Von Volkswagen bis McLaren: Stoßdämpfer für alle Fälle

Nuneaton, England – Tenneco, einer der weltweit größten Zulieferer für Stoßdämpfer und Abgasregelsysteme, lud nach Mittelengland ein, zur Präsentation der neusten Generation teil- und voll-aktiver Radaufhängung. Auf der Teststrecke „MIRA Proving Grounds“ konnte sich auto.de persönlich von den Vor- und Nachteilen der einzelnen Techniken überzeugen. Unter anderem waren zwei McLaren MP4-12C anwesend, welche mit Tennecos neuem KINETIC H2/CES ausgestattet sind.

Unbekannte Größe

Manche Firmen kennt man unter ihrem eigenen Namen, andere vornehmlich über ihre Marken. Letztes gilt auch für den Automobilzulieferer Tenneco. Dieser ist unter anderem die treibende Kraft hinter Monroe-Stoßdämpfern, was jedem Fan der Tourenwagen-Meisterschaft (WTCC) ein Begriff sein dürfte. [foto id=“365433″ size=“small“ position=“left“]Doch seit Jahren setzen einige der größten Automobilhersteller auf die Technologie aus dem Hause Tenneco, darunter Audi, BMW, Citroën, Mercedes-Benz, Volkswagen und Volvo. Abhängig von Fahrzeugklasse und Preis, bietet der Konzern alles, vom Stoßdämpfer für Kleinstwagen, über hydraulische Schockabsorber, bis zum permanent elektronisch geregelten Fahrwerk für Sportwagen. Letztere kommen auch beim neuen McLaren MP4-12C zur Anwendung. Zwei Testfahrzeuge der britischen Edelschmiede drehten dann auch während der Präsentation ihre Runden über die Rennstrecke. Der Kurvengeschwindigkeit und Straßenlage der Boliden nach zu urteilen, funktionieren die Stoßdämpfer tadellos.

Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit

Danach ging es dann ans selber Testen. Die McLaren durften leider nur von außen bestaunt werden. Wir selbst konnten uns im Audi Q5, Opel Insignia und Ford S-Max an den verschiedenen Stoßdämpfer-Systemen[foto id=“365435″ size=“small“ position=“right“] und Strecken probieren. Den Anfang machten dabei zwei Opel Insignia, von denen einer mit dem passiven Frequency Selective Damping (FSD) ausgestattet war. Bei diesem lässt ein „Beipass-Ventil“ bei geringer Belastung zusätzlichen Ölfluss innerhalb der Stoßdämpfer zu, wodurch Unebenheiten besser abgefedert werden. Bei größerer Belastung verschließt sich das Ventil jedoch, wodurch eine stabilere Spurlage garantiert wird. Dies zeigte sich in der Praxis sowohl bei schneller Kurvenfahrt, in der sich der Insignia wesentlich weniger neigte, als auch bei unebener Straße, die deutlich besser abgefedert wurde. Auch hier lag der Wagen mit FSD deutlich ruhiger auf der Fahrbahn.

Ausfall des Popometers

Im Anschluß durften wir mit dem KINETIC H2/CES ein teil-aktives Fahrwerk testen. Bei diesem System werden die Querstabilisatoren und normalen Stoßdämpfer gegen spezielle Hydraulik-Zylinder ersetzt, deren Flüssigkeitskreisläufe untereinander gekoppelt sind. Will sich das Fahrzeug also in eine Richtung neigen, wirkt das System der Bewegung entgegen. Zusätzliche elektronische Kontrollmechanismen (CES) stellen das Fahrwerk stets auf die aktuelle Fahrsituation ein. [foto id=“365436″ size=“small“ position=“left“]Dadurch tauchte unser Audi Q5 kaum noch in Kurven ein. Doch braucht das System unserer Meinung nach noch etwas Feinabstimmung, hebelt es doch das „Popometer“ gänzlich aus. Durch das System spürt man die Fliehkräfte in den Kurven kaum noch. Somit bleibt es dem Fahrer auch verborgen, wenn sich der Wagen dem Grenzbereich des Fahrbaren nähert. Daher brach der Q5 im Slalomparcours unvermittelt aus und drehte ein Pirouetten, obwohl „gefühlt“ noch deutlich Luft nach oben hätte sein müssen.

Aktives Fahrwerk

Abschließend hatten wir noch die Gelegenheit, den einzigen Prototypen mit Tennecos neuem Aktivfahrwerk ACOCAR zu testen. Im Gegensatz zu den anderen Systemen, greifen hier 12-Volt-Motoren aktiv ein und liefern den erforderliche Impuls auf jeden der vier Dämpfer, sodass Unebenheiten der Fahrbahn bestmöglich abgefedert werden. [foto id=“365438″ size=“small“ position=“right“]Und genau das tat der Prototyp – eingebaut in einen Ford S-Max – dann auch. Mit etwa 80 km/h lies das aktive Fahrwerk bei einer Kurvendurchfahrt mit unzähligen kleinen Bodenwellen 30 km/h mehr Geschwindigkeit zu, bevor das Heck versetzt, als es mit einem Standard Fahrwerk möglich gewesen wäre. Selbst Tennecos CES-System konnte nur bis 60 km/h der Extrembelastung etwas entgegensetzen. Auch Kurvenfahrten gingen mit dem ACOCAR deutlich zügiger mit spürbar geringeren Fliehkräften. Daher sei es laut Koen Reybrouck, Leiter Fahrwerksentwicklung Tenneco, bei aktiven Fahrwerken besonders wichtig, den Mangel an Feedback von der Straße zu kompensieren. Die Software muss so eingestellt werden, dass sie etwaiger Selbstüberschätzung des Fahrers vorbeugt. Bisher gibt es nur diesen Prototyp, der – trotz Einstellung per Laptop – bereits einen recht ausgereiften Eindruck vermittelte. Das System soll vornehmlich in Fahrzeugen der Oberklasse [foto id=“365439″ size=“small“ position=“left“]und Sportwagen, wie dem McLaren MP4-12C, zum Einsatz kommen. Bei den Herstellern scheint bereits Interesse zu bestehen. Noch während der Präsentation wurde bekannt, dass ein namhafter, US-amerikanischer Hersteller erwägt, das System in einem künftigen Premium-SUV anbieten zu wollen. Der Marktstart für das Actively Controlled Car (ACOCAR) soll 2015 erfolgen.

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