Reisemobile auf VW-Basis

Vom Alltags-Camper bis zum Hippie-Mobil

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Mit dem California hat VW auf dem Markt der Reisemobile ein echtes Zugpferd im Stall. Im vergangenen Jahr verkauften die Hannoveraner weltweit rund 13 000 Fahrzeuge. Doch was, wenn der Kunde keinen Camper „von der Stange“ und seinen individuellen Reise-Gefährten will? Inzwischen gibt es eine kleine, aber feine Community von rund 20 Firmen in Deutschland, die auf Basis der leichten Nutzfahrzeuge von Volkswagen um-, ein- und ausbauen, was und wie immer der Camper es wünscht oder braucht. Die Bandbreite reicht dabei von Aus- und Umbauten von T6 Transporter und Caravelle bis zu Aufsetzkabinen für den Pick-up Amarok.

Klasse statt Masse

Wobei in der Szene weniger Masse statt Klasse gefragt ist. Die zumeist kleinen Familien- oder Freundschaftsbetriebe legen weniger Wert auf große Stückzahlen als vielmehr auf Handwerkskunst und individuelle Problemlösungen. Einer der größeren Anbieter der Szene ist Spacecamper. Erst 2005 von den beiden begeisterten Campern und Ingenieuren Markus Riese und Ben Wawra gegründet, produziert die Darmstädter Firma mit knapp 40 Mitarbeitern inzwischen rund 120 bis 140 Modelle pro Jahr. „Unser Schwerpunkt liegt auf der Alltagstauglichkeit“, erzählt Ben Wawra, der sogar seinen Wohnsitz in einen Spacecamper verlegt hat. „Alles muss sich schnell und flexibel anpassen.“

Grundlage für das variable Raumkonzept ist eine neu entwickelte Rückbank, die nur einen Bruchteil des Originals im T6 wiegt und in Sekunden zu einem Bett um- oder wahlweise auch in einer Minute ganz ausgebaut ist. Dazu kommen modular ein- und ausbaubare Regal- und Schrankelemente, eine Schwenkküche bei Modellen mit zweiter Schiebetür sowie Multiplexplatten statt Plastik, die das Interieur wohnlich erscheinen lassen. Und clevere Ideen wie etwa einer Duschkabine, die unter der geöffneten Heckklappe durch ein ausfaltbares Zelt entsteht, inklusive Warmwasseranlage oder die Klapptoilette in der Schiebetür sorgen für Absatz und Auszeichnungen. Die Preise für den Spacecamper, basierend auf dem T6 Caravelle, rangieren zwischen 47 516 Euro für die Light-Version und 54 126 Euro für die Classic Open XL mit herausnehm- und schwenkbarer Küche.

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Die Nische in der Nische

Modular heißt auch das Zauberwort bei Terracamper. Der Reisemobilausrüster aus Hagen in Nordrhein-Westfalen hat sich die „Nische in der Nische“ gesucht, wie es Gründer und Geschäftsführer Martin Hemp ausdrückt. Der weitgereiste Weltenbummler hat sich beim Reisemobilausbau neben dem Campingalltag auf die mehrmonatige Fernreise spezialisiert. Dazu hat er ein grundsätzliches anderes Einrichtungskonzept entwickelt. Während die meisten Reisemobilausbauer aus dem Möbelbau kommen und entsprechend gestaltetes Mobiliar fest einbauen, entsteht der Terracamper maximal modular und konsequent nach dem Leichtbauprinzip mit Möbelsysteme aus Aluminium. Dabei ist die gesamte Technik inklusive Elektroinstallationen und Wassertanks in platzsparenden Seitenteilen untergebracht. Dazu kommt ein Alu-Schienenboden, mit dem Einzelsitze, Tisch und Möbelmodule inklusive Kühlbox, Zwei-Flamm-Spitiruskocher und Spülbecken schnell und flexibel angeordnet werden können.

Der Terracamper zeichnet sich auch durch eine Vielzahl cleverer Detaillösungen aus, wie zum Beispiel das flexible Wassersystem mit zwei Wassersteckdosen und Saugnapfhalter für die Außendusche oder das flexible Dachbett, das an mehreren Positionen zu schieben oder zu klappen ist. Besonders stolz ist Hemp auf sein selbst entwickeltes und patentiertes Open-Sky-Schlafdach. In Kombination mit dem verschiebbaren Dachbett erlaubt das nach hinten per Gasdruckfeder aufgestellte Klappdach volle Stehhöhe im gesamten Fahrzeug, wird mit geöffneter Luke – und gutem Wetter – zum Tausend-Sterne-Bett und funktioniert in eingefahrenem Zustand auch noch als großes Schiebdach. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, emotionale Fahrzeuge zu bauen“, sagt Martin Hemp.

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Hommage an die Flower-Power-Generation

Das ist ihm vor allem mit dem „Flowcamper“ gelungen, der wie eine Hommage an die Bullis der Flower-Power-Generation der 60er- und 70er-Jahre wirkt. In knallbunten Farben, wahlweise mit Batik-Blumen, aber nach ähnlichem Modul-Prinzip mit herausnehmbaren Möbelboxen, Sitzbank und Klapptisch aufgebaut, ist der Hippie-Bus schon ab 46 000 Euro zu haben, während die fernreisetauglichen Modelle Tecamp und Terock zwischen 70 000 und 100 000 Euro rangieren.

Viel Gehirnschmalz und clevere Detaillösungen stecken auch im Campmobil aus Schwerin. Die Brüder Wolfram und Andreas Höhne kommen eigentlich aus dem Segelsport und haben 1995 damit begonnen, T4 und später auch T5 und T6 nach ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen anderer umzubauen. Ihre Spezialität sind die winkligen Heckküchen auf einem Zwischenboden, die sie auf Basis der T6 Kastenwagen mit kurzem und langen Radstand so platzsparend einbauen, dass man den Eindruck gewinnt, in einem viel größeren Auto zu stehen. Gleiches gilt für die übrige Einrichtung, die so geschickt und teilweise versteckt untergebracht ist, dass man ohne Gebrauchsanleitung kaum weiß, wie man Tisch, Schrank und Bett nutzen kann. „Als Segler sind wir es halt gewohnt, so praktisch wie möglich auf kleinsten Raum zu denken“, sagt Andreas Höhne schmunzelnd. Die Camper aus Schwerin sind mit Komplettausbau inklusive Aufstelldach und 1,40-Meter-Bett ab 52 590 Euro zu haben.

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