Umweltfreundliche Auto-Produktion: Flüssigholz und DDR-Stahl

Nicht nur der Kraftstoffverbrauch ist für die Umweltfreundlichkeit eines Autos wichtig. Auch die Schadstoffbilanz bei Produktion und Recycling spielt eine große Rolle. Zunehmend kommen in der Automobilindustrie daher neue Materialien und bessere Wiederverwertungs-Techniken zum Einsatz.

Mit sogenanntem Flüssigholz als Ersatz für schwer recycelbares Plastik etwa experimentiert zurzeit Ford. Im Aachener Forschungszentrum des Konzerns werden Pkw-Innenraumteile aus dem neuartigen Material getestet. Der Mineralöl-freie Stoff wird aus Holzresten und Nebenprodukten der Papierherstellung gewonnen und soll biologisch abbaubar und CO2-neutral sein. Da er flüssig verarbeitet werden kann, ist es flexibler formbar als festes Holz. Zudem soll das Flüssigholz widerstandsfähiger sein. Außerhalb der Automobilindustrie wird es bereits häufig eingesetzt – unter anderem für Urnen.

Volkswagen hat beim aktuellen VW Golf eine besonders geschichtsträchtige Form des Recyclings eingesetzt. Das Stahlblech in dem Kompaktklässler stammt zum Teil aus dem ehemaligen Palast der Republik der DDR. Die Wolfsburger hatten nach dem Abriss des Gebäudes die wiederverwertbaren Stahlreste gekauft. Generell findet sich in dem Bestseller ein hoher Recycling-Anteil. Recycelte Teile von Altfahrzeugen stellen rund 527 Kilogramm des Fahrzeuggewichts eines Neuwagens dar.[foto id=“293222″ size=“small“ position=“right“] Sie machen somit bis zu 40 Prozent des reinen Gesamtgewichts aus.

Auch bei konventionellen Werkstoffen gibt es umweltfreundliche Neuerungen. Der japanische Automobilhersteller Mazda hat ein Verfahren entwickelt, bei dem nicht nur Stoßfänger aus eigener Herstellung wiederverwertet werden, sondern auch Teile anderer Hersteller. Bislang haben unterschiedliche Zusammensetzungen des Kunststoffs und der Lackierung unterschiedliche Recycling-Verfahren erforderlich gemacht. Eine neue Maschine hat dieses Problem nun gelöst, indem sie die Lackreste von den zuvor zu Kügelchen zerstoßenen Stoßfängern durch „Abscheren“ und einen Waschvorgang entfernt, unabhängig aus welchem Material Stoßfänger und Lack bestehen. Die getrennten Stoffe können einzeln weiterverarbeitet oder entsorgt werden. Reste, [foto id=“293223″ size=“small“ position=“right“] die bei dem Verfahren entstehen, werden teilweise weiterverwendet, zum Beispiel für die Verkleidung von Fahrzeugunterböden.

Eine besondere Rolle spielt Recycling auch beim Elektroauto. Durch die Markteinführung fallen künftig große Mengen gebrauchter Batterien an, die wiederverwertet werden müssen. Pläne dazu entwickelt zurzeit Nissan gemeinsam mit dem japanischen Mischkonzern Sumitomo. Möglich ist etwa der Einsatz gebrauchter Batterien als Stromspeicher für Solar- oder Windkraftanlagen. Auch als Reservespeicher oder für einen Notstromvorrat etwa in Krankenhäusern sind sie denkbar. Nissan rechnet für seine Akkus nach einem durchschnittlichen Autoleben noch mit einer Restleistung von 70 Prozent bis 80 Prozent. Darüber hinaus könnten gebrauchte Batterien auch für einen reduzierten Preis an Elektroautonutzer mit geringerem Reichweitenbedarf verkauft werden. Sind die Akkus endgültig am Ende ihres Lebenszyklus angekommen, können sie entweder demontiert und wiederaufbereitet oder komplett in ihre Rohstoffe zerlegt und recycelt werden.

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