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VW
Steven Volckaert schaut ein bisschen nervös. Seit bald fünf Jahren arbeitet der Belgier am vielleicht ehrgeizigsten Projekt im VW-Konzern, und jetzt soll er einfach den Schlüssel abgeben? Irgendwann musste es ja soweit kommen. Denn fast genau zehn Jahre nach der Jungfernfahrt von Ferdinand Piech ist der XL1 reif für die Serie und statt Männern wie Volckaert dürfen nun zum ersten Mal auch Journalisten ans Steuer.
Auf Testfahrten rund um den Genfer Autosalon sollen sie ausprobieren, ob der Wagen tatsächlich mit weniger als einem Liter Sprit zu bewegen ist und wie sehr man sich für das Auto der Zukunft umstellen muss. Da darf man als eingefleischter Entwickler schon mal ein bisschen nervös sein – zumal es dabei ja auch um jede Menge Geld geht. Wenn schon die Entwicklung eines konventionellen Autos schnell mal eine Milliarde Euro kostet, dürfte der revolutionäre XL1 wohl ein Vielfaches davon verschlungen haben. Und würden die 50 Exemplare der bislang bestätigten Kleinserie auch nur zu einem [foto id=“456171″ size=“small“ position=“left“]halbwegs realistischen Preis verkauft, müsste der schnittige Silberfisch sicher mit mindestens 100.000 Euro in der Liste stehen. Kein Wunder also, dass Volckaert den Schlüssel nur schweren Herzens aus der Hand gibt.
Denn auch wenn das Sparwunder aus Wolfsburg aussieht wie ein Ufo, fährt es sich doch wie ein ganz normales Auto. Schnell fühlt man sich heimisch im trotz des beschränkten Formats überraschend geräumigen Passagierabteil: An die tiefe Sitzposition auf den federleichten Karbonsesseln gewöhnt man sich ebenso schnell wie an den eigenwilligen Blick durch die geteilten Seitenscheiben oder die elektronischen Außenspiegel, die mit Kameras arbeiten und ihr Bild auf einen Monitor in der Türtafel projizieren. Und nach dem Druck auf den Startknopf fühlt sich der XL1 an wie jedes andere Elektroauto.
Lautlos und flott fädelt man sich in den dichten Verkehr ein, surft mehr durch die Stadt als dass man fährt und ist an der Ampel immer vorne dabei. Zwar hat die E-Maschine im siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebe gerade einmal 27 PS. [foto id=“456172″ size=“small“ position=“right“]Aber weil der weitgehend aus Karbon gebackene X1 unbeladen nur 795 Kilo wiegt und damit fast eine halbe Tonne leichter ist als ein VW Golf, ist er damit überraschend flott unterwegs.
Nachdem das Auto die letzten zwei Stunden an der Steckdose hing, könnte das jetzt 50 Kilometer so weitergehen. „Und viele Kunden im urbanen Umfeld würden wohl überhaupt nicht mehr als den Elektromotor brauchen“, sagt Volckaert. Doch sobald man etwas fester aufs Fahrpedal tritt oder der Akku zur Neige geht, meldet sich ein Zweizylinder-Diesel zu Wort. Der „halbe 1,6-Liter“ nagelt zwar laut und vernehmlich, weil er einem buchstäblich im Nacken sitzt und sich VW schwere Dämmung gespart hat. Doch schon mit seinen mickrigen 48 PS hat er genügend Leistung, um den XL1 anzutreiben und nebenbei auch noch den Akku zu laden. Schließlich reichen dem Wunder aus dem Windkanal gerade einmal 8,4 PS, um Tempo 100 km/h zu halten.
In der Stadt ist der XL1 klasse, und auf der Schnellstraße fühlt man sich eher wie in einem Segelflieger als in einem Auto. Nur die kurvigen und bisweilen auch etwas steileren Landstraßen in der Schweiz sind nicht so ganz seine Sache: Der stete Wechsel zwischen dem flüsterleisen E-Betrieb und dem nervigen Nageln des Diesels ist zumindest gewöhnungsbedürftig, und auf der Slalomstrecke am Seeufer fehlt einem irgendwann [foto id=“456173″ size=“small“ position=“left“]auch die Servolenkung. In der Stadt und auf der Autobahn lassen sich die gerade einmal 11,5 Zentimeter breiten Rädchen an der Vorderachse mühelos mit Muskelkraft bewegen. Doch zum flotten Kurvenräuber taugt der XL1 damit nicht.
Sein Sport ist das Sparen, sagt Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg und nennt das Projekt XL1 die „Formel 1 seiner Mannschaft.“ Denn ein alltagstaugliches Auto auf einen Verbrauch von weniger als einem Liter zu drücken ist offenbar mindestens genauso schwer, wie die Entwicklung eines siegfähigen Rennwagens für die Herren Vettel & Co.
Denn auch wenn die Produktion im Augenblick noch mehrere Wochen dauert, VW dafür beim Leichtbau und im Windkanal alle Register ziehen musste und sich noch immer keiner traut, einen Preis und eine Stückzahl zu nennen, kann man den Flügeltürer fast so unkompliziert nutzen wie einen Polo oder Golf. Nur beim Rangieren am Bordstein muss man aufpassen wie bei einem Lamborghini, und bei kühlen Temperaturen lernt man schnell, wie viel Energie der Komfort kostet. „Wer sparsam [foto id=“456174″ size=“small“ position=“right“]fahren will, muss sich buchstäblich warm anziehen“, sagt deshalb Hackenberg und holt für die Testfahrt schnell noch einen dicken Pulli aus dem Koffer.
Am Ende der Runde zeigt der Bordcomputer zwar nicht die versprochenen 0,9 sondern 1,6 Liter. Aber der Durchschnittsverbrauch ist ja auch bei einem normalen Verbrenner eigentlich nie zu schaffen. Außerdem haben wir den Akku nur zu zwei Dritteln geleert. „Hätten wir ihn ganz auf Null gefahren, wären wir mit 1,2 oder 1,3 Litern angekommen“, rechnet der Begleiter vor und schaut vollkommen zufrieden. Zurecht. Denn für das Geld, mit dem wir den Sprit für eine komplette Runde um den Vierwaldstätter See bezahlen könnten, gäbe es am Seeufer von Luzern nicht mal eine Tasse Kaffee.
Jetzt, wo der XL1 auf der Straße ist, könnte Chefentwickler Ulrich Hackenberg eigentlich zufrieden die Hände in den Schoß legen. Doch daraus wird wohl nichts werden. Denn erstens muss die Technologie aus dem Super-Sparer jetzt möglichst effizient und trotzdem preiswert auf Großserienmodelle wie den e-Up und den Golf mit Plug-in-Hybrid übertragen werden. Und zweitens ist er auch mit dem XL1 selbst schon nicht mehr ganz zufrieden. „Bei diesem Auto sind wir bis an die Grenzen des Machbaren gegangen“, sagt Hackenberg. Aber diese Grenzen verschöben sich ständig. Wie viel Luft noch ist, dass kann der Entwicklungsvorstand nicht sagen. „Aber würden wir heute von vorne anfangen, dann wäre der XL1 noch sparsamer.“
Plug-in-Hybrid mit Zweizylinder-TDI, Elektromotor und Lithium-Ionen-Zellen | |
Diesel: | 35 kW/48 PS |
max. Drehmoment: | 120 Nm |
Elektromotor: | 20 kW/27 PS |
max. Drehmoment: | 140 Nm |
Systemleistung: | 51 kW/69 PS |
max. Drehmoment: | 140 Nm |
0-100 km/h: | 12,7 s |
Vmax: | 160 km/h |
Verbrauch: | 0,83 Liter je 100 Kilometer |
CO2-Ausstoß: | 21 g/km |
elektrische Reichweite: | 50 km |
Gesamtreichweite: | 500 km |
Preis: | k. A. |
Alternative zu: Nissan Leaf, Renault Twizy, Smart ED – und zum Fahrrad |
Passt zu: Technikfreaks mit grünem Gewissen und den Ökos aus dem Silicon Valley |
Sieht gut aus: vor dem Universitäts-Forschungszentrum oder vor der Apple-Zentrale in Cupertino, aber auf keinen Fall an der Tankstelle |
Wann kommt er: die erste Kleinserie von 50 Autos soll bis zum Sommer fertig sein. Aber ob und wie da auch Kunden ans Steuer kommen, hat VW noch nicht entschieden |
Was kommt noch: die gleiche Technik in einem VW Up, der kaum mehr als einen Liter brauchen wird |
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 04.03.2013 aktualisiert am 04.03.2013
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Interceptor2
Das ist erst der Anfang. Ich bin sicher, das in den nächsten 5-10 Jahren stark verbesserte Techniken auf den Markt kommen, besonders in der Batterietechnik, die besonders wichtig ist. Mit ihr steht und fällt das E-Autokonzept. Natürlich nur, wenn nicht irgend welche Ölmultis zuvor die Technik aufkaufen, was zu befürchten ist.
Der XL1 stellt mit Sicherheit einen Meilenstein in der Spritspartechnologie dar, aber leider nicht serientauglich noch bezahlbar für Ottonormalbürger. Effektiv als nur Imagepflege.
Ich frage mich, warum die eigentlichen Spritsparautos von VW abgeschafft wurden und das A2 Konzept oder der Lupo keinen Nachfolger bekommen hat. Ach ja. Herr Schäuble und die Ölmafia lässt grüßen
OH du schönes Deutschland und deine Albträume für die SUPERREICHEN!!!
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Gast auto.de
März 15, 2013 um 2:06 pm UhrDer Sinn des ganzen wurde ja schon von VW selbst kommuniziert. Der XL1 ist die auf die Spitzge getriebene Technikvision und gibt ausblick auf das was in den nächsten 1-3 Jahren in der Großserie auf den Markt kommen wird. Der XL1 Antrieb ist im Rahmen des MQB voll integriert und kann somit in dann in alle MQB Modelle übernommen werde. Ohne die ganze Carbon etc. Geschichte und in Großserie wird das eine sicherlich bezahlbare Alternative zu reinen Benzinern, Dieseln etc. sein.
Wie VW selbst sagt sind diese ganzen Dinge wie Strohmlinienform, Carbonmaterialien etc. nur dazu da die letzten Zehntel aus dem Konzept zu quetschen und für die Serie eh nicht geplant.
Der XL ist ein "Leuchtturm" .. nicht mehr, aber auch nicht weniger !