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Der Film TRON setzte 1982 neue Maßstäbe in Sachen Spezialeffekte in Kinofilmen. 28 Jahre später brachten die Disney-Studios mit TRON: Legacy eine Fortsetzung der Geschichte, mit Deutscher Beteiligung ins Kino. All die futuristischen Fahrzeuge entstammen nämlich der Feder, oder heutzutage eher der Maus des Designers Daniel Simon. Dieser hatte seine Karriere als Azubi bei VW begonnen und ist nun einer der begehrtesten Fahrzeugdesigner Hollywoods. Wie es dazu kam und wie es so ist in der „Traumfabrik“ zu arbeiten erzählte er uns ganz locker. Hier nun das Interview in voller Länge.
auto.de: Was muss man denn als Fahrzeugdesigner anstellen, dass man explizit von einem
Hollywood Regisseur für einen Film angefragt wird?
D. Simon: Ich hatte wahrscheinlich den naiven Mut, zwei Jahre frei zu nehmen, keinen Job zu haben und meine ganzen Ideen in einem Buch mit dem Titel „Cosmic Motors“ zu verfassen, das dann glücklicherweise von dem Regisseur von TRON: LEGACY gefunden wurde und dass es da eine Überlappung gab, von seinen Visionen und seinem Geschmack. Es war also viel Arbeit und viel Glück. Das Buch war dann quasi eine Abkürzung.
auto.de: Hatten Sie den original TRON Film vorher gesehen?
D. Simon: Den habe ich vor ungefähr zehn Jahren gesehen. Ich war kein riesen Fan. Das wissen auch alle, mit denen ich da zusammen gearbeitet habe. Das war auch ganz erfrischend für das Projekt, dass wir gemischt waren, also Hardcore Fans vom ersten Film und naives „neues Fleisch“.
auto.de: Inwieweit unterscheiden sich denn die Jobs, Fahrzeuge für Autohersteller und Filme
zu designen?
D. Simon: Einerseits ganz dramatisch, andererseits ist es genau dasselbe. Dramatische Unterschiede sind zum Beispiel, dass Autodesigner daran gewöhnt sind, über ein Jahr an einem Entwurf zu arbeiten, der dann vielleicht mal was wird. Bis der die ganzen Chef-Etagen durch hat und die ganzen Ingenieur-Revisionen. Beim Film kann es dir passieren, dass du eine Skizze machst, drei Wochen später gibt es schon ein richtiges Modell davon und einen Monat später wird es gefilmt und ist dann in Millionen von Kinosälen zu sehen. Der Weg von der Idee zum Produkt ist extrem kurz. Das ist viel erfüllender. Ich habe in meinem ganzen Autodesigner-Leben davor ein bisschen am Bugatti Veyron mitgearbeitet. Jetzt, nach 2 Jahren Hollywood, habe ich 15 Fahrzeuge entworfen, die alle auf der Leinwand sind. Ich habe jetzt auch mit an „Captain America“ gearbeitet und dort einige Fahrzeuge entworfen. Es geht da Schlag auf Schlag und die kreative Erfüllung ist viel größer. Der extreme Unterschied ist, dass man völlig auf sich allein gestellt ist in Hollywood. Man ist selbst Unternehmer. Ich bin vor einer Woche gefeuert worden, von einem Tag auf den anderen. Da heult man auch nicht rum. Das ist einfach so. Da ist nichts mit Kündigungsschutz, Versicherung, tralala. Man ist einfach in einem Haifischbecken. Wenn man sich damit abfindet, kommen aber auch extrem gute Kontakte zustande.
auto.de: Wie viele Fahrzeuge haben Sie für TRON: LEGACY entworfen?
D. Simon: Also bei der Formulierung „von Ihnen entworfen“ müssen wir politisch etwas vorsichtig sein. Ich war der Hauptdesigner vieler Fahrzeuge. Das neue Light Cycle, das alte Light Cycle – das weiße – das ist ja leicht anders. Das Auto, alle Jets – also der große Jet und die kleinen winzigen Jets – die Panzer und andere Hintergrundfahrzeuge. Da müssen wir aber aufpassen, denn ich habe nicht alle designt. Da war noch ein anderer deutscher Designer beteiligt, Harald Belker. Der hatte damals bei Minority Report den roten Lexus entworfen und er hat für TRON: LEGACY ein paar Spezial-Versionen der Light Cylces für die Bösewichte entworfen. Es gibt da verschiedenen Versionen.
auto.de: Welches Fahrzeug ist Ihnen ihrer Meinung nach davon am besten gelungen?
D. Simon: Also das ist schon auf jeden Fall das Helden-Light-Cycle. Weil da kommen so viele Geschmäcker zusammen: User, Regisseur, du selber, die alten Fans, die neuen Fans. Und man hat nur ganz wenige Wochen Zeit. Und es gibt so viel Schrott Filme (lacht). Wir haben dann so einiges gemacht, was das Autodesigner Herz höher schlagen lässt. Dass das Endprodukt dann nicht bis ins kleinste Detail funktioniert in der realen Welt, das ist auch so
gewollt. Das macht ja die Idee von einem Paralleluniversum aus. Es gibt ja Jungs, die das nachbauen. Und dass das nicht so richtig fährt und funktioniert ist ganz logisch für uns und überrascht mich auch nicht, weil sie ja spezifisch für die TRON-Welt entworfen wurden und nicht für die Raststätte „Oberuschelsbach“ an der Autobahn. Aber es ist immer schön, wenn Leute versuchen das nachzubauen. Weil darum geht es ja. Die Fans. Und das macht dann auch Spaß.
auto.de: In den USA hat eine kleine Firma ja Ihr LightCycle sogar wirklich nachgebaut.
Standen Sie mit diesen in Kontakt?
D.Simon: Nein, da wusste ich gar nichts von. Das passiert ja häufig, dass die Leute Dinge aufschnappen aus einem Film und ihre Begeisterung dann in irgendwas Gebasteltes umsetzen. Dass die Jungs dann damit auch noch Geld machen wollten, ist dann nicht so OK. Also, abgesegnet ist das Design von mir nicht. Aber ich find es trotzdem cool.
auto.de: Einige der Entwürfe in Ihrem Buch „Cosmic Motors“ ähneln doch sehr dem, was wir
später dann in TRON: LEGACY sehen konnten. Mussten Sie ihr Design den Vorgaben des Film-
Scripts unterordnen oder war es eher umgekehrt?
D. Simon: Das ist im Filmgeschäft oft so, dass Teams zusammengestellt werden, je nachdem was für einen Style sie haben. Also ein bestimmtes Studio sucht einen Regisseur, der diese und jene Art von Film macht. Ich wurde auch ausgewählt, weil ich eine bestimmte Formsprache in meinen Designs habe, die der Regisseur genau passend fand. Er hat quasi gesagt: Geh einfach nach deinem Gefühl und deinem Herz, aber es muss ins Script passen. Wir hatten da halt eine Ähnlichkeit, was mich ja auch ehrt, denn ich bin ja nicht als irgendjemand angestellt worden, sondern es ging dabei ja um meinen Geschmack. Aber das Script ist der absolute Chef beim Film. Ich konnte viele Sachen
auch nicht machen. Ich hatte für viele Sachen ganz andere Ideen und das ging nicht, weil man es nicht filmen konnte, oder es war zu teuer zu bauen, die Schauspieler hätten sich vielleicht verletzt, was ein Versicherungsproblem gewesen wäre, oder es war einfach keine Zeit. Es gibt so extrem viele Einflüsse bei einem Film. Zum Beispiel wenn der Regisseur einfach eine ganz andere Meinung zu einer bestimmten Szene hat. Er ist schließlich der Chef. Aber er [Joseph Kosinski Anmerk. d. Red.] ist selbst Designer und deswegen kommt das alles so genial zusammen.
auto.de: Warum haben alle Akteure auf Ihrem Motorrädern Schutzkleidung an, wenn TRON: LEGACY doch in einem Computerprogramm spielt?
D. Simon: Weil wir uns in der TRON-Welt in einem Paralleluniversum befinden. Wenn wir in der TRON-Welt sind, befinden wir uns auf dem Server von Sam Flynn (gespielt von Jeff Bridges). Eine Realitätssimulation ist das. Alles, was man dort sieht, hat er entworfen und er kann sich nur auf Dinge beziehen, die er aus der wirklichen Welt auch kennt. Die ultimative Simulation ist eine 1:1-Spiegelung der Realität, das heißt, man kann sich auch verletzten. Es gibt (auch) Regen, man kann frieren. Das war genau der Sinn der Sache, die wir mit TRON: LEGACY zeigen wollten: wie weit kann eine Simulation eigentlich gehen? Also haben wir Regen und Leute können Schmerz empfinden. Das gab es im ersten Film nicht. Und dadurch, dass es das jetzt gibt, wollten wir einfach am Film zeigen, was
sich in der Computertechnologie entwickelt hat. Und das ist ja einfach nur eine Parallele zu dem, was sich um uns herum abspielt. Wenn wir uns Computerspiele angucken … wenn ich mir zum Beispiel ein Formel-1 Spiel auf der Playstation angucke, dann sieht die Kamera-Ansicht schon extrem genauso aus, wie wenn ich es im Fernsehen anschaue. Und es kommt bestimmt in ein paar Jahrzehnten etwas dazu, dass ich mir Sensoren an den Nacken klebe und ich dann auch Schmerz empfinde, wenn ich irgendwo gegen die Bande pralle.
auto.de: Inwieweit mussten Sie sich dann für die TRON-Parallelwelt an Gesetze der Physik
halten?
D. Simon: Komplett. Regisseur und Produzenten waren extrem darauf aus, dass wir keinen Quatsch erfinden. Es gibt Materialien, die simuliert werden: Metall, Gummi, Lack; wir wollten sie greifbar machen, damit man sich darauf auch beziehen kann. Nichts schwebt einfach. Selbst die Fahrzeuge die fliegen haben Antriebssysteme. Es gibt richtige Bremsen, bei denen Materialien aufeinander reiben müssen zur Entschleunigung. Das war den Machern extrem wichtig, und wenn Leuten das auffällt, dann haben wir genau unser Ziel erreicht. Wir haben uns wirklich hingesetzt und uns gesagt, wie können wir jetzt was ein bisschen absurdes und verrücktes entwerfen was gleichzeitig realistisch wirkt, wie die Bremshebel am Motorrad. Weil es eine Simulation ist. Quasi eine Spiegelung der Wirklichkeit und Schwarz, Grün und digital.
auto.de: Man sieht ja oft selbst kleinste, technische Details der Fahrzeuge. Stammt auch das
Innenleben der Fahrzeuge von Ihnen?
D. Simon: Ja, das war alles meine Aufgabe. Nicht für alle Fahrzeuge, aber hauptsächlich für das Light Cylce. Da wusste ich von Anfang an, dass sich das generiert, das stand ja auch im Script. Ich habe drei Tage Zeit bekommen, das ganze Innenleben zu entwerfen. Auf Deutsch würde ich das Design als fantastische Mechanik bezeichnen. Wenn sich das jemand anschaut, der sich mit so etwas auskennt, zum Beispiel Ingenieure – ich bin ja selber Ingenieur – dann sagst du: ja das könnte eigentlich funktionieren. Eine Art Antriebswelle, eine Art Generator. Halt nicht so viel Quatsch. Man könnte das vielleicht bauen und es könnte auch funktionieren.
auto.de: Wie wird es denn nun weitergehen? Werden Sie auch weiterhin Autos für Filme
designen oder doch eher lieber wieder für reale Autos entwerfen?
D. Simon: Ich möchte auch weiterhin im Entertainment bleiben. Ich bin auch grade in die Formel-1 involviert. Ich hab für das Formel-1 Team HRT die komplette Grafik entworfen, wodurch ich jetzt sozusagen zum technologisch wertvollsten Motorsport der Welt gestoßen bin. Vielleicht mache ich da in Zukunft ja mehr. Ich werde auf jeden Fall weiter Filme machen und ich werde an eigenen Projekten arbeiten. Ich werde ein neues Buch machen mit noch fantastischeren Fahrzeugen. (…) Aber ich denke auch immer gerne an meine Zeit bei VW zurück.
TRON: LEGACY erscheint am 01. Juni auf DVD und Blu-ray. Dazu verlosen wir im Magzin drei Fanpakete, bestehend aus einer DVD, einem Poster, dem offiziellen Soundtrack sowie einm TRON: Legacy T-Shirt. Einfach in das Gewinnspielformular unter dem Magazin-Artikel eintragen und mit etwas Glück gewinnen.
geschrieben von Holger Zehden veröffentlicht am 12.05.2011 aktualisiert am 12.05.2011
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