Wenn die Lunge aus der Brust springt

(adrivo.com) Die Formel 1 verabschiedet sich aus Europa, der letzte e-Reporter hat sein Werk vollbracht. In Belgien war Laura Postma an der Reihe.

Auch in Spa-Francorchamps schickte Bridgestone im Rahmen seiner eReporter-Initiative wieder einen Nachwuchsjournalisten ins GP2-Fahrerlager. Diesmal war eine junge Dame an der Reihe. Laura Postma schrieb über die Rennen, interviewte die Fahrer und berichtete live aus den Ardennen.

„Es hat mehr gebracht, als nur zu sehen, wie es ist, eine Motorsportjournalistin zu sein“, sagte Laura. „Als ich durch den F1-Paddock lief, bemerkte ich, dass es ganz anders war, als ich es erwartet hatte. Es war größer, besser und spannender als ich es mir jemals erträumt hatte.“ Der Gesamtsieger des eReporter-Wettbewerbs wird beim GP2-Finale in Valencia gekürt. Vorher berichtet Ihnen Laura von ihrem Abenteuer in den Ardennen.

Erste Eindrücke

Eine Rennstrecke, die nach Bäumen riecht und nicht nach Benzin und verbranntem Gummi. Eine Rennstrecke, die eine so herausfordernde und gefährliche Kurve hat, dass selbst die weltbesten Rennfahrer kurz den Atem anhalten. Das kann nur Spa-Francorchamps sein. Es gibt einen Grund dafür, warum die Fahrer die belgische Strecke so sehr mögen. Spa hat alles: fordernde Kurven wie Eau Rouge, jede Menge Tradition und zudem noch eine schöne Umgebung. Ich bin schon ein Glückspilz, dass ich als eReporter zu diesem Grand Prix durfte!

Wenn man zum ersten Mal den F1-Paddock betritt, ist das wie der erste Besuch in New York City: man hat Bilder aus dem Fernsehen im Kopf, aber in Wirklichkeit ist alles ganz anders. Als ich dann vor den überdimensionierten Motorhomes der F1-Teams stand, musste ich schon meine Augenbrauen hochziehen und zugeben, dass der Paddock etwas kleiner als erwartet wirkte. Das war ein Anfängerfehler. Ich habe nicht bedacht, dass Spa zwei Ebenen hat. Erst als ich die Treppen hochging, sah ich die ganze Größe des Fahrerlagers.

Die Bridgestone Formel 1-Reifen zu sehen, war absolut beeindruckend. Massiv, groß und schwarz. Direkt neben dem ganzen aufgestapelten Gummi konnte ich nicht widerstehen und musste einen der Reifen hochheben. Nur um zu sehen, wie schwer er ist. Er war schwerer als ich dachte. „Du solltest einen GP2-Reifen ausprobieren“, sagte ein Bridgestone-Mitarbeiter. Kaum war ich im GP2-Paddock zurück, stand ich in einem Truck voller Reifen – hob einen nach dem anderen hoch. Ich hatte vor diesem Wochenende viel erwartet, aber Gewichtheben ganz sicher nicht!

Der Freitag

Der Tag begann begann mit einem Treffen mit Collings Motorsport-Journalist Andrew Fagan. Er nahm sich die Zeit, mir zu erklären, welche Qualitäten ein guter Motorsportjournalist benötigt und wie es ist, ein F1-Journalist zu sein. Nachdem ich mich an die beeindruckenden Motorhomes im F1-Paddock gewöhnt hatte, traf ich mich mit einigen Bridgestone-Mitarbeitern, die mir zeigten, was Bridgestone an einem Grand Prix Wochenende alles macht. Zudem bekam ich eine allgemeine Einführung in das Unternehmen, das viel riesiger ist, als ich es dachte. Ganz besonders in seiner Heimat in Japan. Es war neu für mich, dass in Japan Städte rund um die Bridgestone-Fabrik entstehen.

Später besuchte ich das Super Aguri Team, wo ich mir das Getriebe und den Honda-Motor einmal genau ansehen durfte. Ich durfte sogar das Lenkrad halten. Vor dem Mittagessen konnte ich mir das Freie Training der Formel 1 und der GP2 direkt an der Strecke ansehen. Ich hatte einen tollen Blick über die Eau Rouge und der Motorenlärm ließ meine Lunge fast aus meiner Brust springen. Das zeigte mir erneut, wie glücklich ich war, hier zu sein.

Das Essen bei Bridgestone war nicht nur gut, es gab mir auch die Möglichkeit zusammen mit einigen weiteren britischen Motorsport-Journalisten mit GP2-Fahrer Karun Chandhok zu sprechen. Chandhok hat mich mit seiner fließenden Redeart und Intelligenz beeindruckt. Außerdem lernte ich einige neue Dinge über einen möglichen Indien GP in seiner Heimat. Gestärkt ging es dann ans GP2-Qualifying. Glücklicherweise nahmen sich hinterher alle Fahrer Zeit, meine Fragen zu beantworten.

Der Samstag

Ab in den Paddock, mit den Fahrern sprechen, Ohrenstöpsel einstecken – mein zweiter Tag fühlte sich so an, als ob ich das schon mein ganzes Leben lang machen würde. Ich fühlte mich inmitten der riesigen Motorhomes schon viel wohler, wo Journalisten um Interviews kämpften und Fahrer versuchten vor den streitenden Journalisten zu fliehen. Erst als ich beinahe mit Max Mosley zusammenstieß und etwas später von Frank Williams überholt wurde, merkte ich, dass so etwas nicht alltäglich ist.

Den Morgen begann ich mit einem Spaziergang au der Merchandising-Allee, wo alle Teams ihre Stände haben und Autos ausstellen. Es roch nach Bier und Pommes Frites und obwohl es noch früh am Morgen war, standen bereits einige Fans mit Bierdosen und roten Gesichtern herum. Es war wahrscheinlich noch nicht einmal ihr erstes Bier an jenem Tag.

Dort war auch der Red Bulletin untergebracht, eine „beinahe unabhängige Zeitung“, wie sie sich selbst nennen. Justin Hynes stellte mir den Red Bulletin vor und überraschte mich damit, dass die Zeitung nicht nur vor Ort in einem kleinen Truck geschrieben und erstellt, sondern auch gedruckt wird. Es war auf jeden Fall sehr interessant all dies zu erfahren.

Zum Mittagessen war ich wieder in der Bridgestone-Hospitality im F1-Paddock. Diesmal waren die niederländischen und belgischen Journalisten zu einem Gespräch mit Ho Pin Tung geladen. Dank einiger Gläser Wein für die niederländischen Journalisten wurde die Atmosphäre immer besser und besser – als ich auf die Uhr sah, bemerkte ich, dass ich gerade zwei geplante Interviews verpasst hatte. Die Zeit verfliegt eben, wenn man Spaß hat.

Der Sonntag

Die Motoren brüllen, das Adrenalin steigt. Die Tribünen sind vollgepackt mit Fans und kaum glaubt man, dass man sich an den Sound der F1-Autos gewöhnt hat, öffnet einem der GP-Start die Augen – daran kann man sich wohl niemals gewöhnen.

Der Morgen begann wieder mit einem Besuch beim Red Bulletin, wo mir Justin Hynes Feedback zu meinen bisherigen Artikeln gab. Danach war es Zeit für das GP2-Sprintrennen und Interviews mit den Fahrern. Außerdem standen zwei längere Interviews mit Roldan Rodriguez und Lucas di Grassi an – letzteres war eines der ungewöhnlichsten. Ich sprach mit ihm in seinem Teamtruck – während er seine Sachen packte. Also schrie er mir seine Antworten auf meine Fragen von der einen oder anderen Seite des Trucks zu, während er alle Sekunden an mir vorbeilief. Als ich ihm sagte, dass dies mein interessantestes Interview überhaupt war, schien er sehr amüsiert zu sein. Der krönende Abschluss war das Formel 1-Rennen, von dem ich jede Minute genoss. Es war wirklich ein unvergessliches Wochenende.

© adrivo Sportpresse GmbH

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