekord L im August und Rekord Coupé im September 1964: Im März debütieren Rekord L-6 und Coupé-6 mit Sechzylindermotor 1965: Im Juli Produktionsauslauf des Rekord A. Im August Einführung eines überarbeiteten Rekord A unter der Bezeichnung Rekord B mit neuer, für den Rekord C bestimmter Motorengeneration 1966: Im August debütiert der Rekord C. Ab Dezember auch als Hardtop-Coupé und mit Sechszylindermotor lieferbar 1967: Der Karossier Karl Deutsch, Köln, produziert bis 1971 auf Basis von Rekord Coupé und Commodore Coupé 2+2sitzige Cabriolets, die über das Opel-Händlernetz vertrieben werden. Das Rekord Taxi mit verlängertem Radstand feiert Premiere. Auf dem Genfer Salon feiert der Commodore 2500 sein Debüt. Von Mai 1967 bis August 1968 gegen Minderpreis mit 2,2-Liter-Motor lieferbar. Im November Einführung des Spitzenmodells Commodore GS. Der Rekord Sprint rundet die Rekord-Palette nach oben ab 1969: Leistungssteigerung für den Commodore 2,5-Liter-Motor. Gründliche Modellpflege für alle Rekord und Commodore 1970: Auf dem Genfer Salon debütiert der Commodore GS/E mit elektronischer Benzineinspritzung als neue Spitzenversion der Modellreihe. Zusätzlich wird der Commodore 2800 mit dem Motor des Opel Admiral ins Programm aufgenommen. Im September Entfall der modischen Zweifarblackierung für den Rekord, stattdessen Einführung eines optionalen Vinyldachs 1971: Im Sommer Sondermodell Rekord Holiday mit Zusatzscheinwerfern, Stahlschiebedach und beheizbarer Heckscheibe. Am 6. September läuft als zehnmillionster Opel ein Rekord C vom Band. Im Dezember Produktionsauslauf für den Rekord C 1972: Im Januar Produktionsende für den Commodore A. Nachfolger wird der Commodore B. Außerdem erfolgt im Januar die Präsentation des Rekord D bzw. Rekord II als Nachfolger des Rekord C. Auf dem Genfer Salon feiert der Commodore Weltpremiere. Ab Sommer ist der Rekord als erster Opel-Pkw mit Dieselmotor bestellbar. Mit einem Marktanteil von 20,4 Prozent ist Opel der größte deutsche Autohersteller 1973: Im Januar Detailmodifikationen wie neue Türgriffe und Schalter an den Armaturen. Im Oktober größere Scheibenbremsen und optionale PVC-Seitenschutzleisten 1974: Im September zum neuen Modelljahr Ausstattungsversion „Berlina“ für Limousine und Coupé 1975: Überarbeitung des Motorenangebots im März. Außerdem Sondermodell „Maharadscha“. Im September neuer 2,0-Liter-Motor 1976: Sondermodell Commodore Special mit einfacherer Ausstattung 1977: Produktionsende im Juni. Auf der IAA feiern die Nachfolger Rekord E und Commodore C Weltpremiere 1978: Serienstart des Commodore C 1982: Im August Produktionsauslauf des Rekord „E1“. Ende Oktober startet der gründlich überarbeitete Rekord „E2“ mit leicht angedeuteter Keilform 1985: Als Typ 1.8i mit geregeltem Drei-Wege-Katalysator lieferbar. Optional gibt es den Rekord jetzt auch mit ABS 1986: Der neu entwickelte Omega ersetzt den Rekord |
Insgesamt 581.922 Olympia-Rekord (1953-1957) Insgesamt 817.003 Olympia-Rekord P1 (1957-1960) Insgesamt 67.952 Opel 1200 (Basisversion des Olympia Rekord) von 1959-1962 Insgesamt 787.684 Rekord P2 (1960-1963) Insgesamt 1.184.075 Rekord A und B (1963-1966) Insgesamt 1.276.681 Rekord C (1966-1971) Insgesamt 156.330 Commodore A (1967-1971) Insgesamt 1.128.196 Einheiten Opel Rekord D (1972-1977) Insgesamt 140.827 Commodore B (1972-1977) Insgesamt 967.064 Einheiten Opel Rekord E 1 (1977-1982) Insgesamt 80.521 Commodore C (1978-1982) Insgesamt 487.193 Einheiten Opel Rekord E 2 (1982-1986) zuzüglich Sonderversionen und im Ausland gefertigter Rekord |
Opel Olympia Rekord (1953-1957): Opel Olympia Rekord 1500 (1953): ab 6.410 Mark Opel Olympia Rekord 1500 (1956): ab 6.150 Mark Opel Olympia Rekord 1500 Caravan (1956): ab 6.460 Mark Opel Olympia Rekord P1 (1957-1962): Opel Rekord P2 (1960-1963): Opel Rekord A (1963-1965): Opel Rekord B (1965-1966): Opel Rekord C/Commodore A (1966/1967-1971): Opel Rekord D/Commodore B (1972-1977): Opel Rekord E (1977-1986): |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 12.06.2013 aktualisiert am 12.06.2013
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