Volkswagen e-Crafter

Volkswagen e-Crafter: Die letzte Meile ist sein Revier

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Einigkeit unter den Fachleuten: Batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge sind sinnvoll innerhalb einer Stadt, solange sie die nicht verlassen. Ein passendes Beispiel für die Sinnfälligkeit dieser Technologie dort, wo die Emission komplett vermieden werden soll, liefern der öffentliche Personennahverkehr mit seinen Bussen, die Taxis und der ständig wachsende Auslieferverkehr in einem urbanen Umfeld. Auf dieser sogenannten letzten Meile tummelt sich nun auch Volkswagen mit dem e-Crafter als erstes elektrisches Nutzfahrzeug des Konzerns. Ab kommenden Monat kann er ausgeliefert werden.

Täglich rund 70 km bei höchstens 90 km/h

Beim e-Crafter stand auch bei Volkswagen Nutzfahrzeug am Anfang die Marktforschung. Und die lieferte für die Frage nach dem richtigen Einsatz eines elektrisch betriebenen Transporters eindeutige Ergebnisse: Jedes zweite der untersuchten Einsatzprofile passt zum Elektroantrieb. Ein Drittel der untersuchten Fahrten werden von Logistik-Dienstleistern und die nutzen ihre Fahrzeuge sehr intensiv.

Auf der letzten Meile arbeitet das Auto sechs Tage in der Woche, neun Stunden am Tag und stoppt bei seinen Touren zwischen 50 und 100 Mal. 85 Prozent der Fahrten finden in Stadtgebieten statt. Die dabei gefahrene Höchstgeschwindigkeit liegt nicht über 90 km/h, die tägliche Reichweite durchschnittlich bei 70 km. Die Marktforscher nahmen das gern zur Kenntnis; denn das bedeutet, die Reichweite – und damit die Batteriegröße – kann so ausgelegt werden, dass auch Klimaanlage oder Heizung und ein oder zwei Extratouren die vorgesehene Batterie nicht auslutschen können.

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Nutzfahrzeug-Fahrer wollen heute verwöhnt werden

Hätte man bei Volkswagen Nutzfahrzeug nicht besser erst über einen elektrischen Caddy oder Transporter nachdenken sollen? Die Antwort auf diese Frage liefern ebenfalls die Marktforscher. Die nämlich stellen fest, dass die Befragten durchschnittlich knapp 900 kg transportieren wollen. Das passt zum Crafter ebenso wie die Tatsache, dass unter seinem erhöhten Ladeboden der „Keller“ für die Batterie eingerichtet werden kann. Außerdem lieben Auslieferer Volumen. Der e-Crafter mit dem mittleren Radstand und dem Hochdach bietet 10,7 Kubikmeter und über dem Keller immer noch 1,81 m Laderaumhöhe. Der Einbau von Regalen, Trennwänden oder Werkstattausrüstung ist normal für ein Nutzfahrzeug wie den Crafter. Das ist auch bei seiner Elektroversion nicht anders.

Anders als bei vielen Nutzfahrzeugen dieser Klasse ist allerdings das Ausstattungsniveau. Der Fahrer von heute will am Arbeitsplatz verwöhnt werden, fand das Marketing heraus. Jeder Fahrer besteht auf einem Radio, 70 Prozent wollen elektronische Geräte (smart divices) nutzen, 55 Prozent schätzen die Klimaanlage, 35 Prozent sogar eine Standheizung und 15 Prozent wollen Navi an Bord. Darüber hinaus will Volkswagen Nutzfahrzeug mit seinem ersten Elektro-Transporter nicht nur gehobenen Ansprüchen gerecht werden, sondern auch Zeichen setzen. Der e-Crafter soll auch in puncto Ausstattung zukunftweisend sein mit. Deswegen sind die komfort- und Sicherheitsassistenten fast komplett an Bord.

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Testnutzer vermissten Geräusch zur Warnung von Fußgängern

Volkswagen Nutzfahrzeuge hatte 40 e-Crafter der Vorserie an große Flottenbetreiber abgegeben, um aus deren Erfahrungen lernen zu können. Ein Lerneffekt wird in Hannover bei den Nutzi-Machern gerade entwickelt: Die Fahrer vermissen für ihre Fahrten durch die Innenstadt ein Geräusch, das die Fußgänger in der näheren Umgebung warnt.

Da wir uns mit dem e-Crafter nur auf großen Straßen in Hamburg bewegten, hatten wir das Problem nicht. Der Verkehr war laut genug, so dass auch das geplante e-Auto-Geräusch uns keine Aufmerksamkeit verschafft hätte. Brauchten wir auch nicht; denn das Drehmoment von 290 Newtonmeter brachten uns beim Start an der Ampel ganz weit nach vorn – der geringen Zuladung sei’s gedankt. Volkswagen sagt, auch bei 20 Prozent Steigung und voller Beladung sei der 100 kW-Elektro-Motor nicht überfordert.

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Rund 20 000 Euro teurer als der vergleichbare Verbrenner

Im Übrigen fährt sich der e-Crafter sehr angenehm: leise, zügig und mit seinem Wendekreis von 13,6 m auch handlich. Der Motor treibt den e-Crafter über ein Ein-Gang-Getriebe, beim Verzögern hilft der Generator mit der Rekuperation der Bremsenergie. Die fällt so stark aus, dass die eigentliche Bremse nur wenig zu tun bekommt.

Noch ein Wort zum Preis: Jeder weiß, dass Elektroautos teurer sind als heutige Verbrenner. Die geplante e-Crafter-Stückzahl wird auch nicht so groß („vierstellig“), dass sie den Preis herunterdrücken kann. Dennoch wird der e-Crafter mit 69 500 Euro rund 20 000 Euro mehr kosten als ein vergleichbarer Verbrenner-Crafter. Aber da sind ja noch die Zuschüsse, die geringeren Betriebskosten und die Vorteile, die Elektroautos heute schon in vielen Umgebungen gewährt werden. Doch wer sich mit Fahrverboten konfrontiert wird, für den ist die Amortisation der Anschaffung weniger wichtig.

Andere bringen auch den Imagewert in die Rechnung ein. Immerhin entlasten ein batterieelektrisches Fahrzeug die Stadt, ganz im Sinne der öffentlichen Meinung. Sie tragen also zur positiven Atmosphäre in der Stadt bei, aber leider nichts zum Klimaschutz in der Welt.

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Technische Daten Volkswagen e-Crafter

Länge x Breite x Höhe (m) 5,99 x 2,03 x 2,59
Radstand (m) 3,64
Basistyp Crafter L3H3 (normaler Radstand, Hochdach)
10,7 cm Ladevolumen, Durchladebreite 1,38 m, Laderaumhöhe 1,81m
Motor 100 kW/136 PS
Drehmoment 290 Nm
Batterie Lithiumionen
Ladezeiten 220 V/ 2,3 kW
Schnellladung 40 kW
Höchstgeschwindigkeit 90 km/h (abgeregelt)
Durchschnittsverbrauch 21,5 kWh
Effizienzklasse A+
Reichweite (NEFZ) 173 km
Nutzlast 3,5 t mit 970 kg; 4,25 t mit 1720 kg
Laderaumvolumen 850 – 1784 Liter
Wendekreis 13,6 m
Basispreis 69 500 Euro (netto)

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