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Neuer SUV
Kein Autohersteller leistet sich ein Modellprogramm, indem nicht noch Platz für eine neue Nische wäre. Dass auch weniger als fünf Zentimeter Längenunterschied bei der Karosserie ausreichen, um ein völlig neues Fabrikat zu rechtfertigen, zeigt jetzt Range Rover. Und belebt dafür einen 48 Jahre alten Namen neu. Velar lautet der Name, eine Bezeichnung, die schon beim allerersten Prototypen eines Range Rover anno 1969 Verwendung fand.
Und selbst wer meint, in Sachen SUV und Geländewagen schon alles gesehen zu haben, darf sich auf die eine oder andere Überraschung gefasst machen. Der zwischen den Modellen Evoque und Range Rover Sport platzierte hochbeinige Fünftürer zielt auf jene Kundschaft, denen Dynamik wichtiger ist als ultimative Geländetauglichkeit und die sich andernfalls vielleicht bei einem Porsche Macan oder einem Mercedes-Benz GLE bedient hätte.
Land Rover und die Untermarke Range Rover haben eine enorme Entwicklung hingelegt, seit der indische Milliardär Ratan Tata dort das Sagen hat und es den Briten weitgehend selbst überlässt, wie sie die von ihm erwarteten Ergebnisse erwirtschaften. Weder unter der Ägide von BMW noch unter dem Joch des Ford-Konzerns wollte es so recht gelingen, die Geländewagen-Ikone zur Blüte zu bringen. Inzwischen sind Kompetenz und Selbstbewusstsein derart gediehen, dass Range Rover sogar das Wagnis einging, den Evoque als Cabrio zu bringen. Mit einem ähnlichen Vorhaben war Nissan (Murano-Cabrio) Jahre zuvor kläglich gescheitert.
Für ein britisches Automobil-Unternehmen hat die Traditionspflege einen hohen Stellenwert, zumal dann, wenn, wie Jaguar, Land Rover zu den Hoflieferanten des Königshauses zählt. Dieser Umstand könnte die Innendesigner des Velar zu einer im Premiumsegment bisher seltenen Neuerung inspiriert haben. Als Alternative zu dem fast schon gewöhnlichen Lederpolster für das Gestühl wird eine Stoff-Variante angeboten. Sie ist, und das macht sie für bestimmte Kundenkreise besonders attraktiv, je nach gewähltem Modell zwischen 500 und 3000 Euro teurer als der Bezug mit gegerbter Tierhaut.
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Edles Tuch rangierte schon in der Zeit der Pferdekutschen hoch in der Gunst der Beförderten. Während der, der die Zügel führte, meist im Freien und deshalb auf Leder Platz nehmen musste, machten es sich die Herrschaften hinten auf Stoffpolstern bequem. Bei den Royals im Vereinigten Königreich ist das heute noch so. Selbst die Queen und ihr Prinzgemahl lassen sich auf Textilsesseln zu ihren Zielen chauffieren. Bei Range Rover wird das High-Tech-Gewebe unter dem Siegel „Kvadrat“ vermarktet und man hofft auf eine Ausstattungsquote zwischen fünf und zehn Prozent. Es könnte sein, dass sich vor allem das alternativ angehauchte, öko-orientierte Kundenmilieu von der Textilfaser einspinnen lässt: Sie besteht nämlich überwiegend aus recyceltem Plastikabfällen.
Einen mutigen Bruch mit der Vergangenheit offenbart das Interieur noch an anderer Stelle: Traditionell platzierte man bei Land und Range Rover die Tasten der elektrischen Fensterheber oben auf der Türverkleidung. Selbst der Jaguar F-Pace zeigt diese Besonderheit. Umsteiger von anderen Marken fanden das mitunter irritierend, weil der gewohnte Griff in Richtung Armlehne nicht bei der Fensterbedienung enden wollte. Die lobenswerte Tatsache, dass Land Rover nicht auf dieser Eigenheit bestand, macht den Velar sozialverträglicher.
Die soziale Auslese findet auf pekuniärem Gebiet statt: Mindestens 56 400 Euro müssen aufgebracht werden, um das Auto, das wegen seines abgeflachten Dachs wie die Coupé-Variante eines Range Rover Sport aussieht, zu erstehen. Seit 22. Juli ist das in Deutschland möglich. Eine so genannte First Edition, die mit enormem Komfort protzt und den Wagen serienmäßig auf gewaltige 22-Zoll-Felgen stellt, kostet mehr als 108 000 Euro. Dennoch geht man im Range-Rover-Vertrieb davon aus, dass es eine Reihe von Aufstiegswilligen innerhalb der Marke gibt, die ihren bisherigen Evoque gegen einen Velar eintauschen möchten. Gut möglich, dass auch bisherige Fahrer eines Jaguar F-Pace Gefallen an der weitaus größeren Geländetauglichkeit des Range Rover finden. Viel wichtiger ist den Marketingstrategen jedoch, dass ihre Prognose für die Eroberungsrate eintrifft. Rund 60 Prozent der Velar-Kunden sollen von anderen Marken kommen.
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geschrieben von AMP.net/jri veröffentlicht am 11.08.2017 aktualisiert am 09.08.2017
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