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Jährlich sterben auf europäischen Straßen rund 30.000 Menschen durch Verkehrsunfälle, darunter etwa 3.000 in Deutschland. Verglichen mit der Zahl der Getöteten im Straßenverkehr im Spitzenjahr 1970, mit über 20.000 Toten allein in der damaligen Bundesrepublik, ist das jetzige Niveau zwar schon ein Fortschritt, allerdings will die EU-Kommission die Zahl bis 2050 auf annähern null reduzieren. „Vision Zero“ lautet daher der Plan, zu dem der Verband der TÜV (VdTÜV) jetzt einen internationalen und interdisziplinären Kongress in Berlin veranstaltet hat.
Unfälle lassen sich im Regelfall auf fehlerhaftes menschliches Verhalten zurückführen. Besonders hoch ist das Unfallrisiko, wenn Alkohol und Drogen im Spiel sind. Bei jedem vierten Unfall mit Todesfolgen ist Alkoholkonsum die Ursache. Bereits ein Blutalkoholwert von 0,5 Promille verdoppelt nach Expertenangaben das Unfallrisiko, 1,1 Promille verzehnfacht es, bei 1,6 Promille steigt das Risiko bereits auf das 25-fache.
„Die Verkehrsteilnehmer müssen lernen, klar zwischen Alkohol und Autofahren zu trennen“, wünscht sich Klaus Brüggemann, Geschäftsführende Präsidiumsmitglied des VdTÜV. Dazu sei auch Aufklärung, Erziehung durch Eltern und Schule sowie eine gute Fahrausbildung gefragt. Einer Studie zufolge wünschten sich 68 Prozent aller Deutschen, dass die Regierung mehr gegen Alkohol im Straßenverkehr unternehmen solle und 69 Prozent würden eine Null-Promille-Grenze begrüßen.
Ein hohes Risikopotenzial bergen auch illegale Drogen. Untersuchungen in 13 europäischen Ländern haben ergeben, dass neben rund 3,5 Prozent alkoholisierten Autofahrern weitere zwei Prozent unter Drogen wie Haschisch oder Heroin hinterm Steuer sitzen. Bei Fahrten unter Drogeneinfluss steigt das Unfallrisiko um das 25-fache, bei einem Cocktail aus Alkohol und Drogen sogar um das 35-fache.
Einen weiteren Schwerpunkt auf dem Weg zu weniger Unfalltoten sieht der Verkehrspsychologe Ralf Risser in der Bekämpfung von Regelverstößen. In rund 30 Prozent aller tödlich verlaufenden Unfälle liege die Ursache in überhöhter Geschwindigkeit. Diese Gefahr werde häufig ausgeblendet, rund 40 bis 50 Prozent aller Autofahrer in Europa würden regelmäßig schneller als zulässig fahren. Regelverstöße haben Risser zufolge stark zugenommen und seien im Bewusstsein vieler Menschen so etwas wie ein Kavaliersdelikt. Um daran etwas zu ändern, müsse die Kontrolldichte drastisch erhöht werden. Nur wer erwischt und konsequent sanktioniert wird ändert sein Verhalten, so Risser.
Drittes Handlungsfeld auf dem Weg zu „Vision Zero“ sieht der VdTÜV im Prinzip des lebenslangen Lernens auch im Straßenverkehr. Während man sein Fahrzeug alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung vorführe, werde die Fahrausbildung nur einmal im Leben gemacht. Der Verband plädiert dafür, sich auch der Risikogruppe der älteren Verkehrsteilnehmer anzunehmen und in regelmäßigen Abständen eine Feedback-Fahrt zusammen mit einem Verkehrspsychologen obligatorisch zu machen, „um wertvolle Hinweise und Tipps zum eigenen Fahrverhalten zu erlangen“. Angst, den Führerschein zu verlieren, dürfe es dabei aber nicht geben.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 26.04.2013 aktualisiert am 26.04.2013
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