Verkehrserziehung von Kindern oft mangelhaft!

Kinder sind im Straßenverkehr besonderen Gefahren ausgesetzt. Radeln die jüngsten Verkehrsteilnehmer, erhöht sich deren Gefährdung noch einmal. Fast 11.500 Kinder verunglücken jährlich auf Deutschlands Straßen. Dabei hat sich das Sicherheitsbewusstsein der Bevölkerung deutlich verbessert, so das Ergebnis der „Fahrradstudie 2010“ vom Deutschen Ring.

Eltern achten heute beispielsweise zunehmend auf einen einwandfreien technischen Zustand der Kinderräder und geben dafür viel Geld aus. Acht von zehn der Befragten legen besonderen Wert auf gute Bremsen. Eine ausreichende Beleuchtung wird ebenfalls als wichtig eingestuft.
Dennoch: Der Nachholbedarf ist groß. Es mangelt an Schulung, Übung und nicht selten gar an den altersgerechten motorischen Fähigkeiten der Kinder aufgrund von Bewegungsmangel.

Bei der Verkehrserziehung ist noch Luft nach oben. Viele Eltern nehmen sich nach Aussagen der Fahrradstudie nicht die Zeit, den Nachwuchs so früh wie möglich auf die Gefahren im Straßenverkehr vorzubereiten. Dabei stellt das Verhalten der Kinder eines der größten Unfallrisiken dar, denn die Fahrweise von Kindern ist für andere Verkehrsteilnehmer oftmals nicht berechenbar. Meist fehlt Kindern noch ein Gefühl für Tempo. Sie achten zudem zu wenig auf den Verkehr und sind deshalb auch nicht in der Lage, ihr Fahrverhalten der Situation entsprechend anzupassen. Eltern unterlassen es häufig, ihre Kinder darin gezielt zu schulen.

„Jeder zweite Deutsche glaubt, dass Radfahren auf dem Gehweg ungefährlich ist“, warnt Jens Christian Berggreen, Sicherheitsexperte beim Deutschen Ring. Das lässt viele Eltern in dem Irrglauben, ihre Kinder seien auf dem Bürgersteig nicht den Gefahren der Straße ausgesetzt. Vor allem an Ausfahrten droht auch auf Gehwegen die Gefahr, Kinder wegen ihrer geringen Körpergröße zu übersehen. Allein schon wegen ihrer Größe seien sie im Verkehr oft außerhalb des Sichtfelds von Autofahrern. Kenne der Nachwuchs jedoch die Gefahren und weiß, wie er sich verhalten muss, ließen sich Unfälle weitgehend vermeiden, so der Experte.

Immer häufiger mangelt es den Kindern auch an grundlegenden motorischen Fähigkeiten. 72 Prozent der Mitarbeiter aus dem Bereich Verkehrserziehung beobachteten in den letzten Jahren eine deutliche Zunahme eingeschränkter Körper- und Radbeherrschung bei Grundschülern. Grund hierfür ist Bewegungsmangel. Kinder gehen seltener nach draußen und machen weniger Sport als noch vor ein paar Jahren. Treten die Eltern aber regelmäßig gemeinsam mit ihrem Nachwuchs in die Pedale, motiviert das nicht nur zur Bewegung, sondern bietet auch die Möglichkeit, die Kinder an die Gefahren im Straßenverkehr heranzuführen.

„Grundsätzlich sollten Kinder nur allein auf die Straße geschickt werden, wenn sie ihr Fahrrad und die Regeln gut beherrschen“, rät Berggreen. Vorstellbar wäre deshalb, eine Altersbegrenzung sowie eine verpflichtende Radfahrprüfung für Kinder einzuführen. Erst nach Bestehen der Prüfung dürften die Kinder, wie in Österreich, allein am Verkehr teilnehmen. Wer die freiwillige Prüfung nicht abgelegt oder besteht, darf sich unter zwölf Jahren nur in Begleitung von Erwachsenen auf seinen Drahtesel schwingen.

Für zusätzliche Sicherheit sorgt neben dem richtigen Fahrverhalten außerdem die passende Ausrüstung. Mit einem entsprechenden Schutz lassen sich mehr als 80 Prozent der schweren Kopfverletzungen verhindern. Zwar werden kleine Kinder inzwischen meist nur noch mit Fahrradhelm aufs Rad gelassen, bei älteren Kindern gelten Helme aber oft als uncool. Gehen Erwachsene mit gutem Beispiel voran, lässt sich der Nachwuchs leichter für den Kopfschutz begeistern. Zudem machen Signalwimpel am Gepäckträger Kinder besser sichtbar. Bisher sind aber erst 14 Prozent der Radfahrer von deren Schutzwirkung überzeugt.

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