Emotionen zu wecken, das fällt einem Nutzfahrzeug nicht leicht. VW versucht, dem praktischen Kombi Caddy ein wenig mehr Seele zu geben und rüstet ihn in der Ausstattungsvariante Alltrack mit Off-Road-Accessoires aus. Bislang war das rund 4,50 Meter lange und 1,89 Zentimeter hohe Multitalent eher ein guter Kumpel von Handwerkern und Transporteuren. Als Caddy Alltrack soll er mit Beplankungen und angedeutetem Unterfahrschutz auch Familienväter überzeugen, die sich mehr Esprit vom geräumigen Fünfsitzer wünschen.
Mit einem 110 kW/150 PS starken Zweiliter-Diesel, dem Doppelkupplungsgetriebe DSG und Allradantrieb ausgestattet kostet der Kombi ab 36.235 Euro. Wer nun ausgeprägte Geländetauglichkeit erwartet, wird enttäuscht. Der Caddy Alltrack ist weder höhergelegt noch hat er veränderte Federn und Stoßdämpfer. Die Umbauten verbessern allein die Optik: Die Frontschürze samt Unterfahrschutz wirkt massiver, allenfalls die schwarzen Umrandungen der Radhäuser behüten den Lack vor Steinschlag, wenn es denn über grobe Strecken geht. Innen gehören Aluminiumkappen auf den Pedalen, Chromverzierungen und ein Lederlenkrad zur modellspezifischen Ausstattung. Ablagen gibt es in großer Zahl, schließlich will der Gewerbetreibende seine Liefer- oder Auftragspapiere anständig und schnell greifbar verstaut wissen, das ist dem privaten Kunden gerade recht.
Der Zweiliterdiesel springt ganz konventionell auf den Dreh am Zündschloss an. Er ist einer der meistverkauften Selbstzünder des Konzerns, von der Diesel-Affäre nach den Angaben von Volkswagen Nutzfahrzeuge erfreulicherweise nicht betroffen. 340 Newtonmeter Drehmoment stemmt der fleißige Diesel maximal und gerät bisweilen bei der Kommunikation mit der Doppelkupplungs-Automatik ins Stottern. Wer ganz zart das Gaspedal streichelt, kommt kaum voran, wer allzu beherzt den Fuß nach unten drückt, bewegt den Caddy zu einem ordentlichen aber überraschenden Satz nach vorne. Liegt viel Drehmoment an, kuppelt die Automatik mehr als zügig ein, das ist nicht immer komfortabel. Das gilt auch für die Federung. Nur oberflächlich bügelt sie unebene Straßenbeläge gerade, erst wenn der Kombi beladen ist, verliert sich die unbotmäßige Härte.
Die Fahrleistungen können sich dagegen sehen lassen. In 10,4 Sekunden geht's von 0 auf 100 km/h, mit einem Spitzentempo von 189 km/h zählt der Caddy auf der Autobahn zur Riege der Eiligen. Aber auch zu jener der Durstigen. Defensive Fahrweise und häufiges Nutzen der Freilauffunktion des Getriebes führen zu einem Verbrauch von 5,9 Liter Treibstoff auf 100 Kilometer, Express-Tempo auf der langen Fahrt treibt ihn jedoch auf 8,5 Liter. Der Durchschnittsverbrauch von 6,9 Liter geht in Ordnung, hat der Caddy doch eine eher große Stirnfläche und mit mehr als 1,7 Tonnen außerdem ein hohes Leergewicht.
Um das auch unter schwierigen Traktionsbedingungen voran zu bringen, ist der permanente Allradantrieb 4motion eine feine Sache. Nicht nur auf schlammigen Feldwegen, auch auf Asphalt bringt die bei Bedarf zusätzlich angetriebene Hinterachse ein gutes Stück mehr Sicherheit und Spurstabilität. Nur die Anhängelast fällt da mit 1.450 Kilogramm vergleichsweise bescheiden aus. In Sachen Transportvolumen lässt sich der Caddy dagegen nichts vormachen. Auf der Rückbank wird große Beinfreiheit gewährt, sie lässt sich geteilt umklappen. 590 bis 3.020 Liter kann er mit auf die Reise nehmen, der Laderaum ist topfeben, die Ladekante in sehr moderater Höhe. Einzig die große Heckklappe stellt kleinere Fahrer oder Fahrerinnen vor Probleme, sie stemmt sich vehement gegen das Schließen, besonders schlanke Menschen könnten an der Zuziehschlaufe beinahe Klimmzüge machen, ohne dass sie sich bewegt. Aber der Caddy ist ein überaus praktischer Begleiter, sieht gerade in der Alltrack-Variante gut aus und schafft mehr weg als manch ein SUV. Und das mit den Emotionen, das schafft er mit einer gewissen Beharrlichkeit auch irgendwann.