Kia

Vorstellung Kia Rio: Nicht mehr nur preiswert, sondern auch gut

Was – wenn man europäische Wertmaßstäbe anlegt – nicht immer stimmt, aber immer öfter. Jüngstes Beispiel ist die zweite Generation des Kia Rio, der ab 20. August in Deutschland seine Verkaufspremiere hat. Aus einem zwar preiswerten, aber doch recht unscheinbaren und unkomfortablen Gefährt der Kompaktklasse ist ein Fahrzeug geworden, das mit einem sportiven, dynamischen Design im Straßenbild auffallen wird.
Kia Rio. Foto: Auto-Reporter/Kia
Und mit einem trotz der Verkürzung um 25 Zentimeter auf 3,99 Meter viel Platz bietendem Innenraum sowie neuen, leistungsstarken Motoren und wiederum günstigen Preis als jetzt durchaus ernstzunehmender Herausforderer neu in der Kleinwagenklasse antritt. Von Kia nach offizieller Leasart vom C- ins B-Segment transferiert, ist der fünftürige Rio – ähnlich wie der neue Renault Clio – von den Abmessungen her allerdings genau dazwischen angesiedelt. Nicht aber die Preisgestaltung, die auf Kleinwagen-Niveau liegt. So kostet die Einstiegsversion mit einem 1,4-Liter-Triebwerk (71 kW/97 PS) trotz Servolenkung, vier elektrische Fensterheber, Zentralverriegelung, achtfach verstellbarem Fahrersitz sowie ABS mit EBD und rundum Scheibenbremsen lediglich ab 9880 Euro. Und auch wenn man vernünftigerweise das Sicherheitspaket, das unter anderem ESP und dann acht statt sechs serienmäßige Airbags umfasst, für 700 Euro mitordern sollte, erhält der preisbewusste Kunde dann für 10 680 Euro einen Wagen, der selbst gehobenen Sicherheitsansprüchen gerecht wird. Wer es mit Klimaanlage, Audio-System und Lederlenkrad noch etwas komfortabler haben will, muss für den Basis-Motor schon 11 710 Euro auf die Theke legen und die Grundvariante mit dem die Euro 4-Norm erfüllenden 1,5-Liter-Dieselmotor (81 kW/110 PS) ist ab 13 110 Euro zu haben. Zu verschenken haben auch die Koreaner nichts.
Im Innenraum überzeugen die Platzverhältnisse, die auch im Fond für groß gewachsene Mitmenschen ausreichend Kopf-, Bein- und Ellenbogenfreiheit bieten. Wertig aussehende Materialien, eine gute Verarbeitung und vernünftig dimensionierte Ablagen und Fächer runden den guten Eindruck ab. Der Fahrer hat ein übersichtliches Cockpit vor sich, wo alle Bedienknöpfe bequem zu erreichen und die Anzeige-Instrumente übersichtlich sind. Nur die Sitze scheinen die Kia-Techniker bei der grundlegend neuen Gestaltung des Rio übersehen zu haben. Sie sind hart und verfügen über kaum Seitenhalt. Das Gepäckabteil fasst für diese Klasse akzeptable 272 Liter und lässt sich durch das Umlegen der asymmetrisch geteilten Rücksichtbank auf 1107 Liter erweitern. Angenehm auch die große Heckklappe und die niedrige Ladkante für bequemes Ein- und Ausladen.
Neu sind die zum Start angebotenen drei Motoren eine absolute Schwachstelle der ersten Rio-Generation. An Benzinern gibt es ein 1,4 Liter-Triebwerk mit 71 kW/97 PS sowie einen 1,6 Liter mit 82 kW/112 PS, die beide Normalbenzin schlucken und ebenfalls die Euro 4-Norm erfüllen. Damit liegen sie für das B-Segment schon im oberen Teil der üblichen Leistungswerte, so dass wohl bald noch eine abgemagerte 1,4-Liter-Version nachgeschoben werden dürfte. Beide sind durchzugskräftig, wobei sich der 1,4-Liter bei höheren Drehzahlen schon schwer tut und recht laut wird. Den mit Abstand besten Eindruck bei ersten Probefahrten hinterließ der 1,5-Liter-Diesel mit einem Drehmoment von 235 Newtonmeter, die bereits ab 1900 Umdrehungen anliegen. Er hängt gut am Gas, soll nach Kia-Angaben unter fünf Liter benötigen und machte einen erheblich homogeneren Eindruck als die beiden Benziner.
Beim Fahrwerk mit Einzelradaufhängung vorn und Verbundlenkerachse hinten setzten die Kia-Ingenieure auf Sportivität und Agilität. Das ermöglicht in Verbindung mit einem sauber zu schaltenden und gut abgestuften Fünfgang-Getriebe sowie der guten Fahrbahnkontakt vermittelnden Lenkung ein beherztes und dennoch sicheres Fahren. Bei nicht optimalem Straßenbelag wird vor allem bei "zivilem" Tempo jedoch jede noch so kleine Querfuge unverzüglich an den eigenen Rücken weitergemeldet, so dass man sich auf solchen Strecken eine etwas weniger straffe Abstimmung wünscht. Eigenschaften, die allerdings nicht auf der Autobahn und erst Recht nicht im Stadtverkehr auftauchen, wo der Rio dank des kleinen Wendekreises und der guten Übersichtlichkeit nochmals punktet.
Unterm Strich ist den Kia-Ingenieuren und Designern im Vergleich zum Vorgänger fast ein Quantensprung gelungen, so dass man die Aussage – nur der Name hat der neue Rio mit seinem Vorgänger gemein – durchaus unterschreiben kann. Damit wird er zumindest in Deutschland allein schon aus psychologischen Gründen noch nicht gleich zum Polo- oder Corsa-Killer. Doch die von Kia Deutschland avisierten 8000 Verkäufe könnten sogar etwas zu niedrig angesetzt sein. (ar/hhg)
Von Hans H. Grassmann
7. Juli 2005. Quelle: Auto-Reporter

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