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Volvo
Der Volvo 480 ES war Mitte der 1980er-Jahre der erste Volvo mit Frontantrieb. Doch es war ein anderes Modell, das mit dem Antrieb über die Vorderräder beim schwedischen Automobilhersteller eine bedeutende Rolle einnehmen und Unternehmensgeschichte schreiben sollte: der Volvo 850. Mit der Präsentation der Stufenheck-Limousine am 11. Juni 1991 begann bei Volvo vor 20 Jahren eine neue Ära. Von Beginn an entwickelte sich das Fahrzeug zu einem Erfolgsmodell, das auch in Deutschland neue Verkaufsrekorde aufstellte. Der Volvo 850 GLT bot bei seiner Einführung nicht weniger als vier Weltneuheiten.
Der Volvo 850 war ein komplett neu entwickeltes Fahrzeug, das sich von seinen Vorgängern nahezu in jeder Hinsicht unterschied. Die Modellbezeichnung folgte der damaligen Nomenklatur. Die vier Weltneuheiten, die erstmals im Volvo 850 eingeführt wurden, waren quer eingebaute Reihen-Fünfzylinder-Motoren mit kompakten Getrieben, eine Deltalink-Hinterachse für deutlich verbesserten Fahrkomfort, automatisch höheneinstellbare Sicherheitsgurte vorn und das Seitenaufprall-Schutzsystem SIPS (Side Impact Protection System), das neue Maßstäbe bei der Insassensicherheit setzte.
Wie der 480 ES war auch der deutlich größere 850 GLT das Ergebnis des langfristig angelegten Strategieprogramms „Galaxy“, das damals bei Volvo die Grundlage für die zukünftige Fahrzeugentwicklung bildete. Die Volvo Baureihen 400 und 850 wurden sowohl im schwedischen Werk in Göteborg als auch bei dem niederländischen Tochterunternehmen Volvo Car B. V. entwickelt. Während die 400er Reihe im holländischen Born gebaut wurde, lief der Volvo 850 im belgischen Gent vom Band.
Mit der Baureihe wurde eine vollends neue Motoren-Generation eingeführt. Erster Vertreter der neu konzipierten und modular aufgebauten Aluminium-Motoren war ein 3-Liter-Reihensechszylinder, der im Spätsommer 1990 im Volvo 960 mit konventionellem Hinterradantrieb längs verbaut wurde. Im Volvo 850 kam dagegen ein 125 kW / 170 PS tarker und quer eingebauter Reihen-Fünfzylinder in Verbindung mit Frontantrieb zum Einsatz, der hinsichtlich Anordnung, Aufbau und Funktionsweise weltweit einzigartig war. Die Hinterradaufhängung sorgte in Verbindung mit einer neuartigen Achsen-Generation, der so enannten Deltalink-Hinterachse, für deutlich bessere Fahreigenschaften, mehr Sicherheit und bis dahin nicht gekannten Fahrkomfort.
Traditionell gehört die Sicherheit zu den Kernkompetenzen von Volvo In dieser Hinsicht setzte der 850 neue Maßstäbe. Neben automatisch höheneinstellbaren Sicherheitsgurten für die Vordersitze kam erstmals das innovative Seitenaufprall-Schutzsystem SIPS (Side Impact Protection System) zum Einsatz. Das ausgeklügelte Sicherheitssystem leitet die Aufprallkräfte bei einem Seitencrash über die gesamte Karosseriestruktur ab, wurde danach sukzessive in allen Baureihen der Marke serienmäßig eingeführt und gehört auch heute noch zur Serienausstattung eines jeden neuen Modells.
Das Design der Stufenhecklimousine spiegelt die klassische Linienführung früherer Modelle wider. Gleichwohl repräsentierte der Volvo 850 eine neue Formensprache für die Marke. Typische Merkmale des unverwechselbaren skandinavischen Design-Stils fanden sich sowohl an der Front als auch am Heck wieder, während neue Stilelemente wie beispielsweise die ungewöhnliche Optik der Seitenfenster und die markante Motorhaube mit ihrem integrierten Kühlergrill später zum Volvo-Standard vieler folgender Fahrzeug-Generationen wurden.
Als erste Variante führte der schwedische Hersteller beim Volvo 850 die GLT-Version mit Fünfzylinder-Saugmotor ein, der über 20 Ventile und eine Leistung von 125 kW / 170 PS verfügt. Der Einführungspreis in Schweden betrug 187 000 Kronen (rund 44 000 DM). Rasch avancierte der Volvo 850 zum Erfolgsmodell und Bestseller, auch auf dem wichtigsten Volvo-Auslandsmarkt, den USA. Das Modell erhielt rund 50 internationale Auszeichnungen und gewann etliche Neukunden für die Marke.
Im Sommer 1992 präsentierte Volvo für das Modelljahr 1993 den 850 GLE. Die neue Modellvariante war mit einem Fünfzylinder-Triebwerk ausgestattet, das über 10 Ventile und 103 kW / 140 PS verfügt. Ein halbes Jahr folgte die Kombiversion mit weiteren Neuerungen wie den großen senkrecht stehenden und bis ins Dach hineinreichenden Heckleuchten. Das Stilelement, das sich heute noch bei einigen Volvo Fünftürern wieder findet, wurde von zahlreichen anderen Herstellern übernommen. Dank seines großen Laderaums und der klaren Linienführung wurde der Kombi schnell zum Bestseller in der Modellpalette. In Deutschland wurde er sogar ohne Aufpreis gegenüber der Limousine angeboten.
1993 Volvo dann den leistungsstarken 850 Turbo vor, der außerhalb Schwedens die Bezeichnung T5 trägt. Gleichzeitig erhielten alle Versionen etwas weichere Linien und leicht modifizierte Konturen. Der Volvo 850 T5 leistet 165 kW / 225 PS (165 kW) und verfügt über ein maximales Drehmoment von 300 Newtonmeter. Ein Jahr später folgte der noch agilere Volvo 850 T5-R in der für ihn charakteristischen hellgelben Lackierung – das bis dahin leistungsstärkste Modell der Unternehmensgeschichte. Die limitierte Auflage von 2500 Einheiten, ausgestattet mit einem 240-PS-Triebwerk (176 kW) war in Kürze ausverkauft. Auch die zweite Auflage von 2500 Einheiten, diesmal ganz in Schwarz, war sofort vergriffen. Den Abschluss bildete die dritte Auflage mit 2500 Einheiten in Dunkelgrün.
1994 setzte das Formel-1-erfahrene TWR-Team (Tom Walkinshaw Racing) den Volvo 850 Kombi in der britischen Tourenwagen-Meisterschaft, der BTCC (British Touring Car Championship), ein. Der 290 PS starke Schwede avancierte nicht nur auf der Insel zum Publikumsliebling, sondern von 1995 bis 1997 in einer Gruppe A-Version auch beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. 1995 und 1996 ging TWR dann in der BTCC mit einer Volvo 850 Limousine an den Start und belegte am Ende der Saison jeweils Platz drei in der Markenwertung.
Im Jahr 1995 erhielten alle Volvo 850 Versionen serienmäßig Seitenairbags, die in den Sitzlehnen der Vordersitze integriert waren und kurz zuvor Weltpremiere im Volvo S4 (spätere Bezeichnung Volvo S40) gefeiert hatten. Dem Wunsch nach mehr Leistung trug der 1996 eingeführte Volvo 850 R mit 184 kW / 250 PS Rechnung. Als äußerst laufruhig und sparsam präsentierte sich der Volvo 850 TDI, der von einem 140 PS (103 kW) starken Fünfzylinder-Diesel angetrieben wurde. Auch der erste Volvo mit Allradantrieb fällt in die Ära des Volvo 850. Der Volvo 850 AWD leistet 142 kW / 193 PS.
Am Ende des Jahres 1996 wurde die Produktion des Volvo 850 eingestellt. Die Baureihe wurde umfassend überarbeitet und im November 1997 startete das Nachfolgemodell mit der neuen Nomenklatur als Volvo S70 (Limousine) und Volvo V70 (Kombi). Rein äußerlich ähnelte die neue Generation zwar ihrem Vorgänger, doch technisch wurde die Baureihe gründlich weiterentwickelt. Zwischen 1991 und 1996 wurden 716 903 Einheiten des Volvo 850 verkauft. Die 850er-Plattform bildete auch die Basis für die erste Generation des viersitzigen Cabrios C70, das von 1997 bis 2005 gebaut wurde.
Die Investition von rund 15 Milliarden Kronen in die Entwicklung des Volvo 850 galt als die größte Investition, die je in Schweden getätigt wurde. Darüber hinaus wurde sie als langfristiges Investment in die Zukunft der Marke gesehen. So werden beispielsweise im schwedischen Werk Skövde Triebwerke entwickelt, die weiterhin auf der Motorengeneration des 850 basieren. Kein anderes Modell hat vergleichbaren Einfluss auf den schwedischen Hersteller in Bezug auf die Entwicklung von innovativen Technologien gehabt wie der Volvo 850. In vielerlei Hinsicht war das Modell seiner Zeit weit voraus, für Volvo kam es jedoch genau zum richtigen Zeitpunkt.
geschrieben von auto.de/(ampnet/jri) veröffentlicht am 10.06.2011 aktualisiert am 10.06.2011
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