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Nachgehakt
Kein Zweifel – die Erwachsenen von morgen und erst recht deren Kinder und Enkel werden es erleben: Ihre Fahrzeuge sind in einem hohen Grad automatisiert oder sogar vollständig autonom unterwegs. Doch was halten die Verbraucher von heute von der selbstständigen Fortbewegung von morgen? Kommen die neuen Techniken ihrem Sicherheitsbedürfnis entgegen? Was wünschen sich die Menschen? Was lehnen sie ab? Der TÜV Rheinland wollte das genauer wissen und gab eine repräsentative Umfrage unter Leuten ab 18 Jahren mit Pkw-Führerschein in Deutschland, China und den USA in Auftrag.
Während Politik und Industrie besonders gern den enormen Gewinn an Verkehrssicherheit betonen, der für die autonome Fahrweise spricht, äußern sich die Verbraucher eher skeptisch. Nur die Chinesen tanzen aus der Reihe. Während im Reich der Mitte 63 Prozent der Befragten glauben, dass durch vollkommen autonom fahrende Autos die Verkehrssicherheit steige, sind es in den USA und Deutschland lediglich 34 Prozent. Insgesamt aber würde sich die teilweise Automatisierung des Fahrens positiv auf die Verkehrssicherheit auswirken, darüber herrscht weitgehend Einigkeit.
Mit fortschreitendem Automatisierungsgrad des Fahrzeugs nehmen jedoch die Zweifel zu, das Vertrauen in die Technik geht zurück. So befürchten zunächst nur elf Prozent der Befragten in Deutschland und 15 Prozent in den USA eine Verschlechterung der Verkehrssicherheit durch eine Teilautomatisierung. Bei völlig fahrerlosen Autos glauben das aber fast die Hälfte in Deutschland und den USA. In China erwarten dagegen nur 24 Prozent bei fahrerlosen Autos eine sinkende Verkehrssicherheit.
Es ist und bleibt aus Sicht der Studienteilnehmer aus Deutschland am wichtigsten, bei Bedarf auch selbst fahren zu dürfen (53 Prozent). Ferner machen sich 49 Prozent Sorgen um Haftungsfragen. Bei den US-Amerikanern hat die Möglichkeit, selbst das Steuer übernehmen zu können, ebenfalls höchste Priorität (47 Prozent). Ein weiterer Beweis für schwindendes Vertrauen gegenüber zukünftiger Hightech: 78 Prozent aller Befragten legen großen Wert darauf, im Notfall jederzeit selbst ins Steuer greifen oder auf das Bremspedal treten zu können – in Deutschland und den USA gilt dies stärker als in China. Und das, obwohl zweifelsfrei feststeht, dass die allermeisten Verkehrsunfälle wegen menschlichem Versagen passieren.
„Die Überzeugung der Autofahrer in China, Deutschland und den USA, dass mit zunehmender Automatisierung die Verkehrssicherheit abnimmt, zeigt: Wir müssen gegenüber den Menschen noch viel stärker informieren und die Vorteile von mehr Technik auch eindeutig vermitteln“, sagt dazu Dr. Matthias Schubert, Executive Vice President Mobilität TÜV Rheinland.
Die Ergebnisse der diesjährigen internationalen Studie bestätigen den Trend einer repräsentativen Befragung von TÜV Rheinland aus dem vergangenen Jahr, als es nur um die Akzeptanz autonomen Fahrens in Deutschland ging. Diese Studie hatte gezeigt, dass drei von vier Befragten die Technik grundsätzlich positiv sehen, aber im Detail noch viele Vorbehalte bei der technischen Umsetzung bestehen, insbesondere, was die Datensicherheit angeht. Dabei ist es geblieben.
Natürlich sind sich die meisten Autofahrer darüber im Klaren, dass Daten in modernen Fahrzeugen erfasst und an Automobilhersteller übermittelt werden, darunter Daten über den Zustand des Fahrzeugs wie Kilometerstand oder Fehlermeldungen, aber auch Fahrzeugbewegungsdaten wie Geschwindigkeit und Position oder persönliche Daten. Aber wie gut fühlen sie sich hierüber informiert? Hier zeigen sich sehr große Unterschiede: 55 Prozent der Befragten in den USA geben an, eher schlecht darüber informiert zu sein, welche Daten für welchen Zweck verwendet werden, wer Zugriff auf die Daten hat und wie gut die Daten geschützt sind. In Deutschland sind es noch 52 Prozent der Befragten. Bei den Chinesen gilt dies nur für 15 Prozent.
Die Chinesen zeigen zudem mit 71 Prozent eine größere Neigung (Deutschland 45 Prozent, USA 42 Prozent), Daten zur Aktualisierung und Nutzung neuer Services weiterzugeben – etwa bei Telematikdiensten wie beispielsweise Parkplatzfindern. Zwischen 30 und 50 Prozent der Autofahrer in allen drei Ländern geben an, vor allem Pannenhilfen, Kfz-Versicherungen, Prüforganisationen, Automobilherstellern und staatlichen Institutionen ihre Daten zur Verfügung stellen zu wollen. Geringer ist die Bereitschaft zur Datenübermittlung bei Service- und Mobilitätsanbietern, eigenen Daten App-Anbietern, Automobilzulieferern und -händlern sowie Infrastrukturbetreibern wie Tankstellen.
Keinesfalls aber dürften die Daten in unbefugte Hände geraten. Das meinen in Deutschland 76, in den USA 67 und in China 63 Prozent. Gleichermaßen geht in allen drei Ländern die Angst vor möglicher Cyber-Kriminalität um. Ein Zugriff von außen auf das Fahrzeug, zum Beispiel auf Bremse und Lenkung könnte verheerende Folgen nach sich ziehen. In diesem Zusammenhang fordert ein großer Teil der Befragten, die Systeme künftiger Autos regelmäßig automatisch zu aktualisieren, um die Sicherheit im Straßenverkehr und gegen Fremdangriffe zu gewährleisten. In China befürworten solche sogenannten Over-the-Air-Updates 80 Prozent, in den USA 68 Prozent und in Deutschland 64 Prozent.
Der überwiegenden Mehrheit – und hier bringt sich der TÜV selbst ins Spiel – ist es wichtig, dass unabhängige Institutionen autonome Fahrzeuge testen und die technischen Funktionen der Automatisierung und die Software regelmäßig zu überwachen. Als am 1. Dezember 1951 die regelmäßige Hauptuntersuchung für Kraftfahrzeuge – also die TÜV-Prüfung – eingeführt wurde, waren Autos noch ebenso einfach gestrickt wie die Prüfmethoden. Inzwischen werden Tests und Technik auf beiden Seiten fortlaufend immer anspruchsvoller. Der TÜV wird kaum arbeitslos, erst recht nicht, wenn das Zeitalter der autonomen Autos Alltag geworden ist.
geschrieben von AMP.net/Sm veröffentlicht am 06.03.2018 aktualisiert am 06.03.2018
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