Mechaniker stehen endlich auch einmal im Rampenlicht
Während Vettel und Hamilton längst beim Abendessen sitzen, wird in ihren Boxen weiter geschraubt und geschwitzt, manchmal bis in den frühen Morgen. Denn für Mechaniker gibt es im Motorsport kaum eine Verschnaufpause. Das gilt besonders für 24-Stunden-Rennen wie jetzt beispielsweise auf dem Nürburgring. Dort sitzen die wahren Helden nicht in den Rennautos, sondern sie arbeiten in der Garage. Mit Liebe und Leidenschaft verrichten sie ihren Job. Sie wissen genau: Ein falscher Handgriff kann unter Umständen über Sieg und Niederlage entscheiden. Und trotzdem stehen sie niemals im Rampenlicht.
Das soll sich ändern: Mit einem einmaligen Projekt engagiert sich jetzt die Meisterwerkstatt A.T.U beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Das Unternehmen setzt beim ersten Start auf der legendären Nordschleife auf eine Mitarbeiter-Motivation der besonderen Art. Denn neun ausgewählte Angestellte werden beim Langstrecken-Klassiker zwei Rennwagen betreuen - und das rund um die Uhr. "Wir wollen speziell etwas für unsere Mitarbeiter tun und mit Sport, Spaß und Spirit den Gemeinschaftssinn fördern", erklärt Jörn Werner, Vorsitzender der A.T.U-Geschäftsführung.Einer der stillen Helden ist Kfz-Meister Christian Klein. "Wie in unserer Werkstatt müssen wir beim Rennen extrem präzise, sorgfältig und vor allem fehlerfrei arbeiten - und das so schnell wie möglich und zweimal rund um die Uhr", sagt der A.T.U-Werkstattleiter aus Marktredwitz dem mid. Das sei eine Herausforderung, die man nur als Team meistern könne. Daher habe er auch ohne zu zögern sofort an der bundesweiten Mitarbeiter-Aktion seines Arbeitgebers teilgenommen.
Und Christian Klein hatte Glück: Schließlich wurde er unter den mehr als 10.000 Mitarbeitern ausgewählt. Für Christian Klein geht damit ein Traum in Erfüllung. Er sei "verrückt nach Autos" und hat auch schon an einigen Sportfahrertrainings teilgenommen. "Auch auf dem Nürburgring bin ich schon gefahren. Ich kenne so manche Tücke dieser Strecke, sie ist extrem schwierig", sagt der Kfz-Meister. Er findet es toll, dass sich sein Arbeitgeber erstmals im Motorsport engagiert. Mit seinen A.T.U-Kollegen wird Christian Klein nun zwei Opel Astra OPC des Teams Lubner Motorsport aus Georgenthal in Thüringen einsetzen und betreuen. 330 PS holt der rot lackierte Renner aus einem Zweiliter-Turbomotor. Einer der Fahrer ist der Deutsche Rallye-Meister Mark Wallenwein. "Das sind erfahrene Piloten, auf die wir uns verlassen können und sie sich auch auf uns, so wie jeder Kunde in unserer Werkstatt zuhause", verspricht Christian Klein.
Es zählt aber nicht nur der sportliche Erfolg. Denn jede Runde, die von den beiden A.T.U-Opel in der "Grünen Hölle" gefahren wird, gehen 30 Euro an die Christine-Herzog-Stiftung für Mukoviszidose-Kranke. Dr. Markus Herzog, der Sohn von Christine und Roman Herzog, dem ehemaligen Bundespräsidenten, wird deshalb am Nürburgring die Daumen drücken, damit möglichst viele Runden und somit eine große Spende zusammenkommen. Mit 25,3 Kilometern gehört die altehrwürdige Nordschleife, die in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag feiert, zu den längsten Rennstrecken der Welt.2016 gelang den beiden Astra von Lubner Motorport in ihrer Klasse ein Doppelsieg. Dabei kamen sie zusammen auf 223 Runden - das wären immerhin 6.690 Euro für die gute Sache. Doch bei 24 Stunden Motorsport am Limit können natürlich Schäden auftreten. Dann sind die Mechaniker gefordert. In kürzester Zeit müssen sie die Rennwagen wieder startklar machen. "Es wäre das größte Glücksgefühl, wenn sich das Team am Ende in den Armen liegen würde und wir gemeinsam den Sieg feiern könnten. Wenn wir perfekt zusammenarbeiten, können wir das schaffen", sagt Christian Klein. Bis es aber soweit ist, müssen er und seine Kollegen kräftig am Rad drehen - damit jeder Handgriff sitzt. Da heißt es: schuften, schrauben und schwitzen.