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VW
Geschichte wiederholt sich. Als der Volkswagen Touran auf den Markt kam, unkten viele, das sei viel zu spät und dennoch erreichte das Golf-Derivat in kürzester Zeit in der Van-Klasse trotz der vielen Wettbewerber die erste Position in der deutschen Zulassungsstatistik.
Das wird sich mit dem Volkswagen Tiguan nun wiederholen. Eigentlich ist der Markt der kleinen Sport Utility Vehicles (SUV) bereits gut besetzt. Und dennoch gehört kaum prophetische Gabe dazu, auch ihm die Marktführerschaft in seinem Segment vorherzusagen.
Mit 26 700 Euro für das Basismodell mit Benzinmotor und Allradantrieb ist auch die Zielrichtung klar. „Wir sind nur 350 Euro teurer als der Toyota RAVA4“, stellte jetzt ein VW-Vertriebler bei der Präsentation des Neuen vor der Presse in Budapest fest. Auch den BMW X3 hat man im Visier: „Uns fehlen zwar (noch?) die Sechszylinder-Motoren, aber wenn man ihn schön ausstattet, wird so mancher BMW-Interessent ins Grübeln kommen.
Die Messlatte liegt hoch. Denn allein der RAV 4 bringt es in Deutschland auf mehr als 30 000 Zulassungen in diesem Jahr. Und auch bei Mercedes-Benz hat man ja schon angekündigt, an dieser Fahrzeugklasse mit einem MLK teilhaben zu wollen.
Bei seinem ersten Auftritt als Studie beim Automobilsalon in Los Angeles im vergangenen Herbst war das Echo schon erstaunlich positiv. Nun hat auch der Tiguan auf dem Weg vom Messestand in die Produktion auch einige Änderungen erlebt. Aber geblieben ist ein typischer SUV mit frischem und akzentuiertem Design, aber trotzdem mit mehrheitsfähigem Auftritt.
Sogar die junge SUV-Tradition von Volkswagen findet man in machen Perspektiven von seitlich vorn wieder. Dann wirkt er wie ein kleiner Touareg, aber ohne dessen Hang zu konservativer Eleganz. Von hinten könnte man meinen, Anklänge an das Heck des Golf Plus zu erkennen. Aber selbst, wenn beide Anklänge von Ähnlichkeiten gewollt wären – sein Design ist eigenständig, wenn er sich auch über sein „Gesicht“ klar als ein Mitglied der Volkswagen-Familie zu erkennen gibt.
Die Eigenständigkeit setzt sich innen fort. Nicht, dass man sich im Tiguan nicht gleich zurechtfinden könnte wie in jedem Golf. Alles sitzt an seinem Platz. Und dennoch spricht allein schon die Armaturentafel eine andere Design-Sprache als der Golf. Aufgesetzte Ausströmer für die Luft links und rechts an den A-Säulen, aber mehr noch die Betonung der voluminösen Mitte der Tafel mit gleich vier Ausströmern und einem großen Bildschirm vermitteln eher ein Bild von einem hochwertigen Fahrzeug mit Gelände-Genen.
Dazu passen die Materialwahl und die wiederum gute Qualität der Verarbeitung, aber auch die übrige Innenraumgestaltung und die Farbvarianten, die hier möglich sind. Der Tiguan hat nicht die Aufgabe, sich bei den schlichten Vertretern seiner Klasse anzusiedeln. Das gesamte Ambiente verströmt einen gehobenen Eindruck.
Das wird auch beim Fahren deutlich. Der Tiguan fährt als erster Volkswagen mit den leiser und eleganter laufenden Commonrail-Dieselmotoren vor. Und auch der 1,4-Liter-Benziner wurde für diesen Wagen neu entwickelt. Es handelt sich um aufgeladene Direkteinspritzer, mit 110 kW / 150 PS die noch einmal runder laufen und etwas weniger verbrauchen als die bisherigen TSI-Motoren. Der Turbolader schaufelt das maximale Drehmoment von 240 Newtonmeter (Nm) schon ab 1750 Umdrehungen pro Minuten (U/min) herbei. Später werden auch Motoren mit 170 PS und 200 PS folgen.
Jetzt, zum Start des Tiguan, steht auch erst ein Zwei-Liter-Diesel zur Verfügung, der 103 kW / 140 PS leistet und sein maximales Drehmoment von 320 ebenfalls ab 1750 U/min anbietet. Der Benziner beschleunigt in 9,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h, der Diesel braucht eine knappe Sekunde länger. Die Höchstgeschwindigkeiten liegen ebenfalls eng zusammen – 186 km/ werden für den Diesel angegeben, 192 km/h für den Benziner. Beim Durchschnittsverbrauch liegt der Benziner bei 9,3 Litern (199 g CO2 pro Kilometer) und der Diesel bei 7,2 Litern und 189 g/km, alles ermittelt mit dem Sechs-Gang-Getriebe. Eine Automatik wird zunächst nur für den Diesel angeboten.
Das Fahrwerk steht dem einer Limousine nicht nach. Trotz der erhöhten Sitzposition vergisst man rasch, in einem SUV zu sitzen. Die Lenkung arbeitet präzis, mit guter Rückkopplung von der Fahrbahn und recht direkt, eben nach deutschem Geschmack. Die passende Beschreibung lautet: dynamisch, aktiv, straff, aber gewiss nicht unkomfortabel.
Abseits der Straße macht er allenfalls eine passable Figur. Auch das Geländepaket lässt ihn nicht zu einem Geländewagen werden. Jäger und andere Menschen, die für ihren Job oder ihr Vergnügen schon einmal die Straße verlassen, werden dennoch zufrieden sein. Das gilt vermutlich besonders für Reiter; denn der Tiguan darf bei rund 1,6 Tonnen Leergewicht und mehr als 600 Kilogramm Zuladung maximal 2,5 Tonnen ziehen.
Den Tiguan gibt es in drei Ausstattungsvarianten, deren Namen dem des Englischen Mächtigen sagen, wes’ Geistes Kinde die jeweilige Variante ist: Trend & Fun, Track & Field, Sport & Style. Der Trend & Fun ist die Einstiegsversion mit besonderer Eignung für die Straße, der Track & Field kann sich am weitesten in schwieriges Gelände wagen und der Sport & Style glänzt mehr auf Boulevards als in Gottes freier Natur.
Die Wolfsburger rechnen damit, etwa jeweils ein Drittel von jeder Variante absetzen zu können. Für alle drei wird der deutsche Markt kaum Hindernisse zu bieten haben. Bei diesem Gesamtpaket ist der Erfolg vorprogrammiert, auch wenn die Aufpreisliste lang ist.
Länge x Breite x Höhe: 4,46 m x 1,81 m x 1,69 m, Leergewicht, Zuladung: 1546 kg, 624 kg;
Motor: Vierzylinder-16V-Ottomotor Twincharger, Max. Leistung: 110 kW / 150 PS bei 5800 U/min, Max. Drehmoment: 240 Nm bei 1750 U/min;
Verbrauch NEFZ im Mittel: 8,4 Liter Super, CO2-Emission: 199 g/km;
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,6 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit: 192 km/h;
Wendekreis: 12 m, Kofferraum: 505 – 1510 Liter;
Basispreis: als Fünftürer (Trend & Fun): 26 700 Euro.
(ar/Sm)
geschrieben von veröffentlicht am 18.09.2007 aktualisiert am 18.09.2007
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