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Von Ingo Koecher — Automatikgetriebe in Autos und Rollern sind längst Usus. Ein selbst schaltendes System für Motorräder jedoch ist auch heute noch etwas Besonderes. Als erster Hersteller ließ Aprilia seine NA 850 Mana in 2008 mit einer Automatik starten. Jetzt platziert Honda mit dem DCT-Doppelkupplungsgetriebe eine weitere Alternative.
Dennoch, so Oliver Franz, Honda-Motorrad-Sprecher, handele es sich beim DCT-Doppelkupplungsgetriebe nicht um eine Automatik, sondern ein elektronisch gesteuertes Schaltgetriebe. Zwei Kupplungen trennen oder liefern die kraftschlüssige Verbindung der beiden Wellen mit den Gängen 1, 3, 5 sowie 2, 4, 6. Die Kupplungen sorgen dafür, dass es beim Gangwechsel zu keiner Zugkraftunterbrechung kommt. Das leidige Thema des Aneinanderschlagens der Helme von Fahrer und Sozius ist durch die absolut gleichmäßig und linear verlaufende Beschleunigung Geschichte.[foto id=“415499″ size=“small“ position=“right“]
Während der Motorradtage hatte auto.de Gelegenheit, die modellgepflegte VFR 1200F und den Großroller Integra, beide ausgestattet mit DCT-Doppelkupplungsgetriebe, Probe zufahren. Nach dem Aufsatteln auf den Sportstourer VFR 1200F fiel sofort auf, dass es keine Kupplung und natürlich auch keinen Ganghebel gibt. Die Stellen sind „frei“. Allerdings, soviel sei vorweggenommen, gibt man nicht die ganze Selbstbestimmung aus der Hand. Denn wer will, kann aus dem Automatikmodus AT per Taster in den manuellen Modus MT schalten. Dann kann mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand, ähnlich den Schaltwippen bei einer Automatik im Auto, selbst geschaltet werden. Sinnvoll kann das sein, wenn etwa bei Bergabfahrt die Motorbremse stärker arbeiten soll.
Alle anderen Fahrzustände deckt das DCT-Doppelkupplungsgetriebe selbstständig ab. Unterstützend wird eine Electronic Control Unit ECU verbaut. Sie zeichnet das Fahrverhalten auf (sportlich-straff oder entspanntes Cruisen), und sorgt so dafür, dass die Schaltvorgänge entsprechend ausgeführt werden. Bei jedem Start der Maschine ist das System genullt und beginnt von Neuem Daten zu sammeln. Zudem schaltet das DCT-Doppelkupplungsgetriebe bei Motorstart immer in den Automatikmodus AT. Neben der Wahl zwischen [foto id=“415500″ size=“small“ position=“left“]Automatik und manuell stehen mit D (Drive) und S (Sport) zwei weitere Modi zur Verfügung, die Kennkurven des Systems zu verändern. Das Ansprechverhalten der Maschine wird sportlicher oder tourorientierter.
Besonders ist auch das Parken der mit DCT-Doppelkupplungsgetriebe ausgerüsteten Maschinen. Da nicht wie bei Schaltgetrieben der eingelegte Gang das Wegrollen verhindert, gibt es, wie bei Scootern verbaut, eine Handbremse. Platziert hat sie Honda an der linken Seite der Lenkstange. Sie wird mit einem kleinen Bügel gespannt und per Knopfdruck wieder ausgelöst.
Nicht übernommen wurde die aus dem Rollersegment bekannte Anordnung von Vorder- und Hinterradbremse, die bei Scootern beide am Lenker untergebracht sind. Für Motorräder mit DCT-Doppelkupplungsgetriebe bleibt alles beim Alten: Das Vorderrad wird über die Handbremse rechts am Lenker, das Hinterrad per Pedal mit dem rechten Fuß gebremst.
Lieferbar ist das DCT-Doppelkupplungsgetriebe bislang für den Sportstourer VFR 1200F und den Großroller Integra. Geplant ist es weiterhin für Modelle der NC-Baureihe 700S und NC 700X. Das zehn Kilogramm schwere DCT-Doppelkupplungsgetriebe kostet für alle Modelle 1.000 Euro Aufpreis.
Zunächst überwog doch die Skepsis, ein Motorrad mit Automatik zu fahren. Letztlich dürfte es aber enden wie bei Autos, bei denen die Technologie nicht mehr wegzudenken ist.[foto id=“415501″ size=“small“ position=“right“]
Während der Testfahrten mit der Honda VFR 1200F konnte sich auto.de davon überzeugen, dass das DCT-Doppelkupplungsgetriebe absolut einwandfrei arbeitet. Und das unabhängig von der gewählten Gangart.
Muss es etwa schnell zur Sache gehen, genügt es, den Gasdrehgriff dynamischer zu bedienen. Das System gibt den Fahrauftrag ohne Verzögerung weiter. Wem das noch immer nicht reichen sollte, der kann selbst Hand anlegen. In jedem Fall arbeitet das DCT-Doppelkupplungsgetriebe überzeugend.
Etwas kritisch zu betrachten ist jedoch der Einsatz von Maschinen im Fahrschulbetrieb. So geht auto.de davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis es einen Motorradführerschein für Bikes mit manueller oder automatischer Schaltung, wie bei Autos längst üblich, geben wird.
geschrieben von auto.de/ingo koecher | fotos: auto.de veröffentlicht am 24.04.2012 aktualisiert am 24.04.2012
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