Umfrage Autokauf – Mehrheit kennt Verbrauchslabel nicht

Immer mehr Kunden achten beim Autokauf auf Verbrauch und Schadstoffausstoß des Fahrzeugs. Die für eine schnelle Übersicht vor kurzem eingeführte Energieverbrauchskennzeichnung kennen aber nur wenige Käufer. Laut einer Umfrage der Deutschen Energie-Agentur (dena) wussten nur 29 Prozent mit dem Label etwas anzufangen. Von denjenigen, die es kennen, schätzen es 58 Prozent als Entscheidungshilfe.

Seit Ende 2011 müssen alle neuen Pkw beim Verkauf oder Leasing mit einem CO2-Label gekennzeichnet sein. Wie bei Kühlschränken und Waschmaschinen bereits seit längerem üblich, werden darauf unter anderem die Verbrauchs- und CO2-Werte des jeweiligen Fahrzeugs genannt und farblich dargestellt. Kunden sollen so auf einen Blick die Umwelteigenschaften des jeweiligen Modells erkennen und mit anderen[foto id=“407916″ size=“small“ position=“right“] Fahrzeugen der gleichen Klasse vergleichen können. Allerdings sieht die dena bei der Beurteilung der CO2-Effizienzklassen noch Defizite. So können nur 45 Prozent aller Befragten den Buchstaben „G“ als Kennzeichnung für wenig effiziente Fahrzeuge zuordnen. Dabei orientiert sich die CO2-Effizienzskala auf dem Pkw-Label mit Farben und Buchstaben an dem bereits seit Mitte der 1990er Jahre bekannten EU-Label für Haushaltsgeräte. „Die Umfrage zeigt, dass die Verbraucher noch besser über den Inhalt des Labels informiert werden müssen“, so Dr. Christian Rumpke. „Die dena empfiehlt Neuwagenkäufern, die Händler direkt auf das Label anzusprechen und es sich erklären zu lassen.“

Die Kennzeichnungspflicht gilt in erster Linie für die Verkaufsräume von Autohändlern. Bei Neuwagen-Angeboten im Netz muss die Effizienzklasse erst im „virtuellen Verkaufsraum“ kenntlich gemacht werden.Wo dieser genau beginnt, wurde bisher jedoch nie klar definiert. „Es gibt bisher keine Legaldefinition für den Virtuellen Verkaufsraum“, erklärt Fachanwalt für Verkehrsrecht Umut Schleyer aus Berlin. „Als Legaldefinition bezeichnet man die Definition eines Rechtsbegriffs durch den Gesetzgeber. Durch diese soll im Gesetzestext klargestellt werden, wie ein unbestimmter Rechtsbegriff zu verstehen ist. Beispiele aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch sind zum Beispiel: Was sind Sachen, im Sinne des Gesetzes. Oder, wie definiert man Fahrlässigkeit. Für den virtuellen Verkaufsraum wurde dies bisher versäumt“, so Schleyer weiter.

Aktuelle Auffassung bei Internetverkäufen

Auf Grundlage der von der dena gemacht Angaben, sind wir daher aktuell der Auffassung, dass Online-Börsen wie auto.de nicht von der Kennzeichnungspflicht betroffen sind. Denn laut Fragen und Antwort Katalog der dena ist diese nur verpflichtend, wenn „ein konkretes[foto id=“407917″ size=“small“ position=“left“] Angebot eines Händlers oder Herstellers mit unmittelbarer Bestellmöglichkeit eingestellt wird oder der Verbraucher mittels interaktiver Elemente die Möglichkeit der Inaugenscheinnahme eines nach seinen Vorstellungen konfigurierten Pkw-Modells besitzt“. Beides trifft auf auto.de nicht zu. Stattdessen handelt es sich lediglich um „unverbindliche Informationsangebote, die einer konkreten Auswahlentscheidung vorgelagert sind.“ In diesem Fall ist laut dena „eine Angabe der Effizienzklasse einschließlich der grafischen Darstellung nicht zwingend erforderlich.“ Denn für den Kauf oder die genaue Inaugenscheinnahme müssen die Händler direkt kontaktiert werden.

Vorsicht vor Formfehlern

Doch auch im realen Verkaufsraum ist Vorsicht geboten. Denn das Format und Aussehen der Kennzeichnung von Effizienzklassen an Fahrzeugen ist in der Pkw-EnVKV exakt definiert. Daher bietet auto.de diese Formblätter für alle Klassen (A+ bis G) direkt als PDF zum Download an.

Formblatt Effizienzklasse A+
Formblatt Effizienzklasse A
Formblatt Effizienzklasse B
Formblatt Effizienzklasse C
Formblatt Effizienzklasse D
Formblatt Effizienzklasse E
Formblatt Effizienzklasse F
Formblatt Effizienzklasse G

Zusätzlich muss seit 1. Dezember 2011 ein Aushang am Verkaufsort deutlich sichtbar angebracht werden, der die CO2-Effizienzklassen, die Werte des offiziellen Kraftstoffverbrauchs und der offiziellen spezifischen CO2-Emissionen aller Personenkraftwagen enthält, die am Verkaufsort ausgestellt oder an diesem oder über diesen Verkaufsort zum Kauf oder Leasing angeboten werden. Des Weiteren sind Händler und Hersteller seit dem 1. Dezember 2011 dazu verpflichtet, einen einheitlichen Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO2-Emissionen und den Stromverbrauch am Verkaufsort, an Kunden auf Anfrage unverzüglich und unentgeltlich auszuhändigen. Diesen Leitfaden können Sie ebenfalls hier auf auto.de herunterladen.

Augenwischerei statt Transparenz

Auch wenn dena-Bereichsleiter Dr. Christian Rumpke behauptet, das Pkw-Label schaffe Transparenz, steht sie mit dieser Meinung eher isoliert da. Denn im Gegensatz zu Lobbyverbänden sehen viele in dem neuen Effizienz-Label nur einen Versuch, das Image Sprit fressender Dickschiffe aus deutscher Produktion aufzupolieren. Denn anstatt den Verbraucher zu informieren verkompliziert das Pkw-Label den tatsächlichen Vergleich. Denn neben dem CO2-Ausstoß und dem Fahrzeugleergewicht rechnen die Experten des Bundeswirtschaftsministeriums für jede Gewichtsklasse einen spezifischen Referenzwert ein, der auf Basis der Pkw-Neuzulassungen für 2008 ermittelt wurde.[foto id=“407918″ size=“small“ position=“right“] Damit wird ein Basis CO2-Ausstoß errechnet, von dem aus die Einteilung in die Effizienzklassen erfolgt.

Ein Beispiel: ein Neuwagen mit 1.500 Kilogramm – also ein Kompaktwagen wie etwa VW Golf, Ford Focus oder Opel Astra – hat als Referenzwert von 171 g CO2/km. Erreicht ein Pkw mit 1.500 kg Leergewicht genau diesen Wert, erhält er die Effizienzklasse E. Ist der CO2-Ausstoß geringer, erhält das Auto eine entsprechend bessere Einstufung. Stößt ein Fahrzeug bei gleichem Gewicht weniger als 120 g CO2/km aus, fällt es beispielsweise in Klasse A, bei weniger als 108 g CO2/km erhält es die Bestnote A+.

Aus diesem Grund schneidet ein Kleinwagen mit üppiger Sicherheitsausstattung (Beispiel Fiat 500; 140 g CO2/km, 1.005 kg Leergewicht) bei der Einstufung genauso schlecht ab wie ein mehr als doppelt so schwerer Geländewagen (z.B. Mercedes G-Klasse 295g CO2/kg, 2.590 kg): beide Klasse F. Dass die G-Klasse trotzdem bei jeder Fahrt doppelt so viel CO2 ausstößt wie der Fiat, geht dabei unter.

Heftige Kritik

Weil dadurch vornehmlich deutschen Dickschiffe profitieren steht das Energieetikett bei Umweltschützern und Importeuren heftig in der Kritik. Nach Ansicht des ADAC verwirrt es die Verbraucher, die sparsame Autos kaufen wollen. Auch den von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) versprochenen Anreiz für die Automobilindustrie, energieeffizientere[foto id=“407919″ size=“small“ position=“left“] Fahrzeuge in allen Klassen zu produzieren, ist mit der aktuellen Berechnung hinfällig. Denn um in die nächst bessere Effizienzklasse zu rutschen können die Hersteller die Fahrzeuge einfach noch schwerer machen. Extrembeispiel: Ein Leopard 2 Kampfpanzer kommt dank 62 Tonnen Gewicht trotz 410 Liter Verbrauch auf 100 km in die gleiche Effizienzklasse E wie ein VW Golf 1.4 (6,4 l/100km)

Da vor allem die Deutschen Marken besonders gewichtige Modelle verkaufen, haben Italien und Frankreich bereits Protest bei der EU eingereicht. Grund: der deutsche Energiepass verzerre den Wettbewerb auf dem Deutschen Automarkt zugunsten einheimischer Hersteller. Auch Grünen-Fraktionsvorsitzender Jürgen Trittin macht seinem Unmut Luft: „Die Bundesregierung ist einmal mehr vor der Automobil-Lobby eingeknickt.“ Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) spricht ebenfalls von einer „Mogelpackung“. Es gehe weniger um Klimaverträglichkeit, sondern um „die Befindlichkeit der deutschen Autoindustrie“.

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