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Die Bedeutung der Automobilmärkte in Schwellenländern wie Brasilien, Russland, Indien und China wird zunehmen. Hersteller und Zulieferer planen deshalb in den kommenden fünf Jahren erstmalig oder verstärkt in entsprechenden Ländern zu investieren. Doch schon jetzt ist absehbar, dass es auch dort in kurzer Zeit zu Überkapazitäten kommen wird. Russland wird in diesem Zusammenhang als erstes Land gesehen, in dem das der Fall sein dürfte.
Überkapazitäten sind auf den etablierten Märkten ein ernstzunehmendes Problem. Gepaart mit zunehmender Verschuldung führt diese Entwicklung verstärkt zu Fusionen und Übernahmen. Das hat eine internationale Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG unter 200 führenden Vertretern der Automobil- und Zulieferindustrie ergeben. Die Untersuchung wurde anlässlich der vom 11.-24.1.2010 in Detroit stattfindenden North American International Autoshow (NAIAS) veröffentlicht. Zwei Drittel der befragten Unternehmen verzeichnen einen Umsatz von mehr als 500 Millionen US-Dollar.
Über die Hälfte der befragten Unternehmen plant, in den kommenden fünf Jahren erstmals oder verstärkt auf dem chinesischen Markt zu investieren (58,5 Prozent), 43 Prozent wollen dies in Indien tun. Auch Russland und Brasilien sehen die Unternehmen als attraktive Märkte an. Hier wollen immerhin ein Drittel beziehungsweise ein Viertel der Befragten in den kommenden fünf Jahren erstmals investieren oder ihr Engagement verstärken. Allerdings befürchtet jeweils rund die Hälfte der Unternehmen, dass in Brasilien, Russland und China spätestens in drei bis fünf Jahren Überkapazitäten auftreten. Für Indien geht jeder Dritte davon aus, und 12 Prozent der Experten wollen schon heute Überkapazitäten in Russland ausgemacht haben.
Um den Absatz durch ein Überangebot nicht zu gefährden, wurden in den traditionellen Märkten als erster Schritt die Produktionszahlen reduziert. Dennoch gehen 80 Prozent der Befragten davon aus, dass es derzeit in Westeuropa Überkapazitäten gebe. Diese bewegen sich nach Ansicht von zwei Dritteln der Umfrageteilnehmer zwischen 11 und 30 Prozent. Weitere 14 Prozent gehen sogar von noch höheren Werten aus. Auf dem nordamerikanischen Markt sehen sogar 88 Prozent der Experten die Kapazitäten als überschritten an, fast ebenso viele in Japan. Dieter Becker, Leiter des Segments Automotive bei KPMG: „Es ist bemerkenswert, dass die Befragten von weiter steigenden Überkapazitäten in den meisten Regionen sprechen, obwohl bereits zahlreiche Pleiten am Markt zu verzeichnen waren. Deshalb ist davon auszugehen, dass vielerorts noch zahlreiche Restrukturierungen zu erwarten sind und die Konsolidierung der Branche voranschreitet.“
Überkapazitäten führen unweigerlich dazu, dass nicht mehr profitabel gearbeitet werden kann. Jeder Dritte meint, dass auch Hersteller und Händler mit rückläufigen Profiten zu rechen hätten. Dieter Becker: „Die Unternehmen stehen angesichts der Wirtschaftskrise vor einem schwierigen Spagat: Sie müssen in Innovationen investieren und dabei berücksichtigen, dass ihre Kunden derzeit weniger bereits sind, für Autos auszugeben. Das führt sowohl auf Technologie- als auch auf Kostenseite zu einem harten Wettbewerb. Strukturell wird sich hier einiges ändern müssen – der Branche dürfte hier noch ein erheblicher Wandel bevorstehen.“
Aus der Studie gehen Volkswagen und Hyundai/Kia als Gewinner hervor. Den Herstellern wird für die kommenden fünf Jahre ein wirtschaftliches Wachstum in Aussicht gestellt, in dessen Folge die Unternehmen ihre Marktanteile weiter ausbauen können. Auch für den japanischen Hersteller Toyota prognostizieren 57 Prozent der Befragten eine positive Entwicklung. Bis 2014 werden hingegen Chrysler und General Motors Markanteile abgeben müssen.
84,5 bzw. 68 Prozent der Befragten Experten gehen davon aus, dass sich die Brache in den kommenden fünf Jahren auf eine zunehmende Nachfrage nach Hybridautos und batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen einstellen muss. Fast ebenso viele sind der Auffassung, dass preiswerte Autos und Basisfahrzeuge künftig stärker nachgefragt werden. 80 Prozent der Experten sind davon überzeugt, dass die Umweltfreundlichkeit der Fahrzeuge für Kunden künftig eine wichtige Rolle spielen wird (2008: 70 Prozent).
geschrieben von auto.de/koe veröffentlicht am 07.01.2010 aktualisiert am 07.01.2010
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