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Unverzichtbarer Lastesel
Ein Kastenwagen? Für viele Autofahrer ein Ding der Undenkbarkeit. Und das, obwohl sie bei einem älteren Klasse 3-Führerschein sogar bis zu 7,5 Tonnen schwere Fuhren steuern dürfen. Der VW Crafter ist allerdings ein gewerblicher Tausendsassa mit Pkw-Qualitäten. Trotz maximal drei Tonnen Gesamtgewicht ist das rollende Arbeitsgerät von VW Nutzfahrzeuge aus Hannover ein erstaunlich umgängliches Fahrzeug, wie unser Alltagstest aus der Sicht eines unerfahrenen Transporter-Piloten ergab. Die Beförderung von bis zu 11,3 Kubikmeter Gepäck verliert damit jedenfalls jegliche Schrecken.
Der entsprechende Raum würde den Inhalt von gut 94 Badewannen schlucken. Oder fachmännischer: Vier Europaletten lassen sich im Laderaum des VW Crafter verstauen. Das ist deshalb möglich, weil die Radkästen sehr klein gestaltet sind. Und in den Raum ragende Leisten fallen ebenfalls sehr zierlich aus. So steht ein 1,90 Meter-Mann ohne Probleme aufrecht im Inneren des Crafter, solange er sich zwischen den schmalen Querstreben an der Dachinnenseite aufhält.
Copyright: Ralf Schütze / mid
Und der Crafter aus Niedersachsen rollt überraschend unspektakulär. Eine Rückfahrkamera hilft beim Rangieren, seitliche Einparkhilfen weisen den richtigen Abstand zum Randstein, und in Fahrt wie auch beim Rangieren zeigen zweiteilige Außenspiegel ein umfangreiches Bild von dem, was hinter und neben dem großen VW passiert. So kommt auch ein absolut ungeübter Kastenwagen-Lenker gut mit der schweren und großen Fuhre zurecht.
Das gilt sogar für den Umgang mit der angenehm hoch platzierten 6-Gang-Handschaltung, die dank des durchzugsstarken Turbodiesels mit satten 340 Nm Drehmoment relativ selten betätigt werden muss. Und wenn, fallen ihre Schaltwege kaum länger oder weniger präzise aus als bei so manchem Kompaktwagen. Alternativ dazu gibt es eine Achtgang-Automatik.
Erhaben steuert der Crafter-Fahrer vor sich hin. Die direkte Sicht nach hinten ist zwar gleich null. Aber über die Spiegel sowie direkt seitlich und nach vorne hat man einen wunderbaren Überblick. Den Zugang zum erhöhten Cockpit erleichtern zwei Stufen, die gerne beim Ein- und Aussteigen genutzt werden. Das bei Pkw immer weiter verbreitete, edel wirkende Soft Touch-Material sucht man hier vergebens. Die Materialien im Innenraum eines Nutzfahrzeugs fallen natürlich eher widerstandsfähig und pflegeleicht aus als optisch ansprechend. Trotzdem ist es VW gelungen, das gesamte Crafter-Interieur sehr ansprechend zu gestalten.
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Der optional erhältliche Schwingsitz benötigt zwar etwas Feinjustierung, damit sein Eigenleben nicht zu aktiv ausfällt. Doch einmal ans jeweilige Fahrergewicht angepasst, wippt der Pilotensessel nur noch angenehm komfortabel im Rhythmus des Fahrbahnbelags. Ein günstiger cw-Wert und gute Dämmung halten sogar die Geräuschkulisse in der Crafter-Kabine auf einem Niveau, das einem Pkw-Fahrer beinahe normal erscheint.
Was ihm nicht auffallen wird: Die Pedale liegen zu nah beieinander. Mit klobigerem Arbeits-Schuhwerk ist das Nutzfahrzeug deshalb nicht ideal zu bedienen. Ein deshalb empfehlenswertes Extra-Paar Fahrschuhe können Handwerker wenigstens in einer der zahlreichen Ablagen gut verstauen. Sowohl das klassische Handschuhfach fällt hier sehr geräumig aus, als auch die praktischen oberen Ablagen. Arbeitsutensilien finden deshalb im Crafter ebenso einen sicheren Platz wie moderne Kommunikationsgeräte.
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Die Front ähnelt stark dem aktuellen Gesicht von Markenbrüdern wie VW Passat, Sharan oder Multivan. Dahinter arbeitet ein moderner Zwei-Liter-Turbodiesel mit 102, 140 oder dank Bi-Turbo sogar 177 PS. Wir kamen mit der frontgetriebenen Crafter-Version "L3H3" mit 140 PS flott voran und übertrafen den Normverbrauch von 7,4 l/100 km um lediglich 1,2 Liter - trotz teils forscher Fahrweise, die der VW-Kastenwagen dank seiner erstaunlichen Handlichkeit geradezu herausfordert.
Zahlreiche elektronische Helferlein aus dem Wolfsburger Pkw-Fundus erleichtern auch das Fahrerleben im VW Crafter. Dazu gehören allgemein übliche Assistenzsysteme wie der ACC abgekürzte Tempomat mit automatischer Abstandsregelung oder Spurhalte- und Fernlicht-Assistent. Aber auch spezifischere Helfer wie ein Rangier-Assistent, der bei maximal drei Tonnen Anhängelast große Erleichterung bringen kann.
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Darüber hinaus glänzt der Crafter auf Wunsch mit Konnektivität auf Höhe der Zeit (Android oder Apple) und hält per Klimaanlage nicht nur den Innenraum kühl, sondern sogar Getränke im Handschuhfach. Aus Kastenwagen und Pritschenwagen, verschiedenen Längen und Höhen sowie unterschiedlichen Antriebs-Kombinationen ergeben sich insgesamt 69 verschiedene Crafter-Varianten.
Die kurze Basisversion mit 102 PS, niedrigem Dach und Handschaltung beginnt bei 34.410,04 Euro. Der von uns gefahrene 140 PS-Hochdach-Crafter mit mittlerem Radstand startet bei 38.634,54 Euro. Pkw-ähnliche Sicherheits- und Komfortmerkmale sowie einfaches Fahrverhalten rauben dem Sechs-Meter-Riesen einen wesentlichen Teil des Schreckens, den so mancher Pkw-Fahrer vor seiner Premiere in einem derartigen Fahrzeug verspürt. Also alles halb so wild, wenn man tatsächlich mal den Inhalt von 94 Badewannen bewegen muss.
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VW Crafter 30 L3 H3 2.0 TDI (mittlerer Radstand und Hochdach) | Dreisitziger Kastenwagen |
Länge/Breite (ohne Spiegel)/Höhe/Radstand in Millimeter | 5.986/2.040/2.590/3.640 |
Leergewicht | 2.174 kg |
zul. Gesamtgewicht | 3.000 kg |
max. Zuladung | 826 kg |
max. Anhängelast gebremst | 3.000 kg |
Kofferraumvolumen | 9,9 m3 |
Tankinhalt | 75 l (AdBlue ca. 18 l) |
Preis | ab 38.634,54 Euro |
Motor | Reihenvierzylinder-Diesel |
Hubraum | 1.968 ccm |
Leistung | 103 kW/140 PS bei 3500 – 3600 U/min |
max. Drehmoment | 340 Nm bei 1600 – 2250 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 158 km/h |
Normverbrauch | 7,4 l pro 100 km |
CO2-Ausstoß | 194 g/km |
Getriebe | Sechsgang-Handschaltung |
Antrieb | Frontantrieb |
geschrieben von MID veröffentlicht am 23.08.2018 aktualisiert am 23.08.2018
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