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Amerikaner ticken in vielen Dingen des täglichen Lebens anders, als die Menschen aus der Alten Welt. Das ist eine Binsenweisheit. Besonders deutlich offenbaren sich die kulturellen Unterschiede bei den Automobilen. Sportliche Coupés der Mittelklasse hören in den USA auf Bezeichnungen wie Dodge Challenger oder Dodge Charger, Chevrolet Camaro oder Ford Mustang. Die Nachfahren der legendären „Musclecars“ präsentierten sich auf der jüngsten Auto Show in Detroit gründlich überarbeitet bis neu. Sie locken mit Leistungen auf Porsche-Niveau zu Preisen eines Basis-Golf.
Volkswagen ruft in seiner aktuellen Preisliste für einen dreitürigen Golf Trendline mit 63 kW / 85 PS und ziemlich nackiger Basisausstattung 19 175 Euro auf. Darüber können amerikanische Autokunden lachen, bis die Tränen fließen. Bei der Chrysler-Marke Dodge kostet ein 5,02 Meter langer Challenger 26 295 Dollar. Das entspricht 19 300 Euro für ein Coupé mit einem 3,6-Liter-V6, der 224 kW / 305 PS mobilisiert. Für den neu überarbeiteten „Shaker“ berechnet Dodge 36 995 Dollar, was aktuell 27 165 Euro entspricht. Dafür tritt das „Musclecar“ mit einem 5,7-Liter-V8 an, der 276 kW / 375 über die Hinterräder herfallen lässt.
50 Jahre ist die Fahrzeug-Spezies der „Pony-Cars“ in den USA nun alt. 1964 präsentierte Ford den Mustang als Stammvater aller modernen Zweitürer. Das neue Modell vereinte eine für amerikanische Verhältnisse kompakte Coupé-Karosserie und sportlichem Touch mit braver Alltagstechnik zu volkstümlichen Preisen. Das Konzept schlug derart ein, dass Ford im ersten Produktionsjahr rund 680 000 Einheiten verkaufte.
Der Mustang überraschte auch die gesamte Konkurrenz. Bereits kurze Zeit später musste sich der Bestseller von Ford mit einer ganzen Herde anderer „Pony-Cars“ messen, so bezeichneten Amerikaner nunmehr ihre sportlichen Coupés. 1966 stellte [foto id=“497173″ size=“small“ position=“left“]Chevrolet den ersten Camaro vor. Dodge hatte bereits 1964 eine Coupé-Studie mit dem Namen Charger präsentiert, die 1966 in Serie ging, 1969 folgte die Ikone Challenger. Ab 1967 mischte auch der Pontiac Firebird in der Klasse mit.
Grundsätzlich verfügten alle Pony-Cars über eine Schrägheck-Karosserie. Die angetriebenen Hinterräder rumpelten ohne jede fahrdynamische Begabung an Starrachsen, und Trommelbremsen sorgten für zurückhaltende Verzögerungswerte. Unter den langen Motorhauben entwickelte sich schnell ein Wettrüsten der Motorleistungen. Die Hubräume der jeweiligen Top-Modelle entwickelten sich bei Chevrolet beispielsweise bis 7,4 Liter, die Leistungsspitzen pendelten sich jeweils jenseits der Grenze von 400 PS ein.
Da sich der Anspruch an automobile Sportlichkeit in den USA jener Tage auf die reine Beschleunigung aus dem Stand über die Distanz einer viertel Meile beschränkte, funktionierte das Konzept der „Muscle-Cars“. Nach europäischen Maßstäben agierten die „Muskel-Autos“ aus Detroit so sportlich wie ein Ohrensessel. Kurven nehmen konnten die potenten Amis so wenig wie stramm verzögern.
Solange das Benzin im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kaum mehr kostete als Coca Cola, durften die Pony-Cars ungehemmt ihre Muskeln spielen lassen. Für die 159 Liter eines Barrels Rohöls waren in den späten Sechzigern rund drei Dollar fällig. Verbrauchswerte von 25 bis 30 Liter auf 100 Kilometer erlösten allenfalls ein Schulterzucken. Diese Einstellung änderte sich schlagartig 1973, als sich die überwiegend aus arabischen Nationen konstituierende „Organisation der Erdöl produzierenden Nationen (OPEC) als Folge des Jom-Kippur-Kriegs gegen die westlichen Industrienationen emanzipierte und die Ölrechnungen in schwindelnden Höhen trieb. 1974 musste Amerika für ein Barrel bereits zwölf Dollar in den Mittleren Osten überweisen.
Zu den explodierenden Energiekosten gesellten sich immer strengere Abgasgrenzwerte. Bis Mitte der Siebziger verkümmerten die Triebwerke der Pony-Cars förmlich. Der Ford Mustang setzte für die Basis einen 100-PS-Vierzylinder ein. Die Corvette von Chevrolet, Amerikas einzige Sportwagen-Ikone ermattete zum 175-PS-Schleicher. Immerhin durfte der V8 mit 5,7 Liter Hubraum überleben. Zwischen 1970 und 1974 war das Top-Modell noch mit 320 kW / 435 PS aus einem 7,4-Liter-V8 angetreten.
Im ausgehenden 20. Jahrhundert verloren amerikanische Kunden zunehmend das Interesse an den Pony-Cars. Nur Ford konnte auf eine lückenlose Modellhistorie seines Mustangs verweisen. Doch 2014 ist die Welt der Muscle-Cars wieder in Ordnung. Neben dem Challanger in sechs verschiedenen Varianten bietet Dodge den Charger an. Mit 220 kW / 300 PS kostet das einzige viertürige Muscle-Car mindestens 26 495 Dollar (ca. 19 500 Euro), die V8-Variante mit 272 kW / 370 PS ist für 36 995 Dollar (ca. 27 165 Dollar) wohlfeil.
Bei Ford stand in Detroit natürlich der neue Mustang im Mittelpunkt der Präsentation. Erstmals wird der Hersteller Coupé und Cabrio künftig weltweit vermarkten. US-Käufer müssen lediglich 22 510 Dollar für die Basisversion ansparen. Das entspricht 16 500 Euro für ein 4,78 Meter langes Auto[foto id=“497176″ size=“small“ position=“right“] mit einem 3,7-Liter-V6, der 224 kW / 305 PS bereitstellt. 35 100 Dollar, respektive 26 000 Euro ruft Ford für den GT Premium auf. Dafür produziert ein Fünfliter-V8 stramme 313 kW / 426 PS. Und für immer noch „schlappe“ 55 100 Dollar (ca. 40 500 Euro) steht der Shelby GT bereit. Mit 473 kW / 662 PS aus einem aufgeladenen 5,8-Liter-V8.
Für 4,84 Meter Camaro als Coupé ruft Chevrolet in den USA mindestens 23 555 Dollar auf. Die umgerechneten 17 300 Euro erlösen einen 3,6-V6 mit dem Leistungsangebot eines Porsche Cayman S: 237 kW / 323 PS. Das Topmodell ZL 1 ist genauso teuer wie der Ford Mustang Shelby GT und bietet 426 kW / 580 PS. Als dritte Variante liefert Chevrolet im Lauf des Jahres den Camaro Z/28 aus. Der Preis steht noch nicht fest, dafür die Leistung des V8: 370 kW / 505 PS. (ampnet/tl)
geschrieben von auto.de/(ampnet) veröffentlicht am 20.01.2014 aktualisiert am 20.01.2014
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