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Mercedes-Benz
Mit dem forcierten Ausbau von Zapfsäulen an "normalen" Tankstellen – derzeit 550 und bis Ende 2006 dann fast flächendeckend rund 1000 – scheint diese Zeit aber allmählich zu Ende zu gehen. Allein im letzten Jahr schnellte der Bestand von gut 21 000 auf rund 30 000 Fahrzeuge hoch. Auch der Mercedes E 200 NGT (Natural Gas Technology), den die Stuttgarter seit zehn Monaten als ihr erstes Erdgas-Auto anbieten, hatte seinen Anteil an dem Aufschwung.
Mercedes E-Klasse NGT. Foto: Auto-Reporter/Mercedes-Benz
Mit 500 verkauften Einheiten feierte die mit 120kW/163 PS derzeit leistungsstärkste Erdgas-Limousine einen beachtlichen Einstand.
Nach nur wenigen Kilometern Fahrt wird auch sofort klar, warum der E 200 NGT, der auf der Basis des E 200 Kompressor von der Stuttgarter Ingenieuren entwickelt wurde, nicht nur bei den quasi in der "Abnehmepflicht" stehenden Gasbetreibern (30 Prozent der Verkäufe) als neuer Dienstwagen für das obere Management, sondern auch im privaten Bereich (30%) und bei den Taxifahrern (40%) sofortigen Anklang fand: Gegenüber dem Benziner ist beim bivalenten (Benzin und Erdgas) Antrieb im Prinzip nämlich neben den geringeren CO2-Abgasen – immerhin 20 Prozent – nur ein einziger Unterschied feststellbar: Aufgrund des gegenüber Superbenzin um 50 Prozent preiswerteren Erdgases sind die Betriebskosten erheblich geringer. Damit rechnet sich eine Anschaffung – auch ohne zusätzliche Zuschüsse der regionalen Gas-Gesellschaften – bereits nach knapp 40 000 Kilometern.
Möglich macht´s der Kompressor, der auch bei der NGT-Ausführung mit einem maximalen Drehmoment von 240 Newtonmetern auf demselben Leistungs- und Drehmomentangebot rangiert wie die "Normal-Version". Durch die aufwändige Integration der zusätzlichen technischen Komponenten müssen daher keinerlei Kompromisse in puncto Fahrkomfort, Leistungsentfaltung, Qualität und Sicherheit gemacht werden. Nachprüfbar am per Fingerdruck vornehmbaren Umschalten von Benzin- auf Gasantrieb und zurück beim steilen Serpentinen-Aufstieg oder mitten während der Beschleunigungsphase. Nur die wechselnde Anzeige im Zentraldisplay informiert den Fahrer, ob er nun mit Erdgas oder Benzin fährt. So verwundert es auch nicht, dass sowohl im Benzin- als auch Erdgas-Betrieb die Fahrleistungen im Prinzip gleich sind: 0 auf 100 km/h in 10,7 bzw. 10.8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit von 227 km/h gilt für beide.
Und auch wenn der 18 Kilo-Erdgasvorrat aufgebraucht ist, gibt es kein Übergangs-Ruckeln. Das System schaltet automatisch und für den Fahrer unmerklich auf Benzinbetrieb um, wobei keine sofortige Suche nach der nächsten Tankstelle eingeleitet werden muss. Im Gegensatz zu recht vielen derzeit angebotenen Erdgas-Fahrzeugen mit Mini-Benzintank verfügt der 200 NGT serienmäßig über einen 65-Liter-Tank, als Option ist sogar ein 80-Liter-Behältnis orderbar. Einschließlich der vier Gasbehälter mit insgesamt 18 Kilogramm Erdgas-Inhalt (entspricht 27 Litern Super und einer Reichweite von 300 Kilometern) ergibt sich somit eine Reichweite von rund 1000 Kilometern, also rund 300 Kilometer mehr als die Version mit konventionellem Benzinantrieb schafft.
Da DaimlerChrysler bei seinem Erstling verständlicherweise aufgrund der erfreulich steigenden, aber vom Gesamtvolumen immer noch zu vernachlässigenden Stückzahlen auf eine Unterflur-Konstruktion für die vier Gasflaschen verzichtete und sie hinter der Rücksichtbank sowie in der nicht mehr benötigten Reserverad-Ausbuchtung unterbrachte, reduzierte sich das Kofferraum-Volumen von gewaltigen 540 auf immer noch mehr als ausreichende 400 Liter. Wichtiger ist, dass die Zuladungskapazität bei der nur mit Automatik erhältlichen Erdgas-Version mit 510 Kilogramm praktisch gleich gebelieben ist.
Unterm Strich bleibt, dass den DaimlerChrysler-Ingenieuren mal wieder gelungen ist, nun auch bei der Erdgas-Fahrzeugen neue Maßstäbe zu setzen. Bei einem Aufpreis von 3422 Euro gegenüber der reinen Benziner-Version lassen sie sich das im Gegensatz zu so manch anderer Preisgestaltung auch nicht wesentlich teurer als die Wettbewerber bezahlen. Für Vielfahrer angesichts des bald geschlossenen Tankstellen-Netzes also eine umweltfreundliche, wirtschaftliche Alternative, die in der Öffentlichkeit nur noch zu unbekannt ist. (ar/fb)
Von Frank Braun
11. Februar 2005. Quelle: Auto-Reporter
geschrieben von veröffentlicht am 20.02.2006 aktualisiert am 20.02.2006
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