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Großgewordener Kleinwagen
Die Kunden fürs Kleinwagensegment gelten als preissensibel. Macht es da Sinn, auf 14 kW / 19 PS zu verzichten, um 1200 Euro zu sparen? Nissan meint „ja“ und bietet deshalb die neue Einstiegsmotorisierung für den Micra mit einem Drei-Zylinder-Benziner als Saugmotor an. Ab 12 990 Euro ist er jetzt zu haben. Der neue Micra muss ab Herbst hierzulande die Kunden aus zwei Welten bedienen. Der Mini-Van Note ist eingestellt, der Abverkauf der vorhandenen Bestände so gut wie erledigt. Gleichzeitig sollen die Freunde des bisherigen Micra Appetit auf einen Neuwagen bekommen, auch wenn sie sich mit den Dimensionen erst einmal anfreunden müssen. Nur ein Millimeter fehlt dem neuen Micra an vier Metern Länge, er kratzt sozusagen schon an der Tür zum nächst höheren Segment.
Aber nur mit Größe und Ausstattung kann er den im B-Segment ansässigen Platzhirschen von Schlage eines VW Polo, Ford Fiesta, Opel Corsa oder Renault Clio nicht Paroli bieten. Die Positionierung des neuen Micras quasi zwischen A- und B-Segment hat die Fantasie von Nissans Marketing-Strategen beflügelt. Blumig sprechen sie von einer „Micra-Morphose“, die das Modell durchlaufen habe. Wer genauer hinsieht, muss erkennen, dass der Erfolg dem jetzt in fünfter Generation vorgestellten Auto in Deutschland immer schwerer gefallen ist. Von seinerzeit mehr als 250 000 Exemplaren, die von der 1992 erschienenen Zweitauflage verkauft wurden, blieben gerade mal 75 000 Stück übrig, die der als global-uniformes Weltauto konzipierte Wagen der vierten Ausgabe erreichte.
Nicht nur ein Hang zur Länge ist zu konstatieren, auch die Breite der Karosserie hat um acht Zentimeter zugenommen. Dafür ist das Dach um sechs Zentimeter flacher als beim Vorgänger. Scharf gezogene Kanten und Sicken prägen jetzt die Optik, hier und da sind sichelförmige Akzente eingestreut, die eine – wenn auch weitläufige – Verwandtschaft mit dem Sportwagen 370 Z signalisieren sollen. Das Cockpit ist großzügig gestaltet, insbesondere wenn Verkleidungen in der Farbe des Außenlacks eingebaut sind, wirkt es wertig und geschmackvoll. Bekanntlich kommen in Kleinwagen häufig unschöne Hartplastik-Oberflächen zum Einsatz, doch beim Micra sind sie so gut versteckt, dass man dem Innenraum das Bemühen um Kostenreduzierung nicht ansieht. Zaubern können aber auch die Nissan-Ingenieure nicht: Was die vorderen Passagiere an Bewegungsfreiheit genießen, haben die hinten Sitzenden auf ihr Konto eingezahlt. Das liegt daran, dass nicht einmal die Hälfte des Längenzuwachses dem Radstand zugute gekommen ist.
Copyright: Auto-Medienportal.Net/Axel F. Busse
Der Kofferraum ist mit 300 Litern Volumen aber recht ordentlich bemessen und kann durch Umlegen der Rücksitzlehnen auf mehr als das Dreifache (1004 Liter) vergrößert werden. Den Notwendigkeiten der Karosseriesteifigkeit ist es geschuldet, dass die Heckschürze weit nach oben gezogen werden musste und die Ladekante in 76 Zentimetern Höhe liegt. Der Boden des Laderaumes liegt 20 Zentimeter tiefer. Mit den zehn wählbaren Lackierungen lassen sich vier Styling-Pakete aus kontrastierenden Farbtönen für Spiegelkappen, Seitenschweller, Front- und Heckstoßfänger kombinieren. Weiteres Make-Up ist als Teil- oder Vollfolierung für Hauben, Dächern und Flanken erhältlich. Nissan spricht von mehr als 100 verschiedenen Möglichkeiten der Individualisierung. Ab der Ausstattungslinie Acenta zeigt ein fünf Zoll großes TFT-Display im Kombiinstrument per Tastendruck Bordinfos, über ein Sieben-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole lassen sich Klima- und Audioanlage sowie Navigation und Smartphone steuern.
Ein knappes Drittel der deutschen Kunden, davon geht man beim Nissan-Vertrieb aus, werden sich für den neuen Ein-Liter-Dreizylinder entscheiden. Die bei dieser Motorengattung verbreitete raue Gangart ist auch diesem Aggregat anzuhören, und allzu große Erwartungen an einen munteren Antritt sollte man bei dem minimal 977 Kilo wiegenden Auto nicht haben. Es fehlt einfach das Drehmoment, das der Drei-Zylinder-Turbo in die Waagschale werfen kann. 95 Newtonmeter stehen zu Buche, wohingegen der aufgeladenen Dreitöpfer 140 Newtonmeter mobilisieren kann. Bei höheren Geschwindigkeiten wünschte man sich zudem einen sechsten Gang, der die Drehzahl und damit Geräuschniveau und Verbrauch reduzieren würde.
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Ehrlicher Weise muss man aber auch sagen, dass Kleinwagen generell eher auf der Kurzstrecke zu Hause sind und deshalb der sechste Gang, den keine Variante des Micras bietet, nicht allzu sehr vermisst wird. Zu dem auf dem Prüfstand erzielten Verbrauch von 4,6 Litern sollte man für die Praxis wenigstens einen Liter dazu rechnen, nach dieser Testfahrt zeigte der Bordcomputer 6,3 Liter. Eine Start-Stopp-Automatik, die nur für den Turbo und für den Diesel verfügbar ist, wären es mutmaßlich sechs Liter geworden.
Die Konzentration auf preisbewusstes Publikum ist auch am Ausstattungsangebot abzulesen. Der Ein-Liter-Sauger ist lediglich für die Linien Visia, Visia Plus und Acenta vorgesehen, die höherwertigen Varianten N-Connecta und Tekna bleiben außen vor. Als Acenta, wo der Sauger tatsächlich einen Preisvorteil von 1200 Euro gegenüber dem Dreier-Turbo bietet, bringt er ab Werk ein Audio-System inklusive Apple-Carplay-Integration und Bluetooth-Schnittstelle mit, elektrische Fensterheber, Berganfahrhilfe, Spurhalte- und Notbrems-Assistent nebst Fußgänger-Erkennung, Klimaanlage, Multifunktionslenkrad, Zentralverriegelung und Fahrlichtautomatik. Die Spurtreue wird durch korrigierenden Bremseingriff gewährleistet und ist ein Novum in der Kleinwagen-Klasse.
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Länge x Breite x Höhe (m) | 3,99 x 1,73 x 1,46 |
Radstand (m) | 2,53 |
Motor | 3-Zylinder-Benziner, 989 ccm |
Leistung | 52 kW / 71 PS bei 6300 U/min |
Max. Drehmoment | 95 Nm bei 3500 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | k.A. |
Beschleunigung 0 auf 100 km/h | k.A. |
ECE-Durchschnittsverbrauch | 4,6 Liter |
CO2-Emissionen | 103 g/km (Euro 6) |
Leergewicht | min. 977 kg |
Kofferraumvolumen | 300–1004 Liter |
Basispreis | 12 990 Euro |
geschrieben von AMP.net/jri veröffentlicht am 05.09.2017 aktualisiert am 05.09.2017
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