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Seat
Holger Zehden — In der Mittelklasse hat sich der Kombi rasend schnell etabliert. In Deutschland werden in diesem Segment im Schnitt mehr Lifestyle-Laster als entsprechende Limousinen gekauft. Auch die Auswahl ist entsprechend groß. Zum Test bat auto.de den Seat Exeo und ließ den Exoten gegen den Toyota Avensis antreten.
In den aktuellen Zulassungsstatistiken fahren beide nicht mal unter die Top 10. Im November belegte der Toyota Avensis mit 598 Zulassungen Platz 13, der Seat Exeo gar nur Rang 19 (301 Zulassungen). Gegenüber den im Segment beliebtesten VW Passat (8.299), BMW 3er (6.108) und Audi A4 (6.078) sind dies verschwindend geringe Zahlen, obwohl Avensis und Exeo deutlich günstiger zu haben sind.
Dabei erhält man beim Kauf eines Seat Exeo eigentlich einen Audi zum Schnäppchenpreis. Für die spanische Mittelklasse wurden die Produktionsanlage des Audi A4 (intern B7) von Ingolstadt ins spanische Martorello verlegt. Während in Ingolstadt auf den aktuellen B8 umgestellt wurde, lief der Audi A4 B7 mit veränderter Schnauze und neu gestaltetem Heck fast 1:1 als Seat Exeo in Spanien weiter vom Band. Audi-Fahrer fühlen sich im Exeo daher sofort heimisch. Entsprechend gut fällt die Verarbeitung aus. Mit den optionalen Ledersitzen, Navi und Alu-Dekor – mit dem unser Testwagen vorfuhr – versprüht der Spanier daher auch Premium-Flair. Anderen Modellen der Marke wird da deutlich weniger Luxus zugestanden. Bereits 2011 überarbeitete Seat den Exeo und spendierte der Mittelklasse als erstes Seat-Modell das neue »Arrow-Design« in dem auch die jüngesten Modelle Mii, Ibiza und der neue Leon vorfahren. So macht der Seat Exeo auch noch heute eine gute Figur.
[foto id=“448346″ size=“small“ position=“left“]Im Gegensatz zum Exeo ist der Toyota Avensis mit seien 14 Lebensjahren eine feste Größe. Die aktuelle, dritte Generation des Japaners startete – wie der Spanier – 2009. Optisch ist der Avensis ein eher unauffälliger Vertreter der Mittelklasse. Selbst mit neuem »Keen-Look«, den der Mittelklässer Anfang 2012 erhalten hat, sehen Konkurrenten wie der Exeo deutlich »kühner« aus als der Japaner. Während sich andere Hersteller mit seitlichen Sicken und Kanten überbieten, leistet sich der Avensis gerade ein mal eine klassisch-gerade Schulterlinie. Sicher ist die Optik stets eine Frage des Geschmacks, doch der Avensis zeigt, wie eng »klassisch zeitloses« und »gähnend langweiliges« Design beieinander liegen. Was auf den Avensis zutrifft, muss jeder für sich entscheiden.
Das Interieur im Exeo entspricht dem der letzten Generation des Audi A4. So bekommt man exzellente Verarbeitung und funktionale Technik. Selbst das Navi stammt direkt aus dem Ingolstädter Bruder. Dessen Bedienung sorgte schon bei Modellen der Marke mit den vier Ringen für so manches Stirnrunzeln, das ist beim Exeo nicht anders. Die Auswahl des Zielortes über einen Drehregler fällt wenig intuitiv aus. Abgesehen davon gibt sich der Exeo jedoch keine Blöße. Besonders in Verbindung mit den schwarz-braunen Ledersitzen wirkt der Spanier sportlich und edel.
Etwas anders sieht es da im Avensis aus. Toyota-typisch hat der Avensis keinerlei sportliche Ambitionen, das macht der Innenraum auch deutlich. Klare Linien sollen für schlichtes aber elegantes Ambiente sorgen. Die vielen, aufgesetzt wirkenden Kunststoff-Blenden in Holz- oder Alu-Optik[foto id=“448348″ size=“small“ position=“left“] wirken wenig zeitgemäß. Auch das Display des Infotainment-Systems entspricht in Größe und Auflösung nicht der Mittelklasse. Angemessen für die Mittelklasse ist hingegen das Ladevolumen des Toyota Avensis. Mit 509 bis 1.690 Litern bietet der Japaner deutlich mehr Stauraum als der Spanier, der mit 422 – 1.354 Litern verhältnismäßig klein ausfällt. Zum Vergleich: der Klassenprimus VW Passat Variant schluckt 603 – 1.731 Liter. Die Verarbeitung fällt jedoch auch im Avensis gut aus. Zudem bietet der Japaner das bessere Raumgefühl. Der Ausstattungsumfang ist bei Exeo und Avensis nahezu identisch. Je nach Ausstattungsvariante sind etwa Lederlenkrad, CD/MP3-Radio, Klimaautomatik, Tempomat, Einparkhilfe hinten oder Bi-Xenon-Licht bereits serienmäßig.
Die Stärken des Toyota Avensis sind eher praktischer Natur. Denn der Japaner erledigt alle ihm gestellten Aufgaben mit einer Gelassenheit und Ruhe wie kaum ein Zweiter. Hier zeigt sich, warum Toyota trotz einiger Rückruf-Aktionen anderer Modelle in den vergangenen Jahren, nach wie vor stets [foto id=“448349″ size=“small“ position=“right“]auf den besten Plätzen in Pannen-Statistiken und Zufriedenheits-Rankings zu finden ist. Ein Beispiel: Der erste Blick in den Fahrzeugschein ließ Böses erahnen. Ein Mittelklasse-Kombi mit nur 124 PS? Das gehört mittlerweile in der Kompaktklasse schon zum guten Ton. Doch in der Praxis reichen die 310 Nm dem 1.555 kg schweren Kombi vollkommen aus. Der Sprint auf Tempo 100 ist nach 9,8 Sekunden erledigt und bis 180 km/h verfügt der Selbstzünder über ausreichend Reserven für das ein oder andere Überholmanöver. Nur für seinen Topspeed von 200 km/h benötigt der Avensis etwas Anlauf. Der Verbrauch scheint dabei ebenfalls wie angenagelt. Mit 5,3 Litern lag er zwar über dem Normverbrauch von 4,6 Litern, stieg aber selbst bei rasanter Autobahnfahrt nie über 5,9 Liter. Das Fahrwerk ist perfekt auf den Motor abgestimmt und fällt komfortabel, jedoch nicht zu weich aus. Der Toyota Avensis ist ein waschechter Kilometer-Fresser. Entspannter als im Avensis lassen sich längere Strecken nur im ICE zurücklegen – Verspätungen und Zugausfälle natürlich nicht mit gerechnet.
Erwartungsgemäß zeigt sich der Spanier deutlich heißblütiger. Bereits auf dem Papier zieht er dem Avensis dank 170 PS starkem 2.0-Liter Turbodiesel deutlich davon. Den Sprint auf Tempo 100 erledigt der 1.530 kg schwere Kombi in nur 8,6 Sekunden, die 200 km/h stellen für ihn auch kein Problem dar. [foto id=“448350″ size=“small“ position=“left“]Dank 350 Nm Drehmoment erreicht der Exeo seine Höchstgeschwindigkeit von 229 km/h leichter als der Japaner. Das sich dies im Verbrauch nieder schlägt verwundert dabei wenig. Der 170 PS Diesel liegt mit 5,4 Litern Normverbrauch etwa einen Liter über dem Toyota Avensis. In der Praxis gönnte sich der Exeo im Schnitt 6,7 Liter. In Anbetracht der Leistung wäre dies kein sonderlich schlechter Wert, eine Differenz von mehr als zwei Litern, zwischen Herstellerangaben und Realverbrauch, sind jedoch deutlich zu viel. Das Fahrwerk des Spaniers fällt – wie auch der Motor – sportlicher aus. Die direkte Lenkung folgt dadurch gerne Spurrillen oder verzieht minimal bei Querfugen. Das ist nicht weiter schlimm und fällt nur durch den direkten Vergleich mit dem stoisch ruhigen Fahrverhalten des Toyota Avensis auf. Denn insgesamt ist auch der Seat Exeo ST ein guter Langstrecken-Tourer.
Preislich liegen Seat Exeo und Toyota Avensis gleich auf. Der Spanier ist ab 23.700 Euro zu haben, der Japaner kostet in der Basis 250 Euro mehr und startet bei 23.950 Euro. Beim Ordern zusätzlicher Ausstattung zeigt der Seat seine Audi-Herkunft, denn über die Optionsliste klettert der Preis schnell nach oben. Objektiv betrachtet ist der Avensis daher die vernünftigere Wahl. Technisch tadellos, sehr sicher und dabei noch sparsam. Doch das wenig zeitgemäße Interieur und Infotainment können auch dem hartgesottensten Kopfrechner den Spaß verderben. Das fällt vor allem dann auf, wenn einen der Kollege mal im Exeo oder Passat mit zur Arbeit nimmt. Für alle, bei denen das Auto jedoch bloßes Mittel zum Zweck ist, ist der Toyota Avensis erste Wahl. Reine Ästheten werden jedoch mit dem Seat Exeo mehr Freude haben. Bis beide Mittelklässer vermutlich 2014 neu aufgelegt werden, ist der spanische Kombi daher die eindeutig schönere Wahl.
Bewertung |
||
Seat Exeo ST |
Toyota Avensis Combi | |
Exterieur-Design | 1,8 | 2,2 |
Interieur-Design | 1,7 | 2,0 |
Multimedia | 2,0 | 1,9 |
Navigation | 2,5 | 1,9 |
Fahrbetrieb | 1,9 | 1,9 |
Verbrauch | 2,5 | 1,6 |
Kosten pro Jahr1 | ||
Anschaffungspreis Testfahrzeug | 35.685,00 Euro | 28.650,00 Euro |
Kraftstoffkosten** | 1.587,90 Euro | 1.256,10 Euro |
Steuern | 254,00 Euro | 210,00 Euro |
Wertverlust | 5.352,75 Euro | 4.297,50Euro |
Gesamtkosten pro Jahr: |
7.194,65 Euro | 5.763,60 Euro |
Testergebnis/Gesamtprädikat: |
2,1 | 1,9 |
1 Kosten pro Jahr setzen sich zusammen aus Kraftstoffkosten, Kfz-Steuer, errechnetem Wertverlust (15 Prozent p. a.)
2 Kraftstoffkosten bei 1,58 Euro/Liter Diesel und einer jährlichen Laufleistung von 15.000 Kilometern |
Datenblätter |
||
Seat Exeo ST |
Toyota Avensis Combi |
|
Länge/Breite/Höhe (m): | 4,67/1,77/145 | 4,71/1,81/1,48 |
Radstand (m): | 2,64 | 2,70 |
Motor: | 4-Zylinder Turbodiesel | |
Hubraum (ccm): | 1.968 | 1.998 |
Leistung (kW/PS): | 125/170 | 91/124 |
max. Drehmoment (Nm): | 350 | 310 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h): | 229 | 200 |
Beschleunigung 0-100 km/h (s): | 8,4 | 9,8 |
Test-Verbrauch (l/100 km): | 6,7 | 5,3 |
Test-CO2-Ausstoß (g/km)3: | 205 g/km | 162 |
Verbrauch Hersteller (l/100 km): | 5,4 l/100 km | 4,6 |
CO2-Ausstoß Hersteller (g/km): | 142 g/km | 120 |
Schadstoffklasse: | Euro 5 | Euro 5 |
Energieeffizienzklasse: | C | A |
Ausstattung (Serie, Auswahl): |
fünf Airbags, Außenspiegel elektr. einstell-/beheizbar, Mittelarmlehne vorne, Multifunktionslenkrad, Audiosystem „Adaggio“ mit RDS und CD-Player (MP3-Laufwerk) 4 Lautsprecher, 2-Zonen Klimatisierung Climatronic, elektrische Fensterheber vorne und hinten, Geschwindigkeitsregelanlage (GRA), Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, Nebelscheinwerfer | acht Airbags, Antiblockiersystem (ABS) mit elektronischer Bremskraftverteilung (EBD), Brems-Assistent (BA), Tagfahrlicht, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, VSC+ (elektronische Stabilitätskontrolle) mit TRC (Antriebsschlupfregelung), Außenspiegel elektrisch einstell- und beheizbar, Fensterheber vorne, elektrisch |
Gewichte/Zuladung | ||
Leergewicht (kg): | 1.590 | 1.555 |
zul. Gesamtgewicht (kg): | 2.075 | 2.100 |
Kofferraumvolumen (l): | 422 – 1.354 | 509 – 1.690 |
3 Basierend auf Berechnungen des bayerischen Landesamt für Umwelt |
||
Preise | ab 23.700 Euro | ab 23.950 Euro |
Pro… |
+ schickes Design + hochwertiges Interieur |
+ viel Platz + sehr gute Tourerqualitäten |
Contra… |
– zu hoher Verbrauch – zu straffes Fahrwerk |
– altbackene Optik, innen wie außen |
geschrieben von auto.de/zeh veröffentlicht am 09.01.2013 aktualisiert am 09.01.2013
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