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Ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen um die Gunst der amerikanischen Auto-Kundschaft und damit um Milliardenprofite liefert sich derzeit Toyota mit den traditionsreichen US-Herstellern Ford und GM auf deren Heimatmarkt. Die Japaner haben mit günstigen und als zuverlässig geltenden Volumenmodellen über Jahre hinweg den nordamerikanischen Markt mit beherrscht. Bestes Beispiel: das allein im Jahr 2009 in den USA 1,3 Millionen Mal verkauften Kompaktmodell Corolla. Zu Hochzeiten verkaufte Toyota in den USA über 2,6 Millionen Autos jährlich. Jetzt aber müssen die Asiaten in ihrem US-Geschäft vorläufig wieder etwas „kleinere Brötchen“ backen.
So hat sich Toyota nach Abschluss des dritten Quartals mit einem bisherigen operativen Gewinn von 4,46 Milliarden Dollar im laufenden Jahr erstmals seit langem dem wieder erstarkenden Rivalen GM geschlagen geben müssen. Gemessen am Nettoergebnis nach drei von vier Quartalen rangieren die Japaner damit nur noch auf Platz sechs der „Hersteller-Hitliste“; und zwar knapp hinter dem GM-Konzern, der nach seiner Insolvenz im ersten Dreivierteljahr 2010 schon wieder beachtliche 4,77 Milliarden Dollar verdient hat. Allerdings bilden diese aktuellen Kennzahlen nur das operative Geschäft ab. Sie sind daher wenig mehr als Momentaufnahmen. Die Zukunft des derzeit noch mehrheitlich staatlich kontrollierten Konzerns ist dennoch ungewiss. Denn noch weiß niemand, wie sich der anstehende Börsengang und die Rückzahlung der gewährten Finanzhilfen in Milliardenhöhe auswirken werden.
Doch der Hoffnungsschimmer hat Gründe: Denn frei nach Hermann Hesse angeblich jedem Ende innewohnenden Zauber zum Neustart genutzt haben die Autobauer aus Detroit vor allem mit massenkompatiblen Pkw-Modellen ihrer Marken Chevrolet und Cadillac. Aber auch Toyota scheint nach den Imagekratzern infolge von Qualitätsproblemen und dem Rückruf von 5,4 Millionen Fahrzeugen in den USA allein in diesem Jahr die Herausforderungen des Weltmarkts anzunehmen.
Und wer die Japaner kennt, weiß, dass sie sich auch nach einer erlittenen Niederlage so schnell nicht geschlagen geben. Im Gegenteil: Getreu dem japanischen Sprichwort „Geschäft ist Krieg“ ist davon auszugehen, dass sie den Kampf um Marktanteile und Absatzzahlen nun mit Feuereifer angehen. Neben der durch den Rückruf erlittenen Schmach leidet Toyota aber vor allem unter mangelnder Auslastung seiner Produktionsstätten wie dem Werk im US-Bundesstaat Mississippi. Gemäß der auch in anderen Weltregionen erfolgreich praktizierten Strategie, in kürzester Zeit eine lokale Produktion zu installieren und auszubauen, betreiben die Japaner in den USA inzwischen mehr als ein Dutzend Werke. Auch der in Übersee unter diesem Namen noch erhältliche Corolla soll ab Herbst 2011 ausschließlich vor Ort in Tupelo, Mississippi, von 2 000 eigens neu [foto id=“331110″ size=“small“ position=“right“]eingestellten Mitarbeitern produziert werden. Eine Strategie, die sich im Zeichen stark schwankender Währungswechselkurse noch als Vorteil erweisen könnte.
Doch der „Feind“ – um einmal im martialischen Sprachbild zu bleiben – schläft nicht, sondern ist hellwach. Und Toyotas „Erzfeind“ Nummer eins heißt in den USA momentan Ford. Gemessen am Gewinn ist die Motor Company nämlich so etwas wie der „Shooting Star“ unter den US-Herstellern. Mit einem Zwischenergebnis von 6,37 Milliarden Dollar haben „Henry Fords Erben“ schon nach drei von vier Quartalen ihren kompletten Ertrag aus 2009 in Höhe von 2,72 Milliarden Dollar klar getoppt.
Ein Erfolg, der nach Ansicht von Analysten vor allem auf das Konto von CEO Alan Mulally geht. Nach Milliardenverlusten in den vergangenen Jahren ist es dem seit 2006 im Amt befindlichen Ford-Boss augenscheinlich gelungen, das Ruder herumzureißen und die wirtschaftliche Sanierung seiner Marke voranzutreiben. In erster Linie dürfte dies der konsequenten Plattformstrategie und einer Modelloffensive im Bereich von C-Max-Familie, Focus und Co zu danken sein.
Wie auch immer der Markt sich nun entwickelt: Rückenwind erhalten dürften die Absatzbestrebungen aller Hersteller von einer weltweit boomenden Automobilwirtschaft. Nach Schätzungen von Branchenexperten wird die Rekordmarke von 71,1 Millionen weltweit verkauften Einheiten im nächsten Jahr geknackt. Es bleibt also spannend auf dem nahezu unbegrenzten „Automarkt der Möglichkeiten“ – nicht nur in den USA.
geschrieben von auto.de/(mah/mid) veröffentlicht am 12.11.2010 aktualisiert am 12.11.2010
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