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Sie kamen zu Tausenden in die wunderschön von drei Seen des Flusses Mincio umschlungene Stadt Mantua in Oberitalien: Vespafahrerinnen und Vespafahrer aus praktisch allen europäischen Ländern und auch aus Übersee trafen sich zum 5. Vespa World Day. Natürlich kennt niemand die exakten Teilnehmerzahlen, schließlich finden die Vespa World Days nach Portugal (2010), Norwegen (2011), London (2012) und Belgien (2013) erstmals in Italien statt. Das bedeutet Chaos, freilich ein liebenswertes, fröhliches und deshalb gut erträgliches, auch für die für ihre Akkuratesse bekannten Schweizer, für die oft ordnungsliebenden Deutschen und die vielen anderen Teilnehmer. Mitglieder von 130 Vespa Clubs sollen sich eingefunden haben, sagen die Organisatoren, und die sollen aus 31 Ländern kommen. Wir zweifeln das nicht an, kommen uns doch Vespas aus dem Kosovo genauso vors Objektiv wie welche aus Brasilien, Russland oder Irland.
Allesamt wirken die Männer, Frauen, Mädchen,[foto id=“516300″ size=“small“ position=“right“] Burschen und auch Kinder ziemlich tiefenentspannt. Wozu Hektik? Warum Drängeln? Eilt es irgendjemandem? Jeder plaudert – so scheint es zumindest – mit jedem, Zweitaktfahrer mit Viertaktfahrern, Gespann-Vespisti mit Freunden der Anhänger-Lösung. Wir sprechen hier nicht von Anhängern, auf denen die Kult-Roller transportiert werden, sondern von solchen, die – ein- oder auch zweirädrig – hinter der Vespa rollen. Natürlich sind nicht alle Teilnehmer auf Achse nach Mantua gefahren; ein unbekannter Prozentsatz der fünf-, wenn nicht gar sechs- oder siebentausend Wespen wurde in Transporter gesteckt oder sonstwie verschickt.
Aber viele, sehr viele sogar sind auf eigener Achse gekommen. Wie Yorgos aus Griechenland, Yves aus der Normandie oder die beiden hübschen Dirndlträgerinnen, Mutter und Tochter, aus Graz/Steiermark. Ihre Gefährte repräsentierten die ganze Geschichte der italienischen Rollermarke, die in Pontedera/Toskana zuhause ist und mittlerweile 58 Jahre währt. 1946 wurde die erste Vespa produziert, sie hieß Vespa 98, weil ihr Einzylinder-Zweitaktmotor 98 Kubikzentimeter Hubraum hatte. 3,2 PS leistete ihr Triebwerk, 60 km/h waren möglich. Selbst aus dieser ersten Baureihe, die bis 1948 aktuell war, sind Fahrzeuge nach Mantua gekommen, oft in sehr gutem, dann freilich restauriertem Zustand.[foto id=“516301″ size=“small“ position=“left“]
So gut wie alle der ungezählten Vespas steuern am Samstagvormittag ab 9.30 Uhr den Stadionbereich am Rande von Mantuas Innenstadt an. Hier formiert sich der Corso, der 25 Kilometer weit nach San Benedetto Po führen wird, einer 8.000 Seelen-Gemeinde im Umland von Mantua. Die Polizei hat die Route komplett für den normalen Verkehr gesperrt, so dass die Vespisti die gesamte zweispurige Landstraße fürs Vorwärtskommen nutzen können. Zu dritt, zu fünft oder auch zu siebt fährt man nebeneinander und plaudert vergnügt miteinander, sofern vor einem nicht ein Dutzend Zweitakt-Wespen die Luft vergiftet. Fein raus ist, wer sich mit einem Luftfilter für die eigene Nase hat versorgen können. Besonders eindrucksvoll ist der Corso im Bereich der Via Legnano beim Verlassen Mantuas, als Tausende Vespas den Damm passieren, der den Lago di Mezzo vom Lago Inferiore trennt; der Hintergrund von Mantuas Altstadt mit der Burg San Giorgio und der Kuppel der Sant´Andrea-Basilika verleihen dem knatternden und schnurrenden Vespa-Bandwurm einen prächtigen Rahmen.
Enorme Stimmung kommt auf, als die Vespisti eine Gruppe fahnenschwenkender Marken-Freunde aus Madeira und Malta passieren: Spitze Lustschreie übertönen kurzfristig den Motorlärm, lautes „Bravo“ und „Salve“ ertönt. Manche Vespafahrer klatschen die winkenden Passanten ab, einer profiliert sich – mitten im Corso – mehrmals mit einem jeweils mehrere hundert Meter langen Wheelie, also der Fahrt nur auf dem Hinterrad. Ein Gespannfahrer drückt seine Freude am Corso dadurch aus, dass er sein „Boot“ mit erhobenem Rad chauffiert.
Viele Wespen sind von ihren Besitzerinnen oder Besitzern liebevoll dekoriert [foto id=“516302″ size=“small“ position=“right“]worden. Mal tragen sie einen rosa Blümchenlack, mal transparente Insektenflügel zur gelb-schwarzen Körperbemalung. Beliebt ist auch die Dekoration mittels Aufklebern aller jener Orte, die der „Roller aller Roller“ schon gesehen hat. Einer hat eine lebensgroße Permanent-Sozia mit blondem Pferdeschwanz auf seinem Soziussitz installiert; sie scheint ziemlich anpassungsfähig zu sein, jedenfalls hat niemand sie bisher nörgeln hören.
Sehr gelöst gibt sich auch der Vespa Club Strassbourg: Die Elsässer tragen statt der Helme eine weiß-rote Schwanendekoration auf dem Kopf. Die gute Laune aller Teilnehmer färbt sogar auf die Polizisten ab, welche den Corso auf ihren Polizei-BMWs begleiten: Solchermaßen grinsende Gendarmen bekommt man normalerweise niemals zu Gesicht. Hierzulande unbekannt sind auch vespafahrende Väter, die gleich zwei ihrer Bambini mit auf Tour nehmen, eines vorne stehend, das andere hinten sitzend. Eine Seltenheit stellen die zwei von der französischen Firma ACMA in Lizenz gebauten TAP 150 dar; ihre Bewaffnung besteht aus 20 mm Geschützen.
Vielleicht ist die Stimmung in und um Mantua auch [foto id=“516303″ size=“small“ position=“left“]deshalb so entspannt, weil die Vespa Clubs weniger straff organisiert scheinen als andere Markenclubs der Zweirad-Szene. Immerhin gründeten sich die ersten Vespa-Clubs in Italien bereits in den 1940er Jahren, also kurz nach dem Erscheinen der längst zur Legende gewordenen Wespe auf zwei Rädern. Von ihren verschiedenen Modellen wurden mittlerweile übrigens über 18 Millionen Stück produziert und verkauft. Aktuell läuft die Vermarktung unter dem Slogan „Do you Vespa?“. Die Antwort darauf geben die Vespisti in Mantua ganz klar: „Yes, we do.“ Und zwar wie!
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 18.06.2014 aktualisiert am 18.06.2014
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