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Chevrolet
Renault hat das Auto erfunden. Das wissen wir aus der Werbung. Aber kaum jemandem diesseits des Atlantiks ist bekannt, dass General Motors (GM) als der größte Autohersteller der Welt schon seit ein paar Jahren seine Forscher und Entwickler dazu aufgerufen hat, das Auto neu zu erfinden. Das fordert jedenfalls ein GM-Programm, das seit 2002 zur Entwicklung von Elektroautos mit Brennstoffzellen als Energiewandler führte, deren Studien und Prototypen man bisher schon auf Messen zu sehen waren. Jetzt konnten wir das aktuellste Ergebnis des Erfindungsreichtums kurz Probe fahren: den Chevrolet Sequel.
Nun ist GM nicht erst seit vier Jahren dabei, sich mit der Brennstoffzelle zu befassen. Schon Mitte der 60er Jahre liefen dort die ersten Prototypen, und außerdem kann man auf Know how und Unterstützung aus Rüsselsheim zurückgreifen, wo die Bemühungen des Konzerns für zukunftsträchtige Antriebe koordiniert werden.
Der Sequel wurde um den Wasserstofftank herumgebaut. Man wollte eine Reichweite erreichen, die in etwa der von Benzinfahrzeugen vergleichbar sein sollte. Also brauchte man große Tanks für acht Kilogramm Wasserstoff. Das Auto musste darum natürlich entsprechend groß sein. Deswegen ist es wenig verwunderlich, dass sich die Amerikaner für ein Sports Unitlity Vehicle (SUV) entschieden.
Dessen Aluminium-Chassis und -Karosse lässt Platz für den vorderen Elektromotor, der die Vorderräder antreibt, die Klimaanlage sowie die Tanks und die Litium-Ionen-Batterie zwischen den Langträgern. Außerdem bleibt ein opulenter Innenraum für vier bis fünf Passagiere, ergänzt um einen fülligen Laderaum.
Die Hinterräder werden von jeweils einem eigenen Elektromotor angetrieben. Sie werden, ebenso wie die Vorderräder, elektrisch gelenkt,. Auch die Bremsen arbeiten elektrisch. Der Sequel ist also eines der ersten Fahrzeuge, die nur „by Wire“ gesteuert werden. Viele Sensoren und Ersatzsysteme sorgen für das Maß an Sicherheit, dass der Fahrer erwarten darf. Schließlich gehört eine Menge Vertrauen dazu, Lenkung und Bremsen nur noch über elektrische Impulse betätigt zu wissen. Da kann man sich einen Ausfall nicht erlauben.
So viel Gewicht an den Rädern ist natürlich Gift für den Komfort. Kaum verwunderlich, dass als einziger negativer Eindruck bei der Probefahrt mit dem Sequel der von einem unkomfortablen Federungsverhalten und vom Rumpeln des Fahrwerks bleibt. Mühelos übertönt es das sanfte Säuseln des Antriebs. Hier bleibt noch viel Arbeit für die Entwickler von Bremsen, Lenkung und Fahrwerkskomponenten zu tun, bis diese ungefederten Massen in einer Weise gebändigt werden, wie wir es heute gewohnt sind.
Doch den Entwicklern des Brennstoffzellen-Chevrolet ging es sicher nicht in erster Linie um den Fahrkomfort des Sequel, von dem insgesamt nur zwei Exemplare gebaut worden sind. Es geht ihnen ums Prinzip. Und das scheint aufzugehen. Die Fahrleistungen sind beeindruckend, besonders die Beschleunigung. Elektromotoren entwickeln eben ein unglaubliches Drehmoment von Anfang an und drehen hoch wie eine Turbine, weil nicht geschaltet werden muss. So erreicht der rund 2,2 Tonnen schwere Sequel die 100 km/h bereits nach weniger als zehn Sekunden.
Seine Höchstgeschwindigkeit konnten wir in den USA leider nicht ausfahren. Sie soll bei 145 km/ liegen. Dafür konnten wir die Bremsen ausprobieren. Sie sind außerordentlich wirksam. Der Sequel soll einen mehr als zehn Prozent kürzeren Bremsweg haben als ein herkömmliches Fahrzeug dieser Klasse.
Dem ersten Eindruck nach hat GM beim Chevrolet Sequel viele Meilensteine auf dem Weg zur Erfindung des neuen Autos bereits erreicht. Dazu zählt auch die Reichweite von 480 Kilometern. Dennoch wird die Entwicklung weitergehen müssen, denn die Brennstoffzelle des Sequel hat zwar inzwischen gelernt, mit hohen Temperaturen zu leben. Aber sie friert immer noch ein. Die nächste Generation, die GM noch für dieses Jahr angekündigt hat, soll auch dieses Problem meistern. Mit dem dann vorgestellten Fahrzeug will GM nun auch in einen Flottenversuch einsteigen, wie er bei DaimlerChrysler bereits in den USA seit Jahren läuft.
Aber selbst der fertigen Brennstoffzelle und dem perfektes Drive-by-Wire-Auto fehlt immer noch der Wasserstoff für den Tank. Es muss gelingen, Wasserstoff umweltfreundlich zu gewinnen und dabei nicht mehr Energie einzusetzen, als nachher im Wasserstoff enthalten ist. Sonst bleibt das Elektroauto mit Brennstoffzelle eine höchst interessante akademische Fingerübung.
(ar/Sm)
geschrieben von veröffentlicht am 31.01.2007 aktualisiert am 31.01.2007
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