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Volkswagen baut Kapazitäten in China aus – Eroberung des Hinterlandes

Wenn der gemeine Tourist aus Deutschland über China spricht, meint er in der Regel Shanghai oder Peking. Doch fernab dieser wohl bekanntesten Metropolen samt ganzer Farmen glasglänzender Wolkenkratzer gibt es noch ein ganz anderes China.

Nämlich das der grauen Plattenbauten und jenes der einsamen Landstriche ohne asphaltierte Straßen. Doch im bevölkerungsreichsten Land der Erde sind trotz Abschwächung der Wirtschaftsleistung und drohender Überalterung massive Umbrüche im Gang. Noch immer wächst die Mittelschicht rasant, und auch jenseits der beiden bekanntesten Städte wollen die Menschen immer häufiger eines: Auto fahren.[foto id=“463421″ size=“small“ position=“left“]

Bereits jetzt liefert Volkswagen China jährlich 2,8 Millionen Fahrzeuge aus – die Produktion soll indes auf bis zu vier Millionen ausgebaut werden. Überkapazitäten kennen nur die heimischen Hersteller, bei Volkswagen brummt es hingegen, wie Professor Dr. Jochem Heizmann, Vorstandsmitglied der Volkswagen AG und Chef der China-Division, erklärt. Gigantische Straßenbauprojekte und vom Fortschritt erfasste Riesencities sorgen für unbändigen Automobil-Hunger. In China gibt es über 200 Millionenstädte. Mit insgesamt sieben neuen Werken, darunter auch in denkbar unpopulären Regionen wie Urumqi und Ningbo, wollen die Wolfsburger der chinesischen Kauflaune gerecht werden.

Schon jetzt stehen 1.500 Volkswagen-Händler bereit für Kundenanstürme, künftig soll die Zahl auf 1.900 ansteigen. Dass sich die Geschäfte in dem politisch nicht unumstrittenen Land teilweise kompliziert gestalten, lässt sich an der Partnerpflicht erkennen. Denn auf eigene Faust kann ein Hersteller in China nicht tätig werden – es muss immer auch ein einheimisches Unternehmen unter staatlicher Kontrolle im Boot sitzen, bei VW Shanghai Volkswagen und FAW. Eine Besichtigung des Werkes Anting lässt das strenge Regiment erahnen, wenn Aufpasser mit militärisch anmutenden Uniformen in strammer Haltung Handzeichen geben. Im Gegensatz dazu sind die lokalen Handelsbetriebe Serviceparadiese mit dem Charakter einer Erlebniswelt. Sogar ein Kinobesuch ist bei mancher Kfz-Werkstatt möglich, während König Kunde auf sein Fahrzeug wartet. Und weil es davon schlagartig immer mehr gibt, warten auf die Autoindustrie mächtige [foto id=“463422″ size=“small“ position=“right“]Umweltherausforderungen. Auch Chinas Regierung hat inzwischen auf das bedeutender werdende Umweltproblem reagiert und bewertet nicht nur Autos, sondern auch Fabriken hinsichtlich ihrer grünen Anstrengungen.

Im Werk Foshan beispielsweise existiert quasi ein geschlossener Wasserkreislauf; das Abwasser wird hier mit Hilfe biologischer Techniken gereinigt und wiederverwendet. In Chengdu wird besonders umweltschonend lackiert und durch neuartige Verfahren 70 Prozent Energie sowie 90 Prozent Wasser. Aber auch die Fahrzeuge selbst müssen in Zukunft weniger verbrauchen – so will es die Partei. Die Gesetzgebung bringt Volkswagen dazu, ab 2014 diverse Hybride anzubieten, die freilich lokal gefertigt werden. Um den CO2-Ausstoß zu vermindern, hat der Konzern seit 2005 gezielte konsumsenkende Maßnahmen ergriffen, darunter analog zu anderen Märkten Direkteinspritzung, Doppelkupplungsgetriebe und Downsizing. Noch schrecken die Chinesen aber auch vor großen Hubräumen und PS-Giganten nicht zurück, der Nachholbedarf scheint enorm – beispielsweise gehen 26 Prozent aller produzierten Bentleys in das Reich der Mitte. Auf das Modell Mulsanne bezogen sind es gar 40 Prozent. Auch Bugatti liegt ganz vorn im Trend und geht gut in der Szenemetropole Shanghai. Bis der Veyron jedoch auf den Landstraßen der Nation zu sehen sein dürfte, ist noch ein gutes Stück Arbeit wegzuschaffen.

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