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Mit mächtigem Chromgrill, wuchtigen Radhäusern und markanter Gürtellinie
Aus heutiger Sicht wirkt der Arteon fast schon wie ein Blick zurück in die alten VW-Tage, als bei Autos das Aussehen wichtiger war als der Antrieb. Schön sollte das Topmodell sein und schön hinbekommen haben sie es in Wolfsburg. Nicht überdreht, aber schick, nicht Passat und nicht der wuchtige Protz eines Phaeton, aber eindeutig ambitioniert, die Stufe in die Oberklasse zumindest mit der Kinnkante auch mal zu testen. Und vielleicht auch, um zu erkunden, ob es nicht doch Wege gibt, die erlahmte Lust auf Limousinen wieder zu wecken.
Dass dabei die Welt des Passat nicht passé ist, wie es das selbstbewusste Blechkleid vermuten lässt, wird klar, wenn die Tür ins Schloss gefallen ist. Für ein vergleichbar differenziertes Innenraum-Ambiente fehlten entweder Freigabe oder Geld - wobei das eine das andere eigentlich immer beinhaltet. Was bedauerlich ist, denn der brave Innenraum im Passat-Look steht schließlich für das, was der Arteon-Besitzer beständig vor Augen hat. Das ist opulent, aber nicht außergewöhnlich. Hier wäre vielleicht die Gelegenheit gewesen, nach dem Motto "weniger ist mehr" nicht alles auf den Arteon-Kunden loszulassen, was in Wolfsburg an Helfern von Head-up-Display bis Trailer-Assistent entwickelt worden ist, sondern eine Sortierung des Sinnvollen zu testen.
Wo das Maximale an Bord ist, verbaut sich der Weg zu den wirklich nützlich und genutzten Helfern mitunter. Informationen können schnell an eine Overkill-Grenze kommen und dann ablenken oder einfach nerven. So wie die Gestensteuerung des Touchscreen-Monitors, der fahrig wirkt und hibbelich machen kann. Dass den Designern auf diesem Feld die Ideen ausgegangen wären, kann und will man ihnen nicht unterstellen, so energisch, wie sie die Karosserie gestaltet haben. Geradezu grimmig entschlossen fuhr der Testwagen vor.
Copyright: VW
Die R-Line-Optik verscheucht eindeutig die gegen das Vorgängermodell Passat CC erhobenen Vorhaltungen, es sei ein Opa-Auto. Die Strahlkraft der Frontpartie legt sich wie ein Band um die gesamte Form des 4,86 Meter langen Arteon. Die Wucht der 20-Zoll-Räder (optional, Standard sind 18 Zoll) baut mit der lediglich 1,45 Meter über dem Asphalt auslaufenden, gestreckten Dachlinie eine prickelnde Spannung auf.
Dass die Seitenscheiben des Viertürers rahmenlos geführt werden belegt, dass Eleganz nicht unbedingt mit dem Chromanteil bemessen werden muss. Nebenbei: Auch akustisch spricht nichts gegen die filigrane Fensterführung. Auch bei hohem Tempo rauscht und zieht hier nichts. In Sachen Fertigungstechnik muss sich Volkswagen nun wirklich nicht verstecken. Wie auch das Praktische des Passat nicht unter den Tisch fällt.
Die glänzend kaschierte Heckklappe gibt einen Kofferraum von 563 Liter Volumen zum einfachen Bepacken frei, und wenn es dann doch noch mehr sein muss, lassen sich auch 1.157 Liter Ladevolumen im Arteon realisieren. Primär geht es aber um die Passagiere; die sitzen vorne erstklassig - auch dauerhaft - und hinten mehr als ordentlich. Die gestreckte Form gibt mit 2,84 Metern reichlich Radstand und damit Raum für die Beine der Fond-Nutzer her.
Das adaptive Fahrwerk legt in der Normalstellung schon Wert auf eine sportliche Note, wobei es weniger straff daherkommt, als man das bei Audi praktiziert. Ist im Menü explizit der Sport-Modus abgerufen, macht der Arteon wirklich Musik. Der Zweiliter-Turbobenziner legt den Akustik-Schleier ab und klingt hungrig, geradezu gierig. Unverkennbar, dass hier der GTI-Antrieb aus seiner Luxusverpackung ausbrechen und den Smoking zum Sportdress machen will - und kann.
Copyright: VW
Der serienmäßige Allradantrieb 4Motion bändigt die Kraft der hier auf 272 PS fixierten Leistung auf durchgehende Dynamik, deren Fluss die Siebengang-DSG-Automatik manierlich moderiert. Aus dem Stand auf 100 Kilometer pro Stunde vergehen im besten Fall in 5,6 Sekunden. Dass 250 km/h in der Spitze möglich sind, klingt absolut glaubwürdig – mit mehr als 200 km/h bewegten wir den Arteon souverän auf der linken Spur, wo immer die deutschen Autobahnen das hergaben.
Für die Ambitionen – und wohl auch für bestimmte Märkte – würde man bei VW vielleicht mit einem Sechszylinder mehr reißen können. Rein auf die Fahrleistungen bezogen, macht der Vierzylinder aber eine gute Figur. Schon aus dem Stand und im Stadtverkehr drückt der Direkteinspritzer die gut 1.7 Tonnen schwere Limousine wuchtig voran.
Die als Normverbrauch ausgewiesenen 7,0 Liter klingen fabelhaft. Diesseits der Fabel, im Alltag, muss der 272-PS-Motor mit mehr als zehn Litern pro 100 Kilometer versorgt werden. Der große 66-Liter-Tank stellt sicher, dass dennoch anständige Reichweiten realisierbar sind.
L x B x H | 4,86 x 1,87 x 1,45 Meter |
Motor | Vierzylinder Direkteinspritzer Turbo mit Partikelfilter |
Hubraum | 1.984 ccm |
Leistung | 200 kW/272 PS |
max. Drehmoment | 350 Nm bei 1.700 – 5.600 U/min |
Getriebe | Siebengang-Direktschalter (DSG) |
Beschleunigung 0 bis 100 km/h | 5,6 Sekunden |
Spitzengeschwindigkeit | 250 km/h |
Normverbrauch | 7,0 bis 6,8 Liter/100 km |
CO2-Emission | 160 bis 155 g/km |
Abgasnorm | Euro 6d-Temp |
Preis | ab 51.675 Euro |
geschrieben von MID veröffentlicht am 18.12.2019 aktualisiert am 17.12.2019
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