Tokio 2015

Volkswagen zeigt in Tokio Demut und Aufbruchstimmung

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Der erste große VW-Auftritt in der Öffentlichkeit nach dem Diesel-Skandal: Im Viertelstundentakt absolvierten Topmanager der drei in Japan etablierten VW-Konzern-Marken ihre Bekenntnisse zu Tradition und Renovierung der größten Autogruppe des alten Kontinents vor den Publikumstagen der 44. Tokio Motor Show. Zwar mit den gewohnt nüchtern vorgetragenen Erfolgszahlen und den wichtigsten Technik-Daten der Premieren, aber auch vor dem Hintergrund der millionenfachen Abgas-Manipulationen an dem erfolgreichen Vierzylinder-Dieselmotor.

Herbert Diess, zum 1. Juli 2015, noch vor dem Bekanntwerden des Software-Betrugs zum VW-Marken-Chef ernannt, war ein guter Vertreter der neuen Diesel-Ehrlichkeit. Und er ließ mit sparsamer Gestik und ruhiger Rhetorikauch keine Zweifel am Verwerflichen dieser Vorgänge. Diese richteten sich gegen alles, wofür Volkswagen und seine Menschen stehen, sagte Diess bei seinem Werben um Vertrauen.Wie bei dem VW-Chef, so ist nach den Tagen des Entsetzens und den raschen Personalreaktionen sowie dem Anlaufen der Schadenbegrenzung, auch bei anderen VW-Managern vor allem das Bemühen um Wiedergutmachung zu spüren.

Neue Autos sollen Volkswagen helfen

Für Japan ist der Diesel nicht einmal die zweite Wahl - und helfen sollen dem VW-Konzern vor allem neue Autos. Deshalb waren der neue Tiguan GTE Concept, der Golf R und von Audi der neue R8 und der schlanke A4 vor Ort, und von Porsche kamen, wo noch nie ein Vierzylinder-Diesel in einem Sportauto arbeitete, der 911 Carrera 4 mit seinem Allradantrieb und der rassige Macan GTS, ganz ohne Chrom, aber mit dem hitzigen Naturell seiner Markenbrüder. Porsche kann auf hohe Zuwachsraten verweisen, in einem Land mit rigorosen Tempolimits. Für Japan ist der Diesel ohnehin keine alternative Verbrennungsmaschine. Denn im Land des Lächelns dominieren zum Spritsparen die Benziner in Verbindung mit einem batteriegespeisten Elektroantrieb in den Hybridfahrzeugen, wie im Toyota Prius. Der zum Jahresende wohl größte Autokonzern Toyota öffnet in Tokio seine Tore in die Zukunft sehr weit und kann als Beispiel dienen für die Offenheit aller Japan-Marken für neue Konzepte und alternative Antriebe. Allerdings hat Toyota in fast allen Klassen die Kühlernase vorne. Die nächste Prius-Generation wird vorgestellt, im Kantenkleid des Toyota Mirai, der mit Strom fährt, den eine Brennstoffzelle an Bord erzeugt. Zuerst tritt der Prius der nächsten Generation in Amerika an. Der Crossover Toyota C-HR ist als Mischung aus Hybrid und SUV gedacht, wahrscheinlich ist er ein scharfer Sportwagen für Japaner, die sich gerne in die Büsche schlagen. Das kann der S-FR nicht, weil er ein knapp dimensionierter Sportwagen im klassischen Trimm mit langer Haube vorne und attraktiv-dickem Ende hinten ist. Ein handfester Gegner für den jüngst neu aufgelegten Mazda MX-5. Im Concept-Car Toyota Kikai lebt der britische Sportsgeist des nach fast allen Seiten offenen Funcars. Volkswagen wirft offensichtlich wegen seiner Software-Probleme die Flinte nicht ins Korn. Aus der Krise entsteht wohl ein neues Selbstbewusstsein. Damit ausgerüstet, überlegt man in der Marke tatsächlich, künftig mit einem Diesel-Modell nach Japan zu gehen. Fachleute sehen eher bessere Chancen für elektrifizierte Golf oder Tiguan. Nicht jeder Markt lässt sich verdieseln. Auch wenn der Umwelt mit dem getürkten Emissionsverhalten wohl kaum ein Schaden zugefügt wurde.Denn außerhalb der Norm-Fahrten fährt jedes Auto meist mit einem Emissionsverhalten jenseits von genormten Werten. Und da ist selbst der manipulierte VW-Diesel noch immer besser als jeder andere Verbrennungsmotor in vergleichbarer Größe. Das ist beim Diesel-Gate ein wenig in den Hintergrund geraten.
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