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Katastrophe Verkehrsunfall: Vergangenes Jahr wurden nach Crashs auf Straßen in Deutschland rund 64 000 Schwerverletzte mit Rettungswagen oder Hubschraubern in Kliniken eingeliefert. Jede Sekunde zählt, jede Minute entscheidet über Leben und Tod und darüber, wie der Alltag eines Menschen später aussieht, wenn er den Unfall schwer traumatisiert überlebt hat. Was bleibt an Schäden und Behinderungen? Mit welchen psychischen Belastungen muss das Opfer eines Unfalls leben?
Zwar hat die Zahl der Verkehrstoten vergangenes Jahr dank ABS, Airbag und der Assistenzsysteme im Auto mit 3 340 einen Tiefststand erreicht, doch mehr Sicherheit durch High-Tech in den Fahrzeugen ist nur eine positive Seite der Medaille. Einen großen Anteil am Rückgang der Toten auf Landstraßen und Autobahnen haben die Unfallchirurgen. Den Medizinern ist es in den vergangenen zwei Jahrzehnten gelungen, die Sterblichkeit bei Schwerverletzten von 20 auf jetzt 9,9 Prozent zu senken. Bundesweit wurden nach Darstellung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie 45 Trauma-Zentren mit knapp 600 zertifizierten Kliniken aufgebaut. Dort erhalten Unfallopfer schnell und von kompetenten Teams Hilfe.
In kaum einem anderen Land der Welt funktioniert die Rettungskette so professionell wie in Deutschland. Eine schnelle Erstbehandlung nach dem Crash auf der Straße, die Ärzte im Schockraum des Krankenhauses, das Team im OP, die Fachleute auf der Intensivstation und später eine Rehabilitationsklinik sichern eine lückenlose Versorgung. Auch bei der Verbesserung der Diagnoseverfahren haben die Unfallchirurgen der Trauma-Zentren richtig Gas gegeben. Heute dauert es nach Darstellung von Professor Dr. Bertil Bouillon, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), nur noch 21 Minuten bis nach der Einlieferung des Schwerverletzten im Schockraum das Ergebnis der Computertomographie, „das Arbeitspferd der Schockraumdiagnostik“, vorliegt.
„2002 vergingen bis zum Ganzkörper-CT vom Scheitel bis zur Sohle noch 38 Minuten“, sagte Bouillon jetzt bei einer Pressekonferenz auf dem Weltkongress der Unfallchirurgen in Frankfurt am Main, wo rund 1 600 Mediziner und Rettungskräfte aus 80 Ländern über ihre Arbeitsmethoden und Verbesserungen im Versorgungssystem nach Verkehrsunfällen sprechen.
Die Ärzte vergleichen den Einsatz der Rettungskräfte nach einem Crash mit Schwerverletzten mit einem Staffellauf. In jedem Abschnitt müssen starke Sportler im Rennen sein. „Und auf die Übergänge kommt es an“, sagt Professor Dr. Reinhard Hoffmann, Generalsekretär der DGU. Die Informationen über den Patienten und den Unfall sollten immer schnell und präzise fließen, damit die Überlebenschancen der Patienten steigen. Während die Unfallchirurgen im extrem gut entwickelten Deutschland über Verbesserungsmöglichkeiten im Qualitätsmanagement diskutieren, bereitet den Ärzten der Blick in einige europäische Staaten oder gar in ein Entwicklungsland wie Indien Bauchschmerzen. Für Deutschland gilt dank der vernetzten Versorgungsstrukturen bei Verkehrsunfällen mit Schwerverletzen nach Darstellung von Professor Bertil Bouillon eine gestiegene Überlebensrate. Laut der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie kann in Deutschland an jedem Ort für Schwerverletzte die gleiche und bestmögliche Überlebenschance sichergestellt werden.
Weltweit sieht die Notfallversorgung nach Autounfällen wesentlich schlechter aus. Die Chance, mit einem Schädel-Hirn-Trauma, Brüchen, Quetschungen und inneren Verletzungen der Organe, gerettet zu werden, hängt nach Darstellung der DGU stark von der Wirtschaftsstärke des Landes ab. Der Unterschied ist riesig. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation stirbt ein lebensgefährlich verletzter Mensch in einem Land mit niedrigem Einkommen in 36 Prozent der Fälle. In Deutschland sind es nur sechs Prozent.
Die Prognosen insgesamt sehen eher düster aus, hieß es auf dem Weltkongress der Unfallchirurgen. Derzeit sterben jährlich auf den Straßen 1,24 Millionen Menschen. Weil in den Schwellenländern aber immer mehr Einwohner Auto fahren und die Notfallversorgung schlecht ist, rechnet die WHO mit einer steigenden Zahl an der Verkehrstoten. Ganz anders in Deutschland mit immer weniger Toten und Verletzten im Straßenverkehr. Doch auch in der Bundesrepublik gibt es eine Gruppe von Verkehrsteilnehmern, die die Unfallchirurgen immer öfter auf dem OP-Tisch oder im CT sehen: „Wir registrieren in unseren Trauma-Zentren leider mehr schwerverletzte Fahrradfahrer“, so Professor Dr. Bertil Bouillon.
Die DGU sieht aber auch in den hochentwickelten Industriestaaten Europas mit modernsten medizinischen Geräten und großem Knowhow der Ärzte noch Verbesserungsmöglichkeiten. „Wir möchten wissen wie es den Überlebenden geht“, sagt der DGU-Präsident. In einer Studie soll künftig ermittelt werden, wie etwa die bei Verkehrsunfällen schwer Verletzten nach einem halben, einem und nach zwei Jahren klar kommen und wie ihre Lebensqualität aussieht. „Anhand der Ergebnisse können wir die Notfallversorgung vielleicht weiter verbessern“, so Bertil Bouillon.
geschrieben von auto.de/(ari/mid) veröffentlicht am 28.05.2014 aktualisiert am 28.05.2014
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