VW-Abgas-Affäre: Schaffen wir das?

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26 Milliarden Euro. Soviel wird nach bisherigen und vorsichtigen Schätzungen VW für den Einsatz von Schummel-Software in elf Millionen Fahrzeugen an Strafen zahlen müssen.

217.000 Beschäftigte allein in Deutschland müssen eine Suppe auslöffeln, die ihnen einige wenige Küchenchefs eingebrockt haben. Wer in den Vereinigten Staaten auf der Gehaltsliste einer der VW-Marken steht, gibt dies Fremden gegenüber lieber gar nicht erst Preis. Auch wenn den betroffenen Kunden in Amerika sehr bald nach der Bekanntmachung der Verfehlung eine Entschädigung von 1.000 Dollar gewährt wurde. In anderen Ländern gingen sie bislang leer aus.

Rund 600.000 Mitarbeiter hat der VW-Konzern auf der ganzen Welt, zwölf Marken gehören zum Verbund, darunter Lastwagen- und Motorrad-Hersteller. Das 1937 in Wolfsburg gegründete Kernunternehmen, das einen Volkswagen bauen sollte, zunächst jedoch Bomben und das Wehrmachtsauto Kübelwagen produzierte, hat es in der jüngeren Vergangenheit bis an die Spitze der Branche gebracht. Durch eigene Erfolge, aber auch durch den Zukauf und die Übernahme anderer Unternehmen. Audi und Porsche gehören heute zu den profitabelsten.

Autogiganten sind nicht unsterblich

Aber, so warnen Marktbeobachter, die verkrusteten Konzern-Strukturen sind nicht unbedingt zukunftstauglich."Autogiganten sind nicht unsterblich", sagt etwa Ferdinand Dudenhöfer, Professor an der Universität Essen-Duisburg. 2009 etwa ging General Motors in die Insolvenz, nur durch staatliche Hilfen konnte das Unternehmen überleben, rund 10.000 Jobs gingen verloren. Das kann nun auch VW drohen. Denn je geringer die Einsicht nach einem Fehler, desto höher fallen die Strafen gerade in Amerika für den Verursacher aus. Und bislang war aus Sicht der Verbraucher in den Vereinigten Staaten von aufrichtiger Einsicht in Wolfsburg nicht viel zu bemerken. Dabei bringt es VW in den Staaten gerade mal auf zwei Prozent Marktanteil. Alle deutschen Marken zusammen kommen auf 15 Prozent. 600.000 Fahrzeuge sind dort von der Abgas-Affäre betroffen. Manche rechnen unterdessen mit einer deutlich höheren Strafe für die Deutschen. Die Zahl von 43 Milliarden Dollar (38,17 Milliarden Euro) schwebt im Raum. Dazu kommen die 8,5 Millionen in Europa betroffenen Konzernfahrzeuge. Würden deren Besitzer mit einer der amerikanischen Lösung vergleichbaren Summe zufriedengestellt, wären dies allein rund 7,57 Milliarden Euro. 81.000 Sammelkläger haben sich bereits formiert und drängen auf Entschädigung. Die Schmerzgrenze des Konzerns liege bei etwa 40 Milliarden Euro, so ein ehemaliger Finanzvorstand einer Tochtermarke. Der mit verzerrtem Lächeln präsentierte Verzicht auf Boni-Zahlungen des Aufsichtsrats und der Vorstände hilft dabei nicht wirklich. Differenzsummen müssten durch den Verkauf von Unternehmens-Sparten erlöst werden, zur Diskussion stünden dann die Lastwagen-Marken Scania und MAN. Werke müssten geschlossen werden, Stellen abgebaut. Und das alles nur, so ein Insider der Automobil-Wirtschaft, weil die Konzernlenker in Wolfsburg zu viel Benzin und zu wenig Zukunft im Blut hatten. Das war vielleicht früher hilfreich, heute genügt das nicht mehr.

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