VDA: Internationaler Presseworkshop in Frankfurt startet

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) veranstaltet im Vorgriff auf die IAA Nutzfahrzeuge seinen „Internationalen Presseworkshop Nutzfahrzeuge“ in Frankfurt am Main.

„Nutzfahrzeuge bilden das Rückgrat der modernen Industriegesellschaften. In Europa schultern Nutzfahrzeuge rund drei Viertel der gesamten Güterverkehrsleistung. Alle anderen Verkehrsträger, Binnenschiff, Flugzeug und Bahn, sind auf den Lkw angewiesen. Moderne Nutzfahrzeuge sorgen für gefüllte Regale im Supermarkt und liefern per Internet bestellte Ware direkt zum Verbraucher. Das Nutzfahrzeug bleibt unersetzbar“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des VDA vor mehr als 150 internationalen Journalisten.

Die 64. IAA Nutzfahrzeuge, die vom 20. bis 27. September 2012 in Hannover stattfindet, steht unter dem Motto: „Nutzfahrzeuge: Motor der Zukunft“. Wissmann unterstrich: „Das Motto steht für die enorme Innovationskraft der Branche und die hohe Effizienz des Nutzfahrzeugs. Die ‚Motoren der Zukunft‘, zum Beispiel die neuen und sauberen Euro-VI-Aggregate, werden auf der IAA gezeigt. In Hannover werden spannende Weltpremieren zu sehen sein. Wir erwarten neue Vorschläge zur Optimierung der Aerodynamik, wir werden die Fortschritte bei alternativen Nutzfahrzeugantrieben erleben – von Erdgas und Hybrid über Wasserstoff bis zur Elektromobilität. Zudem werden Innovationen für noch mehr Sicherheit vorgestellt.“ All diese Themen werden auch bei zahlreichen IAA-Fachveranstaltungen und IAA-Kongressen diskutiert. „Die Vorbereitungen zur IAA laufen bereits auf vollen Touren. Wir können heute schon sagen: Diese IAA Nutzfahrzeuge wird mehr Aussteller und mehr Fläche haben als die erfolgreiche IAA 2010“, betonte Wissmann.

Die Nutzfahrzeugindustrie sei gestärkt aus der schweren Krise von 2009 hervorgegangen, sagte der VDA-Präsident: In Westeuropa stieg der Absatz schwerer Nutzfahrzeuge im vergangenen Jahr auf rund 262 000 Einheiten, ein Plus von 31 Prozent gegenüber dem Krisenjahr 2009. Aber auch die Nutzfahrzeugindustrie spüre, dass sich die Staatsschuldenkrise in einigen Ländern Europas auf die Nachfrage auswirkt, sagte Wissmann. Der Blick dürfe jedoch nicht nur auf Europa beschränkt sein – der Welt-Lkw-Markt über sechs Tonnen werde 2012 weiter wachsen, um fünf Prozent auf 3,27 Mllionen Einheiten.

Die deutschen Hersteller haben im Jahr 2011 ihre Nutzfahrzeugproduktion um gut ein Viertel auf über 1,2 Millionen Einheiten gesteigert. Auch im ersten Quartal 2012 konnten sie die heimische Produktion leicht steigern, um vier Prozent auf 106 300 Nutzfahrzeuge. Der Inlandsabsatz war in den ersten fünf Monaten leicht rückläufig (- 6 %). Das Transportvolumen ist jedoch weiter auf Wachstumskurs. Daher erwartet der VDA für das Gesamtjahr bei schweren Nutzfahrzeugen einen nur leichten Rückgang der Neuzulassungen auf 86 000 Einheiten (- 3 %).

Die Transporter-Neuzulassungen (bis 6t) lagen n den ersten fünf Monaten um drei Prozent unter dem Volumen des Vorjahreszeitraums. Allerdings war der deutsche Transportermarkt in beiden Vorjahren kräftig gestiegen (+ 16 % bzw. + 18 %).

Die deutschen Hersteller von Anhängern und Aufbauten verdoppelten ihre Produktion 2011 anhezu von 40 000 auf rund 76 000 Einheiten. Im ersten Quartal 2012 konnten die Unternehmen das hohe Niveau bei Export und Produktion in etwa halten. Für den deutschen Trailermarkt wird dieses Jahr ein Volumen von rund 56 000 Neuzulassungen schwerer Sattel- und Mehrachsanhängern erwartet, das entspricht dem Vorjahresniveau. Die deutschen Anhänger- und Aufbautenhersteller haben in Westeuropa einen Marktanteil von rund 50 Prozent.

Wissmann zeigte sich zuversichtlich. Er rechnet für 2013 wieder mit zunehmender Dynamik zu rechnen, wenn die Schuldenkrise gemeistert werde. Die Prognose für den Euroraum lasse für nächstes Jahr ein Wachstum von 0,8 Prozent erwarten – damit werde auch die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen wieder etwas anziehen. In Deutschland wird der Straßengüterverkehr laut der aktuellen Mittelfristprognose bis 2015 um jährlich 3,3 Prozent zunehmen.

Bis 2030 sollen, so die Vorstellung in Brüssel, 30 Prozent aller Lkw-Verkehre über 300 Kilometer auf Schiene und Binnenschiff verlagert werden. Wissmann betonte: „Alle Experten wissen: Die Schiene hat bei lang laufenden Verkehren Potenzial, das noch besser genutzt werden sollte. Aber pauschale Verlagerung ist der falsche Ansatz. Wer glaubt, Schiene und Wasserstraße zu stärken, indem er den Straßengüterverkehr einseitig belastet, ist auf dem Holzweg.“

Eine intelligente europäische Verkehrspolitik sollte vielmehr kluge Innovationen bei jedem Verkehrsträger vorantreiben, forderte Wissmann und verwies auf das Konzept des Lang-Lkw: Zwei längere Lkw transportieren das gleiche Volumen wie drei herkömmliche. Das Einsparpotenzial für Kraftstoff und CO2 liege bei bis zu 30 Prozent. Der Lang-Lkw sei daher ein „echter Öko-Laster“, unterstrich der VDA-Präsident. Die ersten Erfahrungen mit dem Feldversuch in Deutschland zeigten, dass die Transporteffizienz erheblich steige. Der Lang-Lkw lasse sich auch gut im Zusammenspiel mit der Bahn einsetzen: „Er ist Partner der Bahn im kombinierten Verkehr.“ Wissmann sprach sich dafür aus, in der EU den grenzüberschreitenden Verkehr von Lang-Lkw zu ermöglichen: „Wenn zwei Mitgliedsländer sich einig sind, sollte Brüssel nicht dazwischen funken. Den Vorstoß von Verkehrskommissar Siim Kallas, das bestehende Verbot aufzuheben, begrüßen wir daher sehr.“

Auch die Vorteile, die der Fernbus als „CO2-Champion“ realisiere, sollten durch ein Öffnen der Fernbuslinien stärker genutzt werden, sagte Wissmann: „Gerade bei hohen Kraftstoffpreisen bietet der Bus eine preisgünstige, umweltfreundliche Alternative. Der Fernbus könnte Deutschlands sozialstes Fernverkehrsmittel werden, wenn die Politik endlich den antiquierten Paragrafendschungel lichtet und den Busfernverkehr freigibt.“

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