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Dodge
Das Design des Dodge Avengers liegt seinen Machern aus den USA offenbar besonders am Herzen. Jedenfalls sprechen sie gern darüber, und das zu Recht, denn es ist ihnen gelungen, die typische Dodge-Handschrift auch auf die erste Mittelklasse-Limousine der maskulinen Marke der US-amerikanischen Chrysler Group zu übertragen.
Dabei bestimmt der Wechsel zwischen sanften Rundungen und harten Winkeln die Linie, und das Heck erinnert mit seinem gewaltigen Hüftschwung an alte Ford-Mustang-Zeiten erinnert Mehr noch erinnert der Avenger an den Dodge Charger, jenen Hotrod der 70er Jahre, den Dodge vor zwei Jahren mit viel Erfolg wieder hat aufleben lassen.
Große Radhäuser, in die auch 18 Zöller passen, mächtig und kantig ausgestellte Radhäuser, die typische, eindrucksvolle Dodge-Schnauze, eine ansteigende, hohe Schulterlinie, die sich mit dem coupéhaften Dachverlauf so trifft, dass für die hinten sitzenden Passagiere zwar ausreichend Sitzplatz bleibt, ihre Aussichten aber von ebenfalls coupéähnlich verengten Fenster-Resten eingeschränkt wird. Das Design verspricht mehr, als die Motorisierung zur Zeit halten kann oder will.
Der Anlauf des Avenger im dritten Quartal dieses Jahres wird mit zwei relativ kleinen, aber wirtschaftlichen Vierzylinder-Benzinern mit 2,0 Liter oder 2,4 Liter Hubraum und einem Zwei-Liter-Diesel gestartet. Volkswagen-Fahrer kennen diesen Diesel, denn er stammt aus dem Wolfsburger Regal. Er leistet 103 kW / 140 PS und liefert ein maximales Drehmoment von 320 Newtonmeter. Es handelt sich um das Pumpedüse-Aggregat, mit seiner bekannten Anfahrschwäche und seinem harten, lauten Motorgeräusch, das wir in anderen Fahrzeugen schon besser gedämmt erlebt haben als im Avenger.
Vielleicht fiel uns das Motorgeräusch aber nur deswegen auf, weil die Fahrgeräusche insgesamt beim Avenger weniger stören als sonst bei Amerikanern dieser Klasse. Sowohl die Abroll- als auch die Windgeräusche hielten sich in Grenzen, obwohl der Avenger bei seiner Vorstellung im Umland der spanischen Stadt Sevilla heftige Windböen wegstecken musste, die sonst oft zu ebenso heftigen Windgeräuschen führen, wenn sie quer zur Fahrbahn blasen.
Das Fahrwerk ließ sich vom Frühlingssturm ebenfalls nicht aus der Ruhe bringen. Der Fronttriebler zieht sauber seine Bahn. Seine Lenkung arbeitet exakt und recht direkt, so dass man auch auf kurvenreichen Strecken durchaus seinen Spaß haben kann. Die Federung bei unserem Avenger SXT hat Dodge zwar komfortabel ausgelegt, dennoch wird sie auch mit sportlicher Fahrweise fertig.
Der Diesel hat ebenfalls wenig Probleme mit flotter Fortbewegung, obwohl der Avenger mit rund 1600 Kilogramm nicht gerade zu den Leichtgewichten zählt. Er beschleunigt den Avenger in wenig mehr als zehn Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht die 200-km/h-Marke. Sein Durchschnittsverbrauch soll bei 6,2 Litern liegen, sein CO2-Ausstoß bei 170 Gramm pro Kilometer.
Die Basisversion Avenger SE mit Sechs-Gang-Handschalter, dem Dieselmotor und einer umfangreichen Serienausstattung wird in Deutschland 23 990 Euro plus Dieselrußfilter kosten, der Benziner genau 2000 Euro weniger. Auch das spricht für eine zufriedenstellende Wirtschaftlichkeit, zumal dann, wenn man die besondere Dodge-Garantie mit in Rechnung stellt: Vier Jahre oder über 50 000 Kilometer übernimmt Dodge alle Wartungs-, Teile- und Reparaturkosten. Nur Räder und Reifen sind von dieser Zusage ausgenommen.
Aber kehren wir zurück zu dem Lieblingsthema der Amerikaner, zum Design. Innen setzt sich die Vorliebe für gerade Flächen, krasse Winkel und wenig Rundungen fort. So sprüht auch die Armaturentafel samt breiter Mittelkonsole vor männlichem Charme – keine Spur von Eleganz, nur Zweckmäßigkeit und kräftige Akzente. Die weißen Rundinstrumente werden nachts blau beleuchtet, lassen sich aber gut ablesen. Die Zahl der Bedienelemente hält sich in Grenzen. Sie sind fast alle selbst erklärend. Auch der Umgang mit dem Navigationsgerät in dem Topgerät aus dem Infotainment-Angebot fällt nicht schwer.
Das verstellbaren Lenkrad und der elektrisch einstellbare Fahrersitz unseres Testwagens erlauben eine gute Sitzposition. Der Schalthebel lässt sich leicht und zielgenau durch die sechs Gänge bewegen. Die Sitze sind bequem und so gut konturiert, dass sie auch in schnell gefahrenen Kurven guten Seitenhalt geben. Der Innenraum des Avenger bemüht sich trotz der kantigen Hartplastik-Optik um einen insgesamt wohnlichen Charakter. Der rührt her von den vielen Ablagen, die kleinen Kühlbox für sechs Getränkedosen über dem Handschuhfach, dem Flaschenhalter in der Mittelkonsole, der wärmen oder kühlen kann, vielen Ablagen, einem topmodernen Infotainementangebot mit ungewöhnlicher Speicherleistung für rund 1600 Musikstücke und der besonderen Beleuchtung bei Nacht mittels Leuchtdioden.
Der mit rund elf Metern kleine Wendekreis hilft beim Fahren in engen Straßen ebenso wie die Tatsache, dass man die vordere Kante der Motorhaube sehen kann. Wer sich dazu entschließt, seinen SXT auch noch mit einem Heckspoiler schneller aussehen zu lassen, der hat auch das Ende seines Fahrzeugs genau im Blick.
Wenn gegen in den letzten Monaten des Jahres auch der Sechszylinder-Benziner mit 138 kW / 186 PS zur Verfügung steht, dann wird der Avenger auch von den Fahrleistungen eher dem Anspruch gerecht, den sein Design formuliert. Die 100-km/h-Marke soll der nach 9 Sekunden erreichen, seine Höchstgeschwindigkeit wird aber auch nur wenig über 200 km/h liegen.
Es mag allerdings sein, dass der Dodge Avenger seinen Erfolg in Deutschland der Tatsache verdanken wird, dass er nach außen hin zwar Aggressivität darstellt und sich zum American way of driving bekennt, aber unter dem Blech ein vernünftiges Fahrzeug ist, das nach Europa passt. Er ist gerade das Gegenteil eines Wolfs im Schafpelz. Er nähert sich den europäischen Autos fast schon auf Tuchfühlung an, so dass man ihn in dieser Runde willkommen heißen könnte. Dennoch bleibt die Frage, finden sich genug Fans für einen Markterfolg. Bisher hat Dodge in Europa Erfolg. So war der Dodge Caliber im vergangenen Jahr ausverkauft, und auch bei ihm stellte sich die Frage, wo eigentlich seine Käufer zu finden sein würden.
(ar/Sm)
geschrieben von veröffentlicht am 23.03.2007 aktualisiert am 23.03.2007
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