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Detroit – Der Name war einmal Programm: Mo(tor)town! Doch die Tage, als Detroit in Michigan, wo Chrysler, Ford und General Motors ihren Sitz haben, dank blühender Automobilindustrie das US-Wirtschaftswunder angetrieben hat, sind spätestens seit der Krise 2009 vorbei. Inzwischen freilich keimt wieder so etwas wie Hoffnung am Detroit River zwischen Lake Saint Clair und Eriesee im Norden an der Grenze zu Kanada.
Größere Schneeflecken-Reste sind zu sehen. Es ist kühl, aber die Sonne scheint vom blauen Himmel. Noch in der Vorwoche hat einer der gefürchteten Winterblizzards den Norden Amerikas mit Temperaturen bis minus 40 Grad in eisiger Umklammerung gehalten. ‚Auch wir in Detroit haben das natürlich gespürt‘, sagt Todd Dennis Owens, der uns im Bus die knappe halbe Stunde vom Internationalen Wayne-County-Flughafen nach Downtown Detroit fährt. ‚Aber wir sind einiges gewohnt hier!‘
‚Detroit zwischen Untergang und Neuanfang‘, hat ein Hörfunkkollege unlängst erst eine Geschichte über die ‚einst blühende Industriestadt‘, das ‚Herz der amerikanischen Autohersteller‘, recherchiert, darin davon berichtet, dass die Wirtschaft schon lange nicht mehr läuft, die Stadt 18 18 Milliarden Dollar Schulden plagen, sie Insolvenz angemeldet [foto id=“497123″ size=“small“ position=“left“]und damit die ‚größte kommunale Pleite in der US-Geschichte‘ hingelegt hat.
Was danach folgte, ist der Versuch, zu retten, was überhaupt noch zu retten ist. Eine Chapter 9 genannte Regelung soll laut Korrespondenten-Bericht der Stadt helfen, sich zu erholen. Doch die Rahmenbedingungen sind zumindest zwischenzeitlich nicht gerade die günstigsten gewesen, angefangen von Arbeitslosigkeit über Armut, Drogen und Gewalt bis hin zur Korruption. Häuser stehen leer. Ganz Viertel verfallen. Der Fahrer, der uns vom Hotel MGM Grand zur Autoschau in der Cobo Hall bringt, erzählt, dass Detroit in Sachen Kriminalität sogar zum Spitzentrio in den USA gehört: ‚Es heißt, nur im Großraum Los Angeles und in Flint, etwa eine Autostunde nordwestlich von hier, gehe es noch schlimmer zu.‘
Ein neuer Bürgermeister ist gewählt. Keine leichte Aufgabe für Mike Duggan, den Demokraten, und den vom Gouverneur bestimmten (Mit-)Verwalter. Aber Washington soll der Stadt sofort mit 30 Millionen Dollar unter die Arme gegriffen haben. Straßenlaternen leuchten nun in der Tat wieder. Leben kehrt langsam ins Zentrum zurück. Boutiquen, Kneipen, Galerien öffnen. Im Fishbone’s in der Monroe Street spielt eine Band. Auf dem Martius-Park-Campus kann man Schlittschuh laufen und die Stimmung genießen, nach wie vor (nach-)weihnachtlich illuminiert. Hochbetrieb – wenigstens für zwei Wochen Für die zweiwöchige North American International Auto Show, Januar für Januar immer der erste Treffpunkt der Branche im neuen Jahr, hat sich die Stadt, deren Einwohnerzahl von fast zwei Millionen auf zuletzt nur noch rund 750 000 geschrumpft ist, wieder aufgehübscht. In Hotels und Lokalen herrscht Hochbetrieb. Autokolonnen schieben sich, je näher wir der Cobo Hall in der West Big Beaver Road kommen, dichter durch die Straßen. [foto id=“497125″ size=“small“ position=“left“]Die Polizei muss eingreifen, den Verkehr von Hand regeln.
Die Frage bleibt, was passiert, wenn die Autoschau ihre Pforten schließt. ‚Wie immer‘, nimmt unser Shuttle-Fahrer an, ‚kehrt dann die Tristesse wahrscheinlich zurück, die Wirklichkeit.‘ Es werde dauern, bis Detroit einmal wieder das werde, was es einmal war, ‚wenn überhaupt‘. Weiter Gefahr industrieller Monostruktur Die Gefahr bestehe weiter in der Monostruktur. Alles sei mehr oder weniger auf Automobilproduktion fokussiert. Aber, räumt unser Fahrer ein, es gehe ihnen offensichtlich wieder besser, egal ob Chrylsler, Ford oder General Motors. ‚Wer weiß, vielleicht müssen wir dann sogar keine Kunstwerke aus unserem Institute of Art verkaufen, wie es zuletzt in der Zeitung stand.‘ Detroit wieder als Mo(tor)town der Wirtschaft im Land? ‚Warum nicht? Nicht ganz, aber vielleicht zum Teil.‘ /Fotos: Koch
geschrieben von auto.de/Günther Koch/KoCom veröffentlicht am 20.01.2014 aktualisiert am 20.01.2014
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