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Mit Musik geht alles besser – außer Autofahren. Aggressive oder zu laute Musik kann die Reaktionsfähigkeit des Fahrers beeinträchtigen und das Unfallrisiko erhöhen. „Musik erhöht die Pulsfrequenz und verändert die Atemtätigkeit,“ sagt Prof. Günther Rötter von der Universität Dortmund: „All das hat Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit hinterm Steuer.“
Bei optimaler körperlicher Stimulans regt Musik die Tätigkeit des Gehirns an. Sind die Reize zu stark oder zu schwach, mindert das die Leistungsbereitschaft. „Damit Musik aufmerksam macht, bedarf es einer reizarmen Umgebung,“ weiß der Musikwissenschaftler. „Auch der persönliche Geschmack ist entscheidend.“ Wer also seine Lieblingssongs ohne quasselnden Beifahrer oder quengelnde Kinder genießt, kann durch Musik seine Konzentration steigern.
„Komplexe Fahrsituationen erhöhen die Störanfälligkeit,“ sagt Dora Donosa, vom Österreichischen Automobilclub ÖAMTC. Verantwortungsbewusste Fahrer reduzieren daher beim Ein- und Ausparken sowie in unbekannten Gegenden automatisch die Lautstärke oder schalten das Radio völlig ab. Die Verkehrspsychologin empfiehlt, ruhigere Musik im stressigen Stadtverkehr und rhythmische Melodien auf monotonen Strecken wie Landstraßen und Autobahnen zu hören.
Trotzdem ist der Genuss zackiger Beats wie House- oder Salsa-Rhythmen nicht ganz ungefährlich. Hörer schneller Musik verursachen laut Warren Brodsky von der Ben-Gurion-Universität doppelt so viele Unfälle wie andere. „Mit wachsender Musikgeschwindigkeit steigt die Risikobereitschaft,“ so der israelische Wissenschaftler.
Auch eine zu hohe Lautstärke ist hinderlich und obendrein verboten, da so Warnsignale wie Hupen oder ein Martinshorn überhört werden. Ab einem bestimmten Lautstärkepegel können außerdem Rempler beim Ein- und Ausparken unbemerkt bleiben. Wer sich dann ahnungslos vom Unfallort entfernt, begeht Fahrerflucht. Gerade Fahranfänger unterschätzen den Einfluss von Musik zu oft. „Neulinge hinterm Steuer haben viele Fahrprozesse noch nicht automatisiert, daher fordert eine sichere Fahrweise ihnen eine noch größere Konzentration ab,“ weiß Dora Donosa.
Wer sich in seinem Wagen wohl fühlen will, gönnt nicht nur seinen Ohren, sondern auch seiner Nase etwas Gutes. Noch stärker als Musik hebt ein angenehm duftender Innenraum die Laune. „Gerüche beeinflussen die hormonelle Steuerung und emotionalen Systeme des Körpers,“ sagt Konrad King von der RAC-Foundation for Motoring in London. Doch auch in diesem Fall ist nicht jedes Aroma gut. Frisch geschnittenes Gras zum Beispiel verleitet zu Tagträumen und lenkt vom Verkehrsgeschehen ab. Blumen am Wegesrand rufen bei Heuschnupfengeplagten heftige Niesanfälle hervor. Parfum und Aftershave wiederum aktivieren erotische Fantasien und treiben die Gedanken weg von der Straße. Seeluft verlockt dagegen zu tiefem Durchatmen. Das entspannt die Muskeln und versorgt das Gehirn mit Sauerstoff. Ein weiterer Konzentrations-Pusher sind Zitrus-, Kaffee- und Zimtduft. Dank ihrer entspannenden Wirkung besonders für den Stadtverkehr empfehlenswert sind Kamille, Jasmin, Vanille, Lavendel und Pfefferminze.
Das Wissen um die positive Wirkung von Musik und Gerüchen auf den Fahrer hat auch schon der Automobilbauer Rinspeed genutzt. Die Fahrzeugstudie „Senso“ ermittelt durch Messung biometrischer Werte den Gemütszustand des Fahrers und erzeugt Melodien, Gerüche und Farben, die den Lenker in einen Zustand entspannter Aufmerksamkeit versetzen. Zeigt der Fahrer etwa Ermüdungserscheinungen, regeneriert „Senso“ mit einer Kombination aus rhythmischer Musik und einer Zitrus-Grapefruit-Note seine Leistungsbereitschaft. Vanille-Mandarin-Duft gepaart mit einer ruhigen Melodie wird produziert, um den Lenker in einer stressigen Verkehrssituation zu entspannen. Und in den neuen Modellen Citroen C4 und Peugeot 207 ist sogar ein Parfümspender an Bord, der bei Bedarf einen „Muntermacher für die Nase“ produziert. Victoria Kirjuschkin/mid
mid
geschrieben von veröffentlicht am 10.04.2006 aktualisiert am 10.04.2006
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