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Es hat schon etwas von Ritterfestspielen: Wie früher bei mittelalterlichen Turnieren wehen unzählige Flaggen im Wind. Die Skandinavier lieben ihre Rallye-Stars. Der Ort dieses Fahnenmeers: Karlstad. „Flying Finns“ steht auf den Bannern – so nennen sie hier die Fahrer Mikko Hirvonen und Volkswagen-Pilot Jari-Matti Latvala. Wie einst Michael Jordan in der nordamerikanischen Basketball Profi-Liga (NBA) oder das italienische Motorrad-Ass Valentino Rossi sind sie die Superstars in Skandinavien. Gestern startete die Rallye Schweden nach der Qualifikation am Mittag mit den ersten sieben Wertungsprüfungen (WP) über insgesamt 128,7 Kilometer.
Auch die Schweden sind verrückt auf Rallyesport. Neun Grad minus, Schneetreiben – all das hält tausende von Fans nicht davon ab, ihren Stars im Stadion von Karlstadt zuzujubeln. Wie beim Race of Champions (ROC) treten die Piloten in einem direkten Duell gegeneinander an – ganz nach Art der alten Ritter-Turniere. Statt Pferd und Lanze stehen den Protagonisten in der Arena heute nur ihre WRC-Boliden und ein ambitionierter Gasfuß zur Verfügung. [foto id=“453045″ size=“small“ position=“left“]
Bei diesem Auftakt zur WRC-Rallye Schweden spielt es jedoch nur eine untergeordnete Rolle, wer das direkte Duell für sich entscheidet. Vielmehr geht es um die beste Zeit. Rekordweltmeister Sébastien Loeb war wieder einmal der Schnellste auf dem 1,9 Kilometer langen Parcours. Frenetisch bejubelt wurde aber ein anderer: Volkswagen-Pilot Jari Matti Latvala hat viele Fans. Im Duell der Finnen setzte er sich knapp gegen Landsmann Mikko Hirvonen durch und liegt nach der ersten WP nun im Gesamtklassement knapp hinter Loeb auf Rang zwei. Der Zeitunterschied: 0,5 Sekunden. Sébastien Ogier ließ drei Sekunden liegen und verlor den direkten Vergleich knapp gegen seinen französischen Landsmann Sébastien Loeb.
In Schweden sind es traditionell die Finnen, die dominieren. Acht der vergangenen zehn Rallyes entschieden Fahrer aus Finnland für sich. So wundert es nicht, dass Jari Matti Latvala – er siegte hier 2008 – gleich zum Auftakt des zweiten Tages zum Angriff bläst. Die erste Prüfung des Tages beendete der VW-Fahrer mitseinem Navigator Miikka Anttila 1,3 Sekunden schneller als das Citroen-Duo Loeb/Elena. „Viel Schnee – es ist schwer einen Rhythmus zu finden“, kommentierte Latvala unmittelbar nach der ersten WP. Volkswagens Nummer Eins Sébastien Ogier war noch schneller. 3,5 Sekunden vor Loeb und [foto id=“453046″ size=“small“ position=“right“]2,2 vor Teamkollegen Latvala. Damit führte der Franzose zu Beginn hauchdünn die Gesamtwertung an.
Volkswagen ist dran an Citroen. Es wird auch in Schweden ein heißes Duell zwischen beiden Herstellern. Was sich bereits nach der ersten Prüfung abzeichnete, zog sich durch den gesamten Tag, als es mit mehr als 200 km/h auf Eispisten durch Schwedens Wälder ging. Ein großer Höhepunkt hierbei: „Colins Crest“, jenem Abschnitt der an den spektakulären Fahrstil des legendären Colin McRae erinnert. An diesem kleinen Sprunghügel fliegen die WRCs knapp 40 Meter weit.
Unglaubliche fünf WP-Siege am ersten Tag vor der letzten Spätprüfung am Abend: Sébastien Ogier ist in Schweden noch erfolgreicher unterwegs als auf der Rallye Monte Carlo. Der WRC-Polo ist standfest und läuft wie ein Uhrwerk. „Auf der Monte hat sich das Auto schon gut angefühlt. Hier war ich mit dem Setup schon bei der Qualifikation sehr zufrieden und musste nicht viel ändern. Es läuft gut“, resümierte Ogier beim zweiten Service-Stop in Hagfors. Motorsport-Direktor Jost Capito behält die Ruhe: „Natürlich sieht es derzeit recht gut für uns aus. Aber die Rallye ist noch lang und Sébastien Loeb bleibt in Schlagdistanz. Ein großes Lob verdient aber das ganze Team. Von den Fahrern bis zu den Mechanikern machen alle einen guten Job.“ Vor der letzten Nachtprüfung des zweiten Tages über 1,9 Km in Karlstadt liegt Sébastien Ogier mit [foto id=“453047″ size=“small“ position=“left“]32,2Sekunden Vorsprung vor Citroen-Pilot Sébastien Loeb und dem zweiten Volkswagen-Fahrer Jari Matti Latvala (33,7 Sekunden).
Überrascht sind viele von der Leistung des Schweden Pontus Tiedemand. Der Ford-Fahrer ist bei seiner ersten WRC-Rallye aktuell auf Gesamtrang sechs sehr schnell unterwegs. Mikko Hirvonen (Citroen) konnte sich nach dem Verlust von Kühlflüssigkeit auf der ersten Etappe des Tages nicht wieder zurück auf die vorderen Ränge kämpfen (Platz 16). Pech hatte auch Dani Sordo (Citroen). Auf der sechsten WP fuhr er sich in einem Schneewall fest und verlor dadurch mehr als vier Minuten. Platz elf derzeit für den Spanier. An der Spitze bleibt es aber Spannend in Schweden und die Technik der Autos wird sich beinoch mehr frostigen Bedingungen behaupten müssen. Für das Wochenende sind mehr als minus 20 Grad vorausgesagt.
geschrieben von auto.de/(ampnet/tw) veröffentlicht am 08.02.2013 aktualisiert am 08.02.2013
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